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·22. August 2020

Wirbel um Stefan Engels beim 1. FC Köln: Aufstand der „Alt-Internationalen“

Artikelbild:Wirbel um Stefan Engels beim 1. FC Köln: Aufstand der „Alt-Internationalen“

Es ist erstaunlich: Ausgerechnet Stephan Engels wollte beim 1. FC Köln Vizepräsident werden. Das sagt der selbst ernannte Sprecher der „Alt-Internationalen“ rund um die „Geißböcke“ zumindest dieser Tage jedem, der es hören und berichten will. Und da sei ihm, der Club-Legende, übel mitgespielt geworden, weiß der ehemalige deutsche Nationalspieler zu erzählen. Der Tenor: Böser neuer Vorstand, böser Müller-Römer, böser Mitgliederrat. Engels bekommt sich vor lauter Bild– und kicker-Interviews kaum noch ein. Der Grund? Beim 1. FC Köln will offenbar niemand Stephan Engels als neuen Vize-Präsidenten haben – ein Umstand, der kaum überrascht.

Vor ungefähr einem Jahr polterten Engels und seine „Alt-Internationalen“ – ein nicht weiter definierter Verbund ehemaliger FC-Spieler mit gutem Draht zum Boulevard – noch mit viel Verve gegen die Nominierung von Werner Wolf, Eckhard Sauren und Jürgen Sieger. Denn sie bedeutete im Umkehrschluss das Aus für Toni Schumacher als Vizepräsident des 1. FC Köln. Dass einer der ihren nicht mehr benötigt wurde, scheint die „Altinternationalen“ nachhaltig getroffen zu haben. Nun wollte ausgerechnet Engels der neue Kollege von Wolf und Sauren werden, denn nach dem frühen Rückzug Jürgen Siegers gibt es ein Amt im Präsidium zu vergeben.


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Engels proklamiert in der Bild einen “FC der Fairness”

In einem Bild-Interview, das Engels angesichts der devoten Fragen genauso gut als Gastbeitrag hätte veröffentlichen können, wirft er dem Mitgliederratsvorsitzenden vor, seine Kandidatur sabotiert zu haben, „damit ich nicht auf die Idee komme, mir genügend Unterschriften zu besorgen, um am Ende auch ohne Vorschlag des Mitgliederrats kandidieren zu können.” Er, Engels, kämpfe „mit großer Unterstützung von Freunden, ehemaligen Mitspielern, aber besonders mit einer Vielzahl von empörten Mitgliedern, für einen FC der Fairness und des Gemeinschaftsgeistes an Stelle der Machtspiele und Intrigen.”

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Und weiter: „An den Müller-Römer-Methoden geht unser Klub kaputt und sein von nur 5 Prozent aller Mitglieder gewähltes Gremium übernimmt den FC, indem jeder, der ihm nicht passt, eingeschüchtert oder – wie bei Medienchef Tobias Kaufmann – rausgeschmissen wird. Die Art und Weise, wie der neue Vorstand installiert und andere Bewerber ausgebootet wurden, war schon dreist.” Er schließt mit einer Drohung: „Jetzt soll der nächste Posten so vergeben werden. Das muss ein Ende haben. Jetzt ist Schluss.”

Die gleiche Platte legte Engels vor zwei Wochen im KSTA auf. Damals reagierte der Mitgliederrat spitzzüngig: „Herr Engels hat die Möglichkeit, sich wie jedes andere Mitglied beim Mitgliederrat für eine Nominierung zu melden. Leider hat er trotz mehrfacher Nachfrage Terminvorschläge nicht kommentiert und auch keinen eigenen Vorschlag geliefert. Die Tür steht weiterhin offen, es ist bisher keine (Vor-)Entscheidung gefallen.” Nun ist sie zu, am Mittwochabend gab der FC bekannt, dass Carsten Wettich als Nachrücker nominiert werde.

Wer ist der Antidemokrat?

Da Engels auf das Statement des Mitgliederrats nicht einging, bleiben zwei Optionen: Entweder scheiterte seine Kandidatur an Engels’ eigener Unzulänglichkeit oder er japst nur deshalb medial nach Luft, weil er jemanden absägen will, der sich mit seinen Kumpels Overath und Schumacher angelegt hat. Dass Engels ausgerechnet die Bild auswählt, um sein Gefecht „für einen FC der Fairness und des Gemeinschaftsgeistes an Stelle der Machtspiele und Intrigen” auszurufen, mag noch zum Schmunzeln anregen. Genau wie der Umstand, dass Engels jahrelang beim FC in Lohn und Brot stand und diese Anstellungen in erster Linie den Beziehungen zu seinen Weggefährten verdankte. Oder der Tatsache, dass es offenbar nicht zu den Müller-Römer-, sondern zu den Engels-Methoden zählt, sich nicht in den Vereinsgremien, sondern in diversen Zeitungen auszusprechen und auszuheulen.

Doch Engels offenbart noch etwas anderes, nämlich, dass er zwar die Satzung nicht kennt, aber definitiv an ihr vorbei ins Amt gehievt werden wollte. Die Frist zur Sammlung von Unterstützungsunterschriften fiel ihm nämlich offensichtlich erst ein, als sie schon abgelaufen war. Spricht das für nachdrückliches Interesse am Amt? Wohl kaum, denn der für die Nominierung zuständige Mitgliederrat ist für Engels nur das Gremium Stefan Müller-Römers, das „von nur fünf Prozent aller Mitglieder gewählte Gremium”. Der Mitgliederrat wurde allerdings nicht von fünf Prozent der Mitglieder, sondern von der Mitgliederversammlung gewählt. Sie ist das höchste Organ des Vereins, das legt die Satzung fest – genau wie das Verfahren zur Nominierung und Nachnominierung eines Vorstands. Spricht so jemand, der einen Verein mit gültiger Satzung führen will? Oder die dort fixierten Abläufe respektiert?

Engels griff den Mitgliederrat schon 2019 an

Bereits 2019 griff Engels den Mitgliederrat an. Damals war es ihm unverständlich, dass Toni Schumacher und Markus Ritterbach nicht erneut nominiert werden sollten. Mit dem Klang eines abgehängten Politikveteranen tönte er: „Ich spreche hier nicht nur für mich, sondern auch für den größten Teil der Altinternationalen des FC. Uns gefällt es nicht, wie mit den Vizepräsidenten Toni Schumacher und Markus Ritterbach umgegangen wird.” Den damaligen Vizes attestierte Engels bar jeder schon damals verfügbaren Fakten: „Beide haben sehr gute Arbeit abgeliefert und mitgeholfen, dass der Verein so gesund dasteht. Ich finde das Quartett mit beiden und den Geschäftsführern Wehrle und Veh überzeugend.” Hätte Engels nicht damit rechnen müssen, dass seine Chancen auf die Nominierung nach diesen Aussagen gering sind? Und nicht umso leidenschaftlicher mit Unterstützungsunterschriften vorsorgen müssen, um Chancen auf das Amt haben zu können?

Das Getöse war jedenfalls schon damals groß und wurde nun bei nächster Gelegenheit erneut entfacht. Und erneut reibt sich der geneigte Zuschauer verwundert die Augen ob dieses Festivals der Eitelkeiten. In entfesselter Stillosigkeit wütet Engels durch die Gazetten, wittert Betrug, Lügen und Intrigen und attackiert ungefähr jeden persönlich, der gerade da ist. Warum sich ein verdienter Ex-Spieler diese Blöße gibt, ist ebenso unklar wie die Antwort auf die Frage, warum man für ein bisschen unsachliches Gepolter so verlässlich eine völlig kritikfreie Bühne bei so manchen Medien bekommt. So erklärt Engels nun in der Bild: „Die Mitglieder werden bewusst belogen.” Von wem, darf man sich denken.

Eine koordinierte Kampagne?

Obwohl Engels weder als gerissener Oppositionsführer, seriöse Quelle oder Demokratiefreund taugt (2019 erklärte er, „Vorstand raus“-Banner, wie sie im Kölner Stadion seit Monaten hängen, seien in der Vergangenheit mit Franz Kremer und Peter Weiand an der Vereinsspitze nicht denkbar gewesen. „So basisdemokratisch, wie der FC mit seiner Satzung ist, war der Verein noch nie und so viele Mitglieder gab es es auch früher nicht. Die hätten eigenhändig die Schmäh-Transparente abgehängt.“), spielen Teile der (Kölner) Presse seine Leier nach wie geldgierige Bänkelsänger. Engels’ Aussagen lassen sie eine alte Medienkampagne wieder aufnehmen: Die gegen Stefan Müller-Römer.

Und es wäre ja auch bloß die übliche kölsche Folklore, wenn es bei Eitelkeiten und Privatfehden bliebe. Doch seit einiger Zeit gehen gerade die „Alt-Internationalen“ um Engels weiter. „Undemokratisch“ sei das alles, einen „Geheimbund“ gäbe es beim 1. FC Köln, Betrug, Machtspiele, Intrigen – alles ganz, ganz schlimm. Doch was man den Gremien des Clubs nun konkret vorwirft, außer sich für einen anderen Kandidaten entschieden zu haben, bleibt unklar. Es bleibt bei Geraune.

Das Flaggschiff steuert die Bild, von der man nichts anderes erwartet. Auch von Frank Lußem im kicker erwartet man inzwischen nur noch Agitprop. Im kicker erschien am Donnerstag ein Interview mit Engels, dessen Wortlaut nahezu identisch zu dem der Bild ist. Dass und wie unreflektiert der KStA und der Geissblog nun allerdings Engels’ Jammerei wiederkäuen, deutet jedoch fast auf ein koordiniertes Vorgehen hin. Schließlich ist es unwahrscheinlich, dass Engels ohne die Rückendeckung und Fürsprache seiner alten Kumpels zum Sturm auf das angeblich Müller-Römer unterstehende Geißbockheim geblasen hätte. Wieso sollte er auch sonst davon fantasieren, die Entlassung Tobias Kaufmanns gehe auf Stefan Müller-Römer zurück, obwohl Alexander Wehrle (auch in der Bild) sagte, es sei eine Entscheidung des Vorstands gewesen?

Neue Details beschädigen Engels

Für die These, dass Engels‘ Kandidatur schon im Ansatz an Stephan Engels scheiterte, sprechen zwei Aspekte, die am Freitag publik wurden. Das war zunächst ein Statement des stellvertretenden Mitgliederratsvorsitzenden Ho-Yeon Kim. Dieser berichtet von seinen Anrufen bei Engels, die letzterer weggedrückt oder mit dem Verweis aufs Golfspielen abgewiegelt hatte. Engels habe zudem weder auf Mails noch auf WhatsApp-Nachrichten reagiert.

Kim stellte darin drei Fragen: „a) Wird der Termin am 05. August (also am gleichen Tag, abends) wahrgenommen? b) Gibt es einen bestimmten Rahmen den er sich wünscht, also lieber ein Vorgespräch mit den beiden Vorsitzenden oder direkt mit dem Mitgliederrat? c) Gibt es weitere Fragen an den Mitgliederrat, welche ich ihm im Vorfeld beantworten könnte?“ Die Fragen beantwortete Engels laut Kim nicht, stattdessen warf er ihm später vor, ihn mit diesen Fragen unter Zeitdruck gesetzt zu haben. Abschließend stellt Kim fest: „Für meinen Teil habe ich die Kommunikation mit Herrn Engels eingestellt. Wenn ich wiederholt die gleiche Frage stelle und diese nicht beantwortet bekomme, dann muss ich ihn auch nicht weiter kontaktieren. Persönlich bedauere ich dies, weil ich an einem Austausch mit ihm sehr interessiert bin.“

Aufschluss über Engels‘ Motivation für die aktuelle Kampagne könnte ein Bericht von der FC-Karnevalssitzung im Februar 2020 geben. Darin beschreibt FC-Mitglied Ben Vrijdaghs, wie Engels während der Sitzung zu Stefan Müller-Römer gegangen sei, ihm den Finger auf die Brust gesetzt und gesagt habe: „Ich habe mir auf die Fahne geschrieben, dich beim FC zu eliminieren.“ Sekunden später soll Engels verschwunden sein. Engels bestätigte den Disput gegenüber effzeh.com, an die Wortwahl könne er sich nicht mehr erinnern.

Der FC der Altinternationalen ist einer der Niedertracht

Wofür spricht das alles? Dazu muss man vielleicht einen Schritt zurücktreten: Stephan Engels steht für eine Generation Ex-Fußballspieler, die sich darüber beschwert, dass der 1. FC Köln nicht mehr ihren Lebensstil finanziert. Es sind die Leute, für die er vor über einem Jahr gesprochen haben will. Dabei waren es Overath, Glowacz und Schumacher, die den FC während der letzten zehn Jahre zwei Mal fast in die Pleite geführt haben (das eine Mal läuft derzeit sogar noch). Sie haben die Ämter im Verein nie als Aufgabe, sondern als Belohnung empfunden.

Artikelbild:Wirbel um Stefan Engels beim 1. FC Köln: Aufstand der „Alt-Internationalen“

Im Schlepptau dieser Generation befinden sich Journalisten. Die Bild wurde von ihr jahrelang mit Infos und Stories versorgt, kicker-Journalist Frank Lußem schrieb sogar Toni Schumachers jüngste Biografie. