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·4 July 2025
Abgänge der Eigengewächse: ein nötiges Übel eines Entwicklungsclubs?

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Simon Hense
04. Juli 2025
Wieder verlassen mit Max Finkgräfe zu RB Leipzig und eventuell Damion Downs zum FC Southampton zwei Spieler aus dem eigenen Nachwuchs den 1. FC Köln. Für die FC-Fans ein nur allzu bekanntes Gefühl. So haben in den letzten Jahren einige aufstrebende Talente den Verein verlassen. Neben dem verständlichen Fan-Frust ist aber auch die wirtschaftliche Seite wichtig für den 1. FC Köln: Diese Abgänge sind Teil des Wegs Entwicklungsclub.
Damion Downs jubelt vielleicht bald nicht mehr für den 1. FC Köln
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Es ist einer der Grundpfeiler des 1. FC Köln: „Die Förderung von jungen Spielerinnen und Spielern in der FC-Akademie ist der zentrale Baustein und eines der wichtigsten strategischen Ziele des 1. FC Köln in der Zukunft.“ So steht es im Leitbild der FC-Akademie. Und weiter: „Talente aus der Region zu sichten, auszubilden und aus dem eigenen Nachwuchs in den Profifußball zu überführen hat Tradition und erfüllt uns mit Stolz.“ Stolz konnte der Verein in den letzten Jahren zurecht sein auf seine Nachwuchsarbeit. Denn die Kölner haben einige Talente hervorgebracht, die sich im Profi-Bereich durchsetzen konnten. Spieler wie Max Finkgräfe und Damion Downs. Beide schafften aus der Akademie den Durchbruch bei der ersten Mannschaft. Damit stehen sie sinnbildlich für den Erfolg des FC in der Nachwuchsausbildung.
Für viele Kölner Fans stehen sie aber auch sinnbildlich für etwas anderes: dass der FC seine Eigengewächse zu früh verliere. Finkgräfe wechselt für ungefähr vier Millionen Euro plus Boni zu RB Leipzig und lehnte eine Vertragsverlängerung der Kölner ab. Ähnlich könnte es bei Downs aussehen: Auch ihm liegt ein neuer Vertrag vor, die Tendenz geht aber eher zu einem Abgang zum FC Southampton für acht bis zehn Millionen Euro. Für zahlreiche FC-Fans eine enttäuschende Situation. Wie schon so oft in den letzten Jahren verlassen beide Talente (im Fall von Downs vermutlich) den Verein relativ früh und sehen ihre Zukunft woanders. Gerade einmal 40 beziehungsweise 42 Spiele haben die beiden Youngster für die Profis der Kölner absolviert. Damit geht dem Verein Qualität, aber vor allem auch viel Potenzial verloren, denn beide hätten sich mit mehr Spielen beim Verein noch deutlich verbessern, den Marktwert erhöhen können.
Was aber ebenfalls schwer wiegt: Mit beiden würden potenzielle Identifikationsfiguren den Verein verlassen. Als Spieler aus dem eigenen Nachwuchs hätten sie bei einer Verlängerung direkt ein viel besseres Standing gehabt. Die Eigengewächse wissen, auf was es in dem Verein ankommt, wie die Fans ticken und es würde eine ganz andere Verbundenheit bestehen – sowohl mit dem Club, als auch mit den Anhängern.
Es gibt aber auch noch einen anderen Teil der Wahrheit, den man bei den Transfers beachten sollte. Der 1. FC Köln hatte in den vergangenen Jahren immer wieder das Ziel betont, den Schritt Richtung Entwicklungsclub machen zu wollen. Die Idee ist simpel und ein wenig aus der Not geboren. So betonte Thomas Kessler vor wenigen Wochen noch, dass der FC eben nicht im ganz großen Teich mitschwimmen könne. Heißt: Im Vergleich zu den Topclubs der Liga muss der FC kleine Brötchen backen, zum Teil sehr kleine. Der Fokus liegt nun mal auf dem eigenen Nachwuchs. Auch, um sportliches oder wirtschaftliches Kapital zu schlagen. Die Idee: möglichst günstig junge Spieler langfristig binden, sie entwickeln, um entweder selbst sportlichen Erfolg mit ihnen zu feiern oder sie für eine ordentliche Summe abgeben.
Ein Prozedere, das andere Clubs bereits auf gesunde Beine gestellt hat. Kriterien für einen erfolgreichen Entwicklungsclub sind unter anderem die Anzahl der ausgebildeten Talente und eben die Durchlässigkeit dieser – also wie viele von ihnen bei den Profis ankommen. Der SC Freiburg gilt als Vorreiter, aber auch Borussia Dortmund. Allerdings ist der BVB eher mit jungen Talenten erfolgreich, die als Jungprofi zur Borussia stoßen und für sehr viel Geld den Verein wieder verlassen. Mit insgesamt sieben Profi-Debüts in der vergangenen Spielzeit scheint der FC die beiden genannten Kriterien jedenfalls zu erfüllen. Wenn auch durch die Transfersperre begünstigt. Dennoch sind Spieler wie Julian Pauli bei den Profis angekommen, um zu bleiben. Die Ausbildung an sich scheint zu funktionieren.
Doch für einen erfolgreichen Entwicklungsclub gibt es eben noch das dritte Kriterium: Die wirtschaftliche Entwicklung. Erzielt ein Club mit den Nachwuchsspielern Erlöse? Und da bröckelte das positive Bild in der jüngeren Vergangenheit. Der FC hat in den Vergangenheit viele junge Talente auf den Weg ins Profi-Dasein gebracht. Nur für wessen wirtschaftlichen Erfolg. Tim Lemperle, Justin Diehl, Justin von der Hitz – zahlreiche junge Spieler sind sogar in der jüngsten Vergangenheit ablösefrei gegangen. Das soll in Zukunft unbedingt vermieden werden. Und so gesehen, ist eine gewisse Entwicklung zu erkennen. Jonas Urbig hat dem FC im Winter acht Millionen fest, mit Boni rund zehn Millionen Euro eingebracht. Von einer ähnlichen Summe wird auch bei Damion Downs gesprochen – beide Eigengewächse würden es damit in die Top-5 der Rekord-Eigengewächs-Abgänge schaffen, in eine illustre Runde mit Lukas Podolski und Yannick Gerhardt.
Für Max Finkgräfe sind noch einmal vier Millionen möglich. Macht 20 bis 24 Millionen Euro für drei Eigengewächse (wenn Downs den Verein verlässt), die einst zum Nulltarif nach Köln gekommen sind. Gut möglich, dass die Spieler in wenigen Jahren ein Vielfaches wert sind. Gut möglich, dass es aber nicht alle drei nachhaltig schaffen. Und die Vertragskonstellation, ein Überbleibsel vergangener Fehler, lässt nun mal keinen anderen Spielraum zu. Wenn man so will hat der FC das beste aus einer unglücklichen Lage gemacht. Eine unglückliche Lage, die dafür nun aber mehr ermöglicht. Der FC erntet vielleicht nicht die dicksten Früchte, er erntet aber Früchte. Und das war in der Vergangenheit eher selten der Fall.