National11
·24 March 2025
DFB-Spektakel gegen Italien: Was das Team aus der zweiten Halbzeit lernen muss

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·24 March 2025
Mit einem 2:1-Vorsprung ging die DFB-Elf in das Rückspiel des Viertelfinals in der Nations League gegen Italien. Von Beginn an war in Dortmund zu spüren, dass die Mannschaft frühzeitig für klare Verhältnisse sorgen wollte. Und genau so trat die Auswahl von Bundestrainer Julian Nagelsmann auch auf.
Von Beginn an war nämlich die perfekte Mischung aus Spielfreude, Gier und der richtigen Balance zwischen Offensive und Defensive zu sehen. In der ersten Halbzeit, die mit 3:0 für den Gastgeber endete, sahen die Zuschauer ein fantastisches Spiel, in dem sich die Elf in eine Art Rausch spielte.
Im zweiten Spielabschnitt war dann allerdings genau das Gegenteil der Fall. Das DFB-Team öffnete ein paar Lücken mehr, war nicht mehr so nahe dran an den Gegenspielern, ließ Chancen zu. Italien kam durch einen Kean-Doppelpack auf 3:2 heran, das Spiel wurde noch einmal spannend. Der Elfmeter in der Nachspielzeit zum 3:3 war der negative Höhepunkt dieser Entwicklung.
Die Tore der Italiener waren derweil kein Zufall. Die Nagelsmann-Elf ließ Basics, die in den ersten 45 Minuten noch perfekt umgesetzt wurden, vermissen. Die Reife, dieses Spiel souverän herunterzuspielen, fehlte. Und mit jedem Gegentor wurde das Team ein wenig nervöser, die Leichtigkeit fehlte. Auch, wenn es das Ende für das Erreichen des Final Four im Sommer reichte: Darüber wird zu reden sein.
Aus dieser Partie lässt sich für Bundestrainer Julian Nagelsmann viel mitnehmen. Die erste Halbzeit war vielleicht die beste in seiner Amtszeit, deswegen wollte er nach dem Spiel im Interview bei RTL zunächst auch viel darüber sprechen, was dort richtig lief. Und das war einiges, Italien wurde schließlich regelrecht aufgefressen. Deutschland war schneller auf den Beinen und schneller im Kopf, wie das 2:0 ich schnell ausgeführtem Eckball eindrucksvoll bewies. Wenn das der Standard für die eigenen Leistungen ist und dieser auch regelmäßig erreicht werden kann, steht dem DFB-Team eine brillante Zukunft bevor. Zumal schon das erste komplette Jahr unter dem neuen Bundestrainer sehr erfolgreich war.
Doch in der Analyse im Nachgang wird die zweite Halbzeit sicher mehr im Fokus stehen. Warum fehlte nach der Pause die Schärfe? Warum ließ man Italien in den für sie wichtigen Räumen gewähren? Und warum hatte man keinen Zugriff auf Moise Kean, den man in den ersten 45 Minuten perfekt bewachte? Bis zum Final Four im Sommer sind hier Lösungen unabdingbar. Denn dann wartet Portugal im Halbfinale, in einem möglichen Endspiel Spanien oder Frankreich. Gegner, die 45 Minuten wie diese noch einmal gnadenloser ausnutzen, als es Italien am Sonntagabend tat.
Vielleicht war das 3:3 am Ende auch ein Warnschuss, den man mitnehmen muss. Weil er offenbart hat, woran die deutsche Mannschaft noch arbeiten muss. Bundestrainer Nagelsmann sah es ähnlich, sagte nach dem Spiel: „Wir haben in der zweiten Halbzeit auch zu viel nach hinten gespielt, viel wechseln müssen. Die positiven Erkenntnisse sind für uns sehr wichtig, wir haben aber auch gelernt, dass eine Halbzeit nicht alles ist. Für uns ist das vielleicht besser als 4:0 zu gewinnen.“
Damit liegt der Bundestrainer auch richtig. Zum Lerneffekt gehört es, einen Spannungsabfall wie am gestrigen Sonntag auch nach einigen Wechseln zu vermeiden. Unabhängig des Personals muss es das Ziel sein, den eigenen Fußball mit der gleichen Stringenz durchzuziehen. Spätestens nach dem 3:1 durch Kean hätte wieder mutiger gespielt werden müssen. Nagelsmann hat es genau richtig angesprochen, hier agierte die DFB-Elf zu vorsichtig, traute sich nicht, das verbesserte Pressing der Italiener mit Pässen zwischen die Linien zunichte zu machen.
Erfolgserlebnisse im Aufbau unter Druck hätten sofort wieder für mehr Selbstvertrauen gesorgt. Stattdessen baute die eigene Vorsicht den Gegner auf, was man sich auf dem allerhöchsten Niveau nicht leisten kann. Ein zweiter Punkt ist, dass man nach dem 3:2 hätte cleverer agieren müssen. Oft wurden die Bälle hier weggeschlagen, man ging hinterher, agierte aber zu plump und ungestüm, foulte den Gegner, was für einen Ballbesitzwechsel sorgte. Dadurch konnte Italien neu aufbauen und wieder den nächsten Angriff starten.
Zum Reifeprozess gehört es, in solchen Momenten selbst das Foul zu ziehen, das Spiel vom eigenen Tor fernzuhalten. Und wenn das nicht gelingt, sollte ein Topteam zumindest so kompakt stehen, dass der Gegner im eigenen Ballbesitz nur wenige Räume findet. Aber auch das war in einigen Phasen der zweiten Halbzeit nicht der Fall. Es gibt also vor dem Final Four im Sommer einiges aufzuarbeiten und in den nächsten Partien umzusetzen. Die vielen positiven Elemente werden dabei aber sicher auch nicht unerwähnt bleiben.