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·12. August 2025

Zu hohe Gehälter? Rummenigges Rechnung geht nicht auf

Artikelbild:Zu hohe Gehälter? Rummenigges Rechnung geht nicht auf

Karl-Heinz Rummenigge diagnostiziert die richtigen Symptome, verschreibt aber die falsche Medizin. Sein Argument klingt bestechend einfach: Spieler fordern höhere Gehälter, Vereine müssen neue Einnahmequellen erschließen, dadurch entstehen mehr Spiele. Die Profis hätten sich die Falle selbst gestellt. Doch diese Kausalitätskette greift zu kurz. Nicht die Spielergehälter treiben die Kommerzialisierung voran, sondern die systemische Gier eines entfesselten Fußballkapitalismus, den Funktionäre wie Rummenigge selbst mitgestaltet haben.

Die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Während die Gehälter in den vergangenen 20 Jahren um etwa 300 Prozent stiegen, explodierten die TV-Erlöse um über 1000 Prozent. Die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben öffnet sich zugunsten der Vereine. Neue Wettbewerbe entstehen nicht aus Geldnot, sondern aus Profitgier. Die Fifa kassiert für ihre aufgeblähte Klub-WM zwei Milliarden Dollar – nicht um Gehälter zu finanzieren, sondern um die eigenen Kassen zu füllen.


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Rummenigges Verweis auf Paris Saint-Germain offenbart die Schwäche seiner Argumentation. PSG gewann tatsächlich ohne Messi, Neymar und Mbappé erstmals die Champions League. Aber nicht, weil sie sparten, sondern weil sie klüger investierten. Die Pariser Gehaltssumme sank nur marginal. Statt drei Superstars bezahlen sie jetzt ein ausbalanciertes Kollektiv. Das ist keine Revolution, sondern Evolution.

Der eigentliche Skandal liegt woanders. Rummenigge fordert Reformen bei Verbänden und Ligen, um die finanzielle Balance zu wahren. Doch genau diese Institutionen haben das System erst geschaffen. Sie verkaufen Übertragungsrechte an den Meistbietenden, erfinden neue Formate, dehnen Spielzeiten aus. Die Spieler sind nicht die Architekten dieser Maschinerie, sie sind ihre Produkte. Wenn ein Profi heute 20 Millionen Euro verdient, dann weil sein Marktwert dies hergibt – in einem System, das Menschen zu Waren degradiert.

Die Lösung liegt nicht in Gehaltsobergrenzen oder moralischen Appellen an die Spieler. Sie liegt in einer radikalen Neuordnung des Fußballs. Weniger Spiele, faire Verteilung der Einnahmen, demokratische Mitbestimmung. Doch dafür müssten Funktionäre wie Rummenigge ihre eigene Rolle hinterfragen. Stattdessen schieben sie die Verantwortung auf die Spieler ab. Das ist bequem, aber unehrlich. Die wahren Profiteure sitzen nicht auf dem Rasen, sondern in den Vorstandsetagen.

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