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Jan Schultz·11. Oktober 2019

Wochenschau: Alles eine Frage der Kommunikation

Artikelbild:Wochenschau: Alles eine Frage der Kommunikation

Dass der Fußball in vielerlei Hinsicht mit Liebesbeziehungen vergleichbar ist, haben wir bereits vor Wochen gelernt. Die letzten Tage zeigten uns nun noch einmal auf, wie wichtig dabei speziell die richtige Kommunikation ist.

Die bereitet nämlich nicht nur kriselnden Paaren, sondern auch Fußballvereinen und -verbänden Probleme. Jüngst zu vernehmen waren derartige Verständigungsprobleme irgendwo zwischen dem Ruhrpott und der türkischen Fußballhauptstadt Istanbul.


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Dort machte sich Nationaltrainer Şenol Güneş nämlich Hoffnungen auf Suat Serdar. Nur seinetwegen sei er dreimal im Gelsenkirchener Stadion gewesen, berichtete der 67-Jährige ähnlich verbittert wie ein Teenager, der soeben erstmals einen Korb kassiert hat.

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„Es gab Gespräche mit seiner Familie. Wir haben auf Unterlagen gewartet, aber die kamen nie an“, klagte der Nationaltrainer weiter und betonte: „Er hätte es offen sagen sollen.“ Ob es der Schalker nicht gemacht hat, weil es scheinbar auf der Hand lag? Der in Bingen geborene Serdar durchlief schließlich sämtliche deutsche Juniorennationalteams und wurde mit der U21 im Sommer Vizeeuropameister.

Die Tür könnte offen bleiben

Doch so einfach funktioniert Kommunikation nicht. Was für eine Person klar scheint, muss für andere daher noch lange nicht offensichtlich sein. Im Sinne des Türken sei so daran erinnert, dass in der Vergangenheit einige Talente noch den Verband wechselten. Und Serdar ist sicherlich primär wegen der aktuellen Ausfälle ins DFB-Team gerückt. Aber hat er auch langfristig eine Perspektive?

Güneş jedenfalls war trotz seiner kritischen Worte um einen positiven Abschluss bemüht: „Wir respektieren, dass er für Deutschland spielen will.“ Versöhnliche Worte zum Ausklang – aber auch zum Abschied? Sollte Serdar gegen Estland zum Zug kommen, darf er den Verband künftig nicht mehr wechseln, dann hat er Deutschland endgültig das Ja-Wort gegeben. Andernfalls bliebe die Tür in die Türkei für ihn somit sowohl gesetzlich als auch verbal offen.


Gänzlich zerschnitten scheint das Tischtuch indes zwischen den Bayern und dem französischen Verband. Auch hier könnte man Komplikationen aufgrund einer Sprachbarriere vermuten. Sowohl Franzosen als auch Bayern gelten schließlich als äußerst stolz, was ihre für Außenstehende schwer verständliche Sprache betrifft. Das Problem ist allerdings anders gelagert.

Denn die Münchener sind erbost, dass der zuletzt verletzte Lucas Hernández nominiert wurde. Die Franzosen aber wollten selbst überprüfen, wie es um den Defensivallrounder bestellt ist. Sie haben auf der Position des Linksverteidigers schließlich einen Engpass.

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Beide Seiten begingen dabei einen kommunikativen Fauxpas. Anstatt sich auf direktem Wege miteinander auszutauschen, taten sie dies mehrfach über einen Dritten: Die Medien. Der FCB veröffentlichte eine Pressemitteilung, in der sich Karl-Heinz Rummenigge „irritiert“ und „sehr überrascht“ präsentierte. Vereinsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt betonte zudem, dass der Profi nicht einsatzfähig sei.

Hernández ist der große Verlierer

Didier Deschamps‘ Antwort ließ nicht lange auf sich warten. „Es irritiert mich nicht“, konterte der Nationaltrainer und erklärte obendrein das Offensichtliche: „Sie sehen sich im Recht und sagen, was sie wollen.“ Geradlinigkeit gilt durchaus als rhetorische Fertigkeit – in dem Fall hätten beide Parteien dies aber eben besser ohne einen Mediator der übelsten Sorte gezeigt.

Die so entstandene Situation brachte schließlich auch Hernández selbst in eine schwierige Situation. Der Franzose musste sich öffentlich entscheiden und pflichtete seinem Verband bei – ebenso wie Kollege Benjamin Pavard. Ein Verlierer dieses Kommunikationsdesasters ist der Neuzugang nun aber auch deswegen, weil er nach erfolgreichen Tests das Abschlusstraining vor dem Quali-Spiel am Freitag abbrechen musste und die Partie so verpasste. Droht nun wieder gar eine lange Pause?


Kommunikation à la Italien

Wie richtig gute Kommunikation funktionieren kann, zeigten im Übrigen ausgerechnet die Italiener. Die sind zwar als leidenschaftliche und heißblütige LiebhaberInnen bekannt, in puncto Verständigung dem Klischee zufolge aber doch eher laut, grob und stur. Dass die Squadra Azzurra künftig in grünen anstatt in blauen Trikots spielt, kam dennoch gut an.

Zumindest der Großteil der Bevölkerung kann dem ungewohnten Anblick etwas abgewinnen. Das könnte sicherlich darauf zurückzuführen sein, dass das Modebewusstsein in der Heimat von Guccio Gucci, Domenico Dolce und Stefano Gabbana generell ausgeprägter ist.

Viel eher dürfte es aber an der erstklassigen Präsentation, der Vermittlung einer mitreisenden Message liegen. Den Trailer finden schließlich selbst wir, Socken in Sandalen tragende Almans, begeisternd. So geht moderne Kommunikation!