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·4. Februar 2021

Zu viel kann, zu wenig muss

Artikelbild:Zu viel kann, zu wenig muss

Es sind kleine Szenen, die solche enge Spiele entscheiden: Daniel Didavi steht beim vermeintlichen 2:0 einen Fuß breit im Abseits, Fabian Bredlow rutscht vor dem 1:2 unglücklich aus, beim nicht ganz so eindeutigen Handspiel von Stefan Lainer in der Nachspielzeit können sich weder Schiri noch VAR zu einer Elfmeterentscheidung oder zumindest einem Review der Szene durchringen. Um gegen Borussia Mönchengladbach zu bestehen, muss aber alles passen. Da reicht ein weiteres unwiderstehliches Solo von Silas nicht.

Ja, Silas ist beim VfB der Mann der Woche. „Wir haben über Restverteidigung gesprochen“, sagte Gladbach-Trainer Marco Rose nach dem Spiel. Aber diesen Rest ließ Silas kümmerlich aussehen, wie Zuschauer wirkten sie bei seinem Tor in der 3. Minute. Wahrscheinlich wollen sie das Tor aus nächster Nähe genießen. Nicht mal der mitgelaufene Nico Gonzalez konnte da sauer sein, weil Super-Silas nicht abspielte. Aber eine herausragende Silas-Szene ist leider zu wenig gegen einen Champions League Kandidaten. Gegen die in 2021 noch ungeschlagenen Gladbacher müssen die Chancen von eben Didavi (1. Halbzeit) und Sasa Kalajdzic (2. Halbzeit) genutzt werden.


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Trotzdem bot der VfB den Gladbachern in der zweiten Halbzeit einen großen Fight, gab sich nie auf, war sogar überlegen und ließ den Gegner leiden. Was fehlte, war die Durchschlagskraft und das nötige Glück. Was nicht fehlte, war der Wille, die Partie noch zu drehen. Gladbach überließ dem VfB den Ball, zog sich weit zurück und verteidigte routiniert. Keeper Tobias Sippel musste keinen einzigen gefährlichen Ball halten. Aber am Ende verlor der VfB das Achtelfinale, weil er zu viel kann und zu wenig muss im Spiel hat.

Kann man Fabian Bredlow einen Vorwurf machen? Natürlich. Muss man aber nicht. Auch Gregor Kobel kann in dieser Situation ausrutschen. Wobei der Hüpfer schon ein bisschen hilflos war. Tragisch natürlich, dass Bredlow als „Copa-Keeper“ in der zweiten Saison in Folge seine Anteile am Ausscheiden hat, nachdem er sich letzte Saison gegen Leverkusen den Ball ins eigene Tor boxte.

Kann Sasa Kalajdzic zwei Mal einköpfen? Ja, muss er aber nicht, hundertprozentige Torchancen sind das nicht.

Kann man den Elfmeter geben? Logisch, aus VfB-Sicht unbedingt. Aber sind wir ehrlich: muss man nicht. Nachdem Sky nach dem Bundesligaspiel gegen M’gladbach kurz davor war, eine Sondersendung wegen des zweifelhaften Last minute Elfers für den VfB zu senden, ist es allerdings erstaunlich, dass diesmal in der ARD gar nicht über die Szene diskutiert wurde. Das sagt auch ein bisschen was aus über das Standing des VfB.

Kann der VfB einen so hochkarätigen Gegner schlagen? Ja, und das ist die eigentliche Überraschung, dass der VfB auch in diesem Spiel mit Gladbach auf Augenhöhe ist. Aber man muss und darf nicht erwarten, dass der VfB gegen eine gewachsene Mannschaft gewinnt.

Ein Weiterkommen wäre schön gewesen, auch über die zwei Millionen fürs Viertelfinale hätte sich beim VfB keiner beschwert. Aber das Spiel ist ausnahmsweise symptomatisch für die Situation beim VfB außerhalb des Platzes:

Kann man den Skandal um die unrechtmäßige Weitergabe von Mitgliederdaten so behandeln wie der VfB? Ja, das sehen wir ja. Ist dann halt Scheisse. Um 23:40 wurde eine achtzeilige „Stellungnahme des Vorstands der VfB Stuttgart 1893 AG“ verschickt: „Eine lückenlose Aufklärung ist sowohl im Interesse der VfB Mitglieder und Fans als auch im Eigeninteresse des VfB.“ Aber leider haben die Verantwortlichen (vor allem) in den letzten Wochen so viel Kredibilität verspielt, dass das kaum noch jemand glaubt. Der VfB hat – abseits des Platzes – ein massives Glaubwürdigkeitsproblem.

Zum Weiterlesen: Unterm Strich ein ärgerliches Ausscheiden, weil man Mönchengladbach in beiden Spielen in dieser Saison fast ebenbürtig war (Rund um den Brustring)

Bild: Imago

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