Bei ihm kniet selbst sein Coach: Ist er Nagelsmanns perfektes Puzzelteil? | OneFootball

„Im Eins-gegen-eins ist Stefan einer der besten Torhüter, die ich in meinem ganzen Leben gesehen habe“, schwärmte Pep Guardiola im Mai 2024 über Stefan Ortega gegenüber 'SkyUK'. Ein Ritterschlag, der nicht von ungefähr kam.

Etwa eine halbe Stunde zuvor hatte der 32-Jährige Manchester City im direkten Duell gegen Tottenhams Son spektakulär vor dem Ausgleich bewahrt und dabei sogar seinen Coach kurzzeitig auf die Knie gezwungen. Umso bemerkenswerter: Der Ex-Bielefelder war erst in der 67. Minute eingewechselt worden, um dann per Kaltstart Citys Meisterschaft zu sichern.

„Stefan Ortega Moreno hat uns gerettet, sonst wäre Arsenal Premier-League-Champion“, betonte Pep anschließend. Ob er in Zukunft auch für Deutschland Titel sichern kann?

Zumindest hat ihn Julian Nagelsmann jüngst erstmals für die Nationalmannschaft berufen und damit womöglich das perfekte Puzzleteil für seinen Kader gefunden.

Im ersten Moment klingt das jetzt vielleicht verwirrend. Denn: Bei der vergangenen Länderspielpause hatten sich doch bereits Alexander Nübel (VfB Stuttgart) und Oliver Baumann (TSG Hoffenheim) um die vakante Position im deutschen Tor duelliert. Wird aus dem Zwei- jetzt ein Dreikampf?

Eher nicht. Medienberichten nach plant der Nationaltrainer den City-Keeper zumindest für den Moment als Nummer drei ein. Keine Einsätze zu bekommen, ist für Ortega seit seinem Wechsel nach England im Sommer 2022 aber keine wirkliche Neuheit.

Der Brasilianer Ederson ist nach wie vor die Nummer eins bei den Skyblues. Ohne sich großartig zu beschweren, nimmt Ortega regelmäßig auf der Bank Platz, ist aber gleichzeitig in den entscheidenden Momenten, wie beim Spiel gegen Tottenham, voll da.

Auch diese Saison stellte er sein Können bereits mehrfach unter Beweis, spielte unter anderem zwei Mal in der Champions League für City zu null. Nagelsmann kann sich im Zweifel also auf den 32-Jährigen verlassen, der neben seinem starken Eins-gegen-Eins seit Jahren vor allem mit seinen fußballerischen Qualitäten glänzt.

Dabei hat Ortega einen weiteren Vorteil gegenüber all seinen anderen Kollegen, die Stammspieler in ihren Klubs sind: Anders als seine Konkurrenten, ist er es gewohnt, mitten im Spiel eingewechselt zu werden. Allein in der vergangenen Premier-League-Spielzeit musste er gleich vier Mal spontan für Ederson einspringen.

Er könnte in der Nationalmannschaft damit sogar sowas wie der erste Torwart-Joker werden. Ein Keeper, der innerhalb von Sekunden auf Betriebstemperatur ist, selbst wenn er nicht weiß, ob er heute überhaupt rein kommt. Wie der ehemalige Super-Joker Nils Petersen, nur eben im Tor. Nur, dass Ortega auch genauso gut von Anfang an ran könnte.

Was dem Bundestrainer zudem noch schmecken dürfte – Ortega akzeptiert seine Rolle und dürfte nicht für Unmut sorgen.

Anders als zum Beispiel Kevin Trapp (Eintracht Frankfurt) oder Bernd Leno (Fulham). Beide hatten zuletzt betont, den Anspruch auf die Nummer eins im deutschen Tor zu haben. Wenig verwunderlich, die Vereinsstammkeeper bewegen sich seit Jahren im Dunstkreis der Nationalmannschaft und wittern nach ter Stegens Verletzung die Möglichkeit auf den Platz im deutschen Tor.

DFB-Nominierung etwas Besonderes

Für Ortega indes ist das DFB-Team komplettes Neuland und ein Platz auf der Bank zumindest für den Moment noch etwas ganz Besonderes. Falls da dann doch noch Zweifel bestehen, kann sich Julian Nagelsmann gerne noch einmal Ortegas Arbeitszeugnis anschauen. Natürlich höchstpersönlich von Pep ausformuliert.

„Harte Arbeit, Einsatz, Wille, Disziplin und Professionalität", sind laut dem Welttrainer Eigenschaften, die seinen Schützling ausmachen (Quelle: 'SZ'). Auf Ortega scheint also Verlass zu sein, egal ob auf der Bank oder im Tor. Ist das Puzzleteil nun bereit, um genutzt zu werden?

Fast. Damit es die perfekte Passform erreicht, müssen wir dir noch eine Tatsache vor Augen führen: Stefan Ortega kann vor allem auch im Training ein enormer Faktor für Deutschland werden.

📸 Christian Bruna - 2024 Getty Images

Der 32-Jährige trainiert und spielt seit über zwei Jahren an der Seite von Weltklasse-Spielern unter einem der besten Trainer, den die Fußballwelt jemals gesehen hat. Seine schnellen Reflexe und präzisen Spieleröffnungen fordern selbst die besten Offensivspieler im Training heraus. Das verbessert nicht nur seine Mitspieler, sondern kann auch die Qualität der Trainingseinheiten der Nationalmannschaft erheblich steigern. Mitspieler, Torhüter-Kollegen und der Bundestrainer können davon nur profitieren.

Und wenn ein Nübel oder in Zukunft wieder ein ter Stegen wirklich mal ausfallen, kann sich Nagelsmann sicher sein: Ortega steht bereit, um an Ort und Stelle abzuliefern. Kurzer Check: Jap, das Puzzleteil sitzt perfekt.

📸 ALEXANDRA BEIER - AFP or licensors