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·26 May 2025
Alonso startet bei Real Madrid: Wirklich ein perfektes Match?

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·26 May 2025
Maßgeschneiderter Anzug, braver Seitenscheitel und Dreitagebart – so sitzt Xabier Alonso Olano im Medienraum des Santiago Bernabéu. Allein die Bildqualität lässt vermuten, dass es sich um ein Video aus dem Jahr 2014 handelt. Zeitnah wird die Szenerie fast identisch sein. Dann nämlich, wenn Alonso, knapp 11 Jahre nach seiner Abschieds-Pressekonferenz, auf der der Wechsel zum FC Bayern bekanntgegeben wurde, zu Real Madrid zurückkehrt.
Dass der Baske auf der Trainerbank der Königlichen Platz nehmen würde, war seit Monaten klar, lediglich die Frage nach dem „wann“ war noch offen. Seit Sonntag ist es offiziell: Bereits bei der Klub-WM in den USA wird Alonso das weiße Ballett betreuen. Ausgestattet mit einem Vertrag bis 2028 übernimmt der begehrteste Trainer Europas von Carlo Ancelotti den erfolgreichsten Klub der Welt. Auf dem Papier das perfekte Match, doch ist es das wirklich?
Normalerweise stünde Alonso eine komplette Sommerpause zur Verfügung, um ein frustriertes, weil titelloses Team nach seinen Vorstellungen zu formen. In diesem Jahr bleiben ob der neuen Klub-WM knappe drei Wochen bis zum ersten Pflichtspiel gegen Al-Hilal aus Saudi-Arabien. Mit Alaba, Rüdiger, Carvajal, Mendy und Camavinga werden zudem diverse Stammkräfte das Turnier in den USA ganz oder teilweise verpassen. Als Neuzugang steht bisher nur der talentierte, aber unerfahrene und recht schmächtige Innenverteidiger Dean Huijsen fest.
Die Stimmung in und um den Klub könnte zudem kaum bescheidener sein. Nicht enden wollende Schiedsrichter-Diskussionen, Vermarktungsstreit mit der Liga, dazu der tonnenschwere Verlust von Führungsqualität in Person von Ancelotti, Modric, Raul und dem notorisch unterschätzten Lucas Vazquez, der nach 400 Pflichtspielen für die Königlichen nicht einmal eine richtige Verabschiedung bekam. Ein gefährlicher Cocktail für einen ohne Frage hochtalentierten, aber jungen Trainer, der in kürzester Zeit für Aufbruchstimmung sorgen muss.
Klar: Eine Gruppe mit Al-Hilal, Pachuca und Salzburg wird Real trotzdem überstehen, aber um mit PSG, Inter und Co. mitzuhalten, reicht es aktuell nicht. Das hat die Champions League klar gezeigt. Genau das ist allerdings der Anspruch, immer alles zu gewinnen. Gelingt das nicht, ist sofort Druck auf dem königlichen Kessel. Ob es in der vier Wochen nach der Klub-WM startenden Liga besser läuft, ist ob der Genialität des FC Barcelona zudem zweifelhaft.
Es könnte also vom Start weg ungemütlich werden für Xabi Alonso. Dass er in schwierigen Zeiten in der Lage ist, voranzugehen und eine Mannschaft aus einem Loch zu holen, hat er als Trainer noch nicht bewiesen. 2022 stieg er mit Real Sociedad B als Letzter ab und auch in der Endphase dieser Saison wirkte er unter Druck oft ratlos oder aktionistisch, wie beim Pokalaus in Bielefeld.
Ohne Frage: Alonso ist es grundsätzlich zuzutrauen, auch als Trainer bei Real Madrid erfolgreich zu sein. Ob der Zeitpunkt für die Rückkehr aber bereits der richtige war, ist angesichts des aktuell toxischen Umfelds, einer Mannschaft im Umbruch und der mangelnden Erfahrung des 43-Jährigen unklar. Ein bis zwei weitere Lehrjahre in Leverkusen, um sich dort auch in Zeiten zu beweisen, in denen nicht alles wie von selbst läuft, hätten ihm gutgetan. Vielleicht folgt daher in nicht so weit entfernter Zukunft schon die nächste Pressekonferenz zum Thema Xabi Alonso.