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·16 February 2025
1 mit Sternchen in Leverkusen: Warum Upamecano momentan der wichtigste Bayern-Spieler ist
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·16 February 2025
Am Samstagabend spielte der FC Bayern bei Meister Bayer 04 Leverkusen und gab ein ungewohntes Bild ab. Der Rekordmeister war nämlich permanent in der Defensive gefordert, wurde in die Abwehr gedrückt, hatte große Probleme, sich zu befreien.
Deswegen standen die Defensivspieler des Rekordmeisters besonders unter Beobachtung. Keiner fiel deutlich ab, einer spielte jedoch auf allerhöchstem Niveau: Dayot Upamecano. Der Franzose lieferte ein Spiel nach Maß, kämpfte, grätschte, gewann Zweikämpfe.
Es war eine Man-of-the-Match-Leistung von Upamecano. Eine, die es individuell in dieser Saison selten von einem Bayern-Verteidiger gab und das, obwohl in der Defensive eine Verbesserung erkennbar war. Von Anfang an machte Leverkusen Druck, von Anfang an war der Franzose hellwach, dirigierte seine Teamkollegen und bereinigte brenzlige Szenen en masse. Klar, seine Stärken im Spielaufbau kamen nicht wirklich zum Tragen, weil der Rekordmeister zu sehr eingeschnürt wurde und kaum klaren Ballbesitz hatte, aber die Kernkompetenzen eines Abwehrspielers brachte der 26-Jährige ideal auf das Feld.
Er behielt immer den Überblick, seine Tacklings waren mit einem idealen Timing versehen, zudem dirigierte er seine Mitspieler. Kurzum: Upamecano hielt den Laden in der Defensive zusammen. Und er war auch frei von Fehlern, die ihm gerade in den letzten Saisons immer mal wieder unterliefen. Eine gelbe Karte holte er sich zwar ab, diese war aber auch Mittel zum Zweck, im späteren Spielverlauf unterlief ihm kein Foul mehr.
Dieses Spiel, das Upamecano am Samstag abgeliefert hat, ist aktuell kein Zufall. Er war schon gegen Celtic in der Champions League der beste Spieler auf dem Platz, wurde auch mit einem entsprechenden Award ausgezeichnet. Generell sind seine Leistungen sehr stabil, das Leverkusen-Spiel mal ausgenommen auch im Aufbau. Beim angesprochenen Celtic-Spiel zum Beispiel bereitete er das 0:1 mit einem schönen langen Ball vor, auch bei seinen anderen Einsätzen zuvor waren es viele linienbrechende Pässe von ihm, die das Spiel beschleunigten.
(Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)
Kein Wunder also, dass Sportdirektor Christoph Freund lobende Worte für den Franzosen fand: „Dayot befindet sich auf einem richtig guten Weg. Er ist eine Führungspersönlichkeit geworden. Er spielt stark und konstant auf einem hohen Level. Ich freue mich sehr für ihn, weil er immer wieder viel Kritik ausgesetzt war.“ Diese Kritik war zuweilen überzogen, im Kern aber oftmals richtig. Denn nach drei hervorragenden Spielen gab es immer wieder eine Partie, in der die Konzentration fehlte, Upamecano wackelte, einen kurzen Aussetzer hatte, der das Spiel beeinflusste.
Das hat er in dieser Saison auf ein Minimum reduziert. Im Kalenderjahr 2025 ist er noch einmal konstanter geworden. Bayern hat die beste Abwehr in der Bundesliga und das, obwohl der FCB unter Vincent Kompany in vielen Spielen sehr hoch verteidigt hat, viel Risiko ging, was es für die Abwehrspieler noch einmal schwerer macht, in allen gegnerischen Umschaltsituationen die richtige Entscheidung zu treffen. Steht man hoch und geht ein sehr hohes Risiko, ist eine falsche Entscheidung oder eine Aktion, in der man eine Zehntelsekunde zu spät ist, gleichbedeutend mit einer Großchance.
In einer Phase der Saison, in der die Offensive teilweise etwas brach liegt, auf jeden Fall nicht diese kombinatorischen und dynamischen Elemente einbringt, wie es in weiten Teilen der Hinrunde der Fall war, ist es umso wichtiger, einen Anker in der Abwehr zu haben. Joshua Kimmich ist auch wichtig, Michael Olise, Jamal Musiala und Harry Kane ebenfalls. Zurzeit gibt es aber wohl keinen Spieler, der allumfassend einen solchen Einfluss ausübt wie Upamecano. Zumal von den vorhin genannten Spielern einige mit leichten Leistungsschwankungen zu tun haben.
Gute Leistungen kommen immer zu einem richtigen Zeitpunkt, keine Frage. Bei Dayot Upamecano ist die aktuelle Phase aber besonders wichtig. Sein Vertrag endet nämlich im Sommer 2026. Zuletzt deutete er bereits an, dass seine Berater und der Klub in Gesprächen sind. Auch die Bayern-Verantwortlichen sprachen von dem Willen, mit dem Franzosen zu verlängern. Manch ein Medium spekulierte sogar, ob er noch vor Mittelfeldspieler Kimmich unterschreibt.
Wie weit die Gespräche fortgeschritten sind, lässt sich momentan nur erahnen. Fakt ist: Die Topleistungen und die verbesserte Konstanz in dieser Saison sind gute Argumente für eine langfristige Verlängerung. Zumal die Rückkehr von Hiroki Ito bedeutet, dass es in Fällen der drohenden Überlastung auch mal mehr Rotation geben könnte. Nicht selten spielte Upamecano – ebenso Kollege Min-jae Kim – angeschlagen oder müde. In jedem Fall liefert der Franzose jetzt das ab, was sich viele von ihm von Beginn an erwartet haben. Und das ist erst einmal die beste Nachricht für den Rekordmeister.
(Photo by Alex Grimm/Getty Images)