FC St. Pauli vs. SC Freiburg 0:1 – Auf klassisches 0:0 folgt Horror-Ende | OneFootball

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·16 February 2025

FC St. Pauli vs. SC Freiburg 0:1 – Auf klassisches 0:0 folgt Horror-Ende

Article image:FC St. Pauli vs. SC Freiburg 0:1 – Auf klassisches 0:0 folgt Horror-Ende

Viel war nicht los beim Spiel zwischen dem FC St. Pauli und dem SC Freiburg. Doch in den letzten Minuten verlor der FCSP nicht nur die Partie, sondern auch Spieler und Trainer.(Titelfoto: Stefan Groenveld)

Es gibt diesen Spruch „Ein 0:0 der besseren Sorte“ – das Spiel zwischen dem FC St. Pauli und dem SC Freiburg war das defintiv nicht, zumindest nicht was die Offensivaktionen anging. Diese Partie hätte vielmehr kein anderes Ergebnis als ein 0:0 verdient gehabt. Doch in den letzten Minuten der Partie kam es anders – und aus Sicht des FC St. Pauli noch viel schlimmer…


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Die Aufstellung

Im Vergleich zum Spiel in Leipzig gab es eine personelle Veränderung beim FC St. Pauli: Elias Saad feierte nach mehrmonatiger Pause sein Startelf-Comeback. Er ersetzte Carlo Boukhalfa aber nicht positionsgetreu, sondern spielte auf seiner angestammten linken Offensivseite. Noah Weißhaupt wechselte dafür auf die rechte Seite. Blessin erklärte später, dass er Weißhaupt auch eine gute Rolle auf der rechten Offensivseite zutraue und auch, dass er gute Momente von ihm dort gesehen habe. Auf den Ausfall von Manos Saliakas reagierte der FCSP erneut mit dem Seitenwechsel von Philipp Treu – Siebe Van der Heyden nahm die Position links in der Fünferkette ein.

Der SC Freiburg änderte seine Startelf im Vergleich zum 1:0 gegen Heidenheim auf zwei Positionen: Patrick Osterhage agierte anstelle von Nicolas Höfler neben Maximilian Eggestein auf der Doppelsechs. Zudem ersetzte Merlin Röhl den schnellen Eren Dinkci in der Offensivzentrale. Das Team agierte in einem 4-2-3-1, rotierte allerdings relativ viel.

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Aufstellung beim Spiel FC St. Pauli gegen SC Freiburg

FCSP: Vasilj – Wahl, Smith, Nemeth – Treu, Irvine, Sands, Van der Heyden – Weißhaupt, J. Eggestein, Saad

SCF: Atubolu – Sidillia, Ginter, Lienhart, Günter – Osterhage, M. Eggestein – Doan, Röhl, Grifo – Höler

(Zu) viel Respekt voreinander

Wie der SC Freiburg gegen den Ball spielen würde, war völlig klar. Unter der Leitung von Trainer Julian Schuster hatte das Team bereits die gesamte Saison über ein für die Gegner extrem unangenehmes mannorientiertes Pressing gezeigt. Dessen war sich auch der FC St. Pauli im Vorfeld bewusst, Alexander Blessin hatte vor der Partie genau erklärt, wie man mit dieser Spielweise eines Gegners umgehen muss.

Doch wenn es einzig reichen würde genau zu wissen, wie man gegen eine mannorientierte Verteidigungsweise spielen muss, um auch erfolgreich zu sein, dann würde kein Team der Welt so spielen. Der SC Freiburg hatte bereits in einigen Spielen in dieser Saison gezeigt, dass er viele Gegner – besonders jene, die individuell nicht auf dem Freiburger Level sind – damit vor große Probleme stellen kann. Das ist, anders als im Hinspiel, leider auch am Samstag gelungen.

