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·16. November 2022
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·16. November 2022
Die mehr als umstrittene Vergabe der Weltmeisterschaft der Männer nach Katar hat zahlreiche Besonderheiten mit sich gebracht. Viele Experten erwarten etwa massive Auswirkungen auf den Transfermarkt schon im Januar, die Endrunde in der Wüste wird mitunter zum Basar. Bereits im Sommer saß das Geld wieder ähnlich locker wie vor der Corona-Pandemie.
Alleine die europäischen Top-Ligen aus Deutschland, England, Frankreich, Italien und Spanien gaben etwa 4,5 Milliarden Euro für neue Profis aus. Vor allem waren dabei die Klubs aus der reichen Premier League spendabel, mit über 2 Milliarden Euro an Ablösen machte sie den Löwenanteil am sommerlichen Transfergeschäft aus. Acht der elf teuersten Verpflichtungen gingen aufs Konto englischer Klubs, nur Real Madrid, der FC Bayern und FC Barcelona haben das englische Oligopol aufgebrochen.
Nachdem nun alle Ligen wegen der Weltmeisterschaft in die Pause gegangen sind, ist ein passender Zeitpunkt für eine Zwischenbilanz gekommen. Wie sind die Top-Transfers bei ihren neuen Klubs zurecht gekommen? Wessen Investment wirkt heute fast schon wie ein Schnäppchen und bei welchen Profis könnte Kaufreue aufkommen? fussball.news liefert dazu eine Einschätzung. Auffällig ist dabei: Mehrere der Top-Einkäufe sind von Verletzungen zurückgeworfen worden. Uneingeschränkte Zufriedenheit kann so nur bei einem geringen Anteil der teuren Stars vorliegen.
Den teuersten Einkauf des Sommers umwehte Ende August ein gewisser Nebel der Verzweiflung. Annähernd 100 Millionen Euro für den Brasilianer auszugeben, der seinen Abschied von Ajax zeitweise per Streik erzwingen wollte, schien den wenigsten Experten eine glänzende Idee zu sein. Die Bilanz von Antony fällt bisher durchwachsen aus. In elf Einsätzen für ManUnited gelangen ihm drei Tore, seit Ende Oktober fehlt er mit einer bisher nicht näher definierten Verletzung. Ohne den teuren Neuzugang sind die Red Devils nicht weniger erfolgreich gewesen als zuvor mit ihm.
Wenn die Ablöse für Antony als etwas überhöht galt, fragten sich beim Wechsel von Fofana nach London noch mehr Leute, was genau der Franzose, bisher nur Juniorennationalspieler, eigentlich getan hat, um zu den teuersten Abwehrspielern aller Zeiten zu gehören. Wegen einer Knieverletzung nach nur sechs Pflichtspielen für die Blues steht die Antwort auf diese Frage weiter aus.
Um den Mittelfeldmann hatte sich schon weit im Vorfeld des Sommertransferfensters ein Zweikampf zwischen Real und dem FC Liverpool eröffnet. Die Königlichen erhielten den Zuschlag und dürften auch heute noch froh darüber sein. Tchouameni gehört zu den Stammkräften und stand in allen wichtigen Spielen der Saison in der Startformation von Carlo Ancelotti.
Obwohl er ein völlig anderer Typ Angreifer ist, gilt der Uruguayer als Ersatz für Sadio Mane nach dessen Abschied Richtung FC Bayern. Ganz so stabil wie der Senegalese ist Nunez noch nicht, seine Bilanz ist mit elf Torbeteiligungen in 18 Pflichtspielen aber durchaus ansehnlich. Zudem ist deutlich spürbar, dass Jürgen Klopp aus dem bisweilen noch ungestümen und oftmals unkonventionell auftretenden Stürmer künftig noch viel herausholen kann.
Im Prinzip stellt der über Jahre bei Real gestählte Mittelfeldmann den Gegenentwurf zu Landsmann Antony dar: Bei Casemiro wusste ManUnited ziemlich genau, was es bekommen würde. Nach kleineren Startschwierigkeiten hat sich der überaus erfahrene 30-Jährige längst als Verstärkung erwiesen. Ob das 70 Millionen Euro wert war, wird man wohl erst in der Endabrechnung der Saison feststellen können.
Die Magpies verbringen die WM-Pause in der Premier League auf Rang drei und würden zum Märchen taugen, wären sie nicht im Besitz einer milliardenschweren saudischen Investorengruppe. Der Einfluss des Ex-Dortmunders Isak hält sich dabei in Grenzen. Auch der Schwede hat wegen einer Verletzung kaum spielen können, traf aber immerhin in den ersten drei Einsätzen für Newcastle zweimal.
Die Bayern haben sich mit der Verpflichtung von De Ligt einen Abwehrchef versprochen und ihn auch bekommen. Dass der Niederländer des zuletzt immer wieder bärenstarken Dayot Upamecano dabei sogar eher die zweite Abwehr-Geige spielt, tut dem keinen Abbruch. Die Ablöse für den 23-Jährigen dürfte sich auch auf lange Sicht durchaus rechtfertigen lassen.
Dass Chelsea nach dem Besitzerwechsel zu einer Gruppe um den US-Milliardär Todd Boehly vielleicht sogar für das eigene Wohlergehen zu viel Geld in die Hand nehmen konnte, lässt sich an der Personalie Cucurella ablesen. Nach einer Saison für den Mittelklasseklub Brighton machten die Blues den Lockenkopf zum teuersten Linksverteidiger aller Zeiten. In London hat er zwar einen Stammplatz inne, dass er aber seine Ablöse noch nicht rechtfertigen kann, zeigt auch der Umstand, dass er einem WM-Ticket mit Spanien wohl nicht sonderlich nahe war.
Wenn es bei Fußballtransfers so etwas wie Volltreffer gibt, dann trifft diese Beschreibung vollumfänglich auf Haaland zu. Der Norweger hat mit einem Raketenstart bei ManCity sämtliche Maßstäbe verschoben, aktuell steht er bei 23 Toren in 18 Pflichtspielen. Die Citizens hätten locker das doppelte ausgeben können und wären noch immer zufrieden mit dem Return on Investment.
Haaland ist eingeschlagen wie ein Blitz, bei Richarlison ist davon noch keineswegs die Rede. In der Premier League hat der Brasilianer noch nicht für die Spurs getroffen, ein Doppelpack in der Champions League gegen Sporting rettet die Zwischenbilanz des Angreifers, der keinen unumstößlichen Stammplatz hat, davor, total ernüchternd zu sein.
Bei der WM hat Richarlison gute Chancen, in der Selecao mit Raphinha zu stürmen. Der ist bei Barca zunächst deutlich besser zurecht gekommen als sein Kollege bei Tottenham. Die Statistik weist den 25-Jährigen mit sechs Torbeteiligungen in 18 Partien für die Katalanen aus. In den Wochen vor der Endrunde in Katar allerdings war Raphinha oftmals nur Joker.
(Angaben via Transfermarkt)