FC St. Pauli findet die Räume nicht

Der FC St. Pauli hatte über die gesamten 90 Minuten keine Lösungen gefunden, um das Freiburger Team wirklich in Verlegenheit zu bringen. „Wir wussten, dass wir gegen mannorientierte Gegner viel in Bewegung sein müssen, auch mutiger“, erklärte Eric Smith nach Spielende in der Mixed Zone und ergänzte: „Wir hatten Probleme, die Räume hinter ihrer ersten Pressinglinie zu finden.“Alexander Blessin ergänzte auf der Pressekonferenz, dass sein Team vor allem im ersten Abschnitt „die Tiefe nicht gehabt“ habe, also gar nicht die Räume hinter der Freiburger Viererkette attackiert habe, um gefährlich zu werden.

Wenn es dem FC St. Pauli mal gelang, die erste Pressinglinie zu überspielen, dann war das über die Außenbahnen der Fall. Das Zentrum, in dem sich Smith, Irvine und Sands positionierten, wurde im Spielaufbau aus der Innenverteidigung so gut wie nie direkt gefunden. Der SC Freiburg machte seine Sache besonders in diesem Bereich des Spielfelds extrem gut. Auf den Außenbahnen zeigte sich der FCSP dann leider nicht gut abgestimmt im Zusammenspiel. Viel zu oft gingen Pässe ins Leere, weil Laufwege nicht passten. Das ist sicher in gewisser Weise auch auf die Spieler dort zurückzuführen. Denn zwar haben Treu und Weißhaupt schon ein paar Spiele gemeinsam auf einer Seite bestritten, allerdings auf links und nicht, wie gegen den SCF, auf rechts. Auf der linken Seite spielten Van der Heyden und Saad gar erstmals überhaupt zusammen.

SC Freiburg im ersten Abschnitt mit vielen tiefen Bällen

Der SC Freiburg kam mit einem ziemlich klaren Matchplan ans Millerntor. Mannorientiert mit einem besonderen Fokus auf das Zentrum gegen den Ball und geduldig und mit klaren Abläufen im Spielaufbau. In der ersten Halbzeit ging das Team von Julian Schuster nahezu kein Risiko ein, setzte ausschließlich auf lange Bälle hinter die letzte Kette des FC St. Pauli. Der Ablauf war klar erkennbar: Bei Ballbesitz in der eigenen Innenverteidigung tauschten Günter und Grifo auf der linken Seite die Positionen, auch Sidillia schob auf der rechten Seite hoch, aber erst, wenn sich Doan gen Zentrum bewegte. Sobald das Team richtig positioniert war, suchte es den Moment, in dem mindestens zwei Spieler zum Tiefenlauf ansetzten und genau dorthin wurden dann auch die Pässe aus der Innenverteidigung gespielt. Einer dieser tiefen Bälle wurde dann auch brandgefährlich, doch den zu zentralen Abschluss von Doan in der 13. Minute konnte Nikola Vasilj parieren.

In der Folge, so erklärte es Alexander Blessin nach Abpfiff, gelang es dem FC St. Pauli immer besser, diese tiefen Pässe der Freiburger zu verteidigen. Die Fünferkette zeigte sich gut eingestellt auf die tiefen Pässe des SC Freiburg. So plätscherte die Partie dann ab Minute 15 bis zur Halbzeitpause völlig ohne Höhepunkte vor sich hin. Doch dann sprang Irvine kurz vor der Pause im eigenen Strafraum zum Kopfball hoch. Nebenmann Doan, sowieso einen Kopf kleiner, sprang nicht hoch, machte auch keine Anstalten das tun zu wollen. Irvine traf ihn bei der Sprungbewegung mit dem Ellenbogen im Gesicht. Für Schiedsrichter Brand reichte das für einen Elfmeterpfiff. Eine sehr harte Entscheidung.

Grifo scheitert mit „Panenka“-Elfmeter

Das fand wohl auch Vincenzo Grifo, der zum Elfmeter antrat. Grifo und Elfmeter gegen den FC St. Pauli – da gibt es eine Vorgeschichte: Denn auch im Hinspiel gab es kurz vor der Halbzeit einen Elfmeter für Freiburg. Auch damals trat Grifo an – und auch damals verschoss er. Der Unterschied war aber die Art und Weise: Während Vasilj im Hinspiel den Schuss von Grifo ins rechte Eck stark parierte, musste er sich dieses Mal nicht mal für eine Ecke entscheiden. Denn Grifo wollte den Ball durch die Mitte ins Tor lupfen. Vasilj blieb einfach stehen (stark! Ob er das geahnt hat?) und fing den Ball locker und leicht ab. So ging es mit einem 0:0 in die Pause.

Freiburger Matchplan stellt FC St. Pauli vor Probleme

Im zweiten Abschnitt agierte der SC Freiburg dann plötzlich völlig anders im Spielaufbau. Von der breiten Positionierung Doans war nichts mehr zu sehen, er tummelte sich, zusammen mit Röhl, oft im Zentrum. Die Freiburger spielten nun viel seltener lange Bälle hinter die Fünferkette des FC St. Pauli. Viel eher spielten sie nun vor die Fünferkette, besonders gerne durch das Zentrum. Das führte vor allem in den ersten Minuten nach Wiederanpfiff zu einigen kritischen Momenten in der FCSP-Defensive. Freiburg gelang es plötzlich viel besser, ins letzte Drittel zu kommen, in die sogenannte „rote Zone“, also jene direkt vor dem Strafraum.

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David Nemeth wurde, wie auch seine Innenverteidiger-Kollegen beim FC St. Pauli, von den Freiburger Spielern früh unter Druck gesetzt.

Diese Veränderung der Spielweise zur zweiten Halbzeit – von Pässen hinter die Kette zu Pässen vor die Kette – ist Teil des Matchplans der Freiburger gewesen, so erklärte es zumindest Julian Schuster später auf der Pressekonferenz: „Ja, das war die Herangehensweise. Wir wollten zu Beginn nicht zwischen die Linien spielen. Weil St. Pauli dort sehr kompakt steht und in den Umschaltmomenten auch immer wieder Gefahr ausstrahlt. Wir wollten sie über die tiefen und langen Bälle auch bedrohen. Meistens ist die Reaktion dann, dass man früher die Tiefe verteidigt und dann gehen automatisch die Räume zwischen den Linien auf. Und diese Räume wollten wir dann, Schritt für Schritt im Laufe des Spiels auch bespielen.“

Freiburg kurz nach Wiederanpfiff am besten

Das mit den gefährlichen Umschaltmomenten des FC St. Pauli, wenn der Gegner Bälle vor die Kette des FCSP spielt und dort verliert, hat Union Berlin leidvoll am Millerntor erfahren müssen. Der SC Freiburg zeigte sich genau darauf gut vorbereitet. Der sympathisch wirkende Schuster erklärte auf der PK, dass man vor der Partie viele Videosessions gemacht habe und viel besprechen musste, „weil es nicht einfach ist, diese St. Pauli-Mannschaft zu verteidigen und zu bespielen.“ Es hat geholfen, zumindest was die Verhinderung von Umschaltmomenten anging. Der SC Freiburg vermied lange Zeit die Pässe vor die Kette und ließ dem FCSP so kaum gute Ballgewinne.

Zwar musste der FC St. Pauli die Phase direkt nach Wiederanpfiff überstehen, als die Freiburger etwas stärker aufkamen. Doch im Anschluss gelang es dem Team wieder besser, gegen den SCF zu verteidigen. Was aber weiterhin nicht gelang, war das regelmäßige Vorspielen in das letzte Drittel der Freiburger. Auf die zwei FCSP-Torschüsse in der ersten Halbzeit folgten noch magere drei in der zweiten, die zusammen einen xG-Wert von gerade einmal 0,15 ergaben. Der SC Freiburg war, abgesehen vom Elfmeter, aber auch nicht viel besser, mit insgesamt nur vier Torschüssen (xG: 0,48).

„Geht es halt 0:0 aus!“

Offensiv läuft es nicht für den FC St. Pauli? „Egal, geht das Spiel halt 0:0 aus!“, dachte ich mir so ab der 70. Minute. Denn man darf nicht vergessen, was für ein Gegner da auf dem Spielfeld stand. Allein, dass Freiburg in der zweiten Halbzeit noch Eren Dinkci (letzte Saison 15 Torbeteiligungen in der Bundesliga) und Jan-Niklas Beste (21 Torbeteiligungen) einwechseln konnte, zeigt, wie hoch die individuelle Qualität der Freiburger ist. Gegen dieses Team einen Punkt zu holen, ist aller Ehren wert. Dann folgte aber eine absolute Horror-Schlussphase.

In der 89. Minute bekam der FC St. Pauli einen Ball nicht richtig geklärt. Osterhage spielte ihn, den Vorgaben entsprechend, vor die Kette des FCSP, wo Beste mit einem Kontakt zu Dinkci ablegte. Eigentlich war der FC St. Pauli hier gut positioniert, Dinkci hatte vier Gegenspieler um sich herum. Sein erster Passversuch wurde von Nemeth geblockt, danach dribbelte sich der Ex-Bremer fein durch das Zentrum und legte links raus zu Günter. Dessen Querpass wäre wohl in den Füßen von Smith gelandet, hätte ihn Treu nicht per Grätsche unglücklich ins eigene Tor abgefälscht. Ein richtiges Kacktor.

Schlussminuten des Grauens

Und so verliert der FC St. Pauli dann ein Spiel, welches eigentlich 0:0 hätte ausgehen müssen, aufgrund der offensiven Harmlosigkeit oder, je nach Sichtweise, guten Defensivarbeit beider Teams. Das ist scheiße genug, doch vermutlich viel schlimmer ist das, was dann in der fast letzten Szene der Partie passierte: Der FC St. Pauli bekam noch einmal einen Freistoß zugesprochen. Die gute Flanke von Smith hätte Sands fast erreicht, der allerdings von Osterhage beim Kopfballversuch leicht geschoben wurde. Dadurch konnte der Winter-Neuzugang auch nicht mehr kontrolliert landen, knallte vielmehr mit einer unnatürlichen Beinposition auf den Rasen. Sofort wurde klar: James Sands hat sich schwer verletzt.

Auf der Pressekonferenz bestätigte Blessin das dann, erklärte, dass Sands sich wohl schwer am Sprunggelenk verletzt habe und direkt nach Abpfiff in ein Krankenhaus gebracht wurde. Eine genaue Diagnose steht noch aus, aber man muss leider vom Schlimmsten ausgehen. Wer die bisherigen Leistungen von Sands beobachtet hat (gegen Freiburg war er mit 13 erfolgreichen Defensivaktionen – die meisten aller Spieler auf dem Platz – extrem wichtig für das Team), weiß: Da droht dem FC St. Pauli ein ganz, ganz schwerer und womöglich langer Ausfall. Das ist so scheiße und traurig, dass sogar ein spätes Gegentor zur 0:1-Niederlage fast in den Hintergrund rückt.

Ebenfalls in den Hintergrund rückt, dass Alexander Blessin nach Abpfiff noch seine vierte Gelbe Karte der laufenden Saison gesehen hat. Damit darf er am kommenden Wochenende in Mainz nicht an der Seitenlinie stehen.Der FC St. Pauli verliert also in den Schlussminuten die Partie gegen Freiburg, für eine Partie seinen Trainer und für vermutlich deutlich mehr Partien einen seiner wichtigsten Spieler. Angesichts dessen, dass man vor Beginn der 89. Minute sich noch dachte „dann geht das halt 0:0 aus“ ist das ein maximal beschissenes Ende dieser Partie.Und genauso beschissen, wie diese Partie beende ich auch diesen Artikel. Keine Worte der Motivation, jetzt ist erstmal einen Sonntag lang den Kopf hängen lassen angesagt. Ab Montag geht es dann wieder…Immer weiter vor!// Tim

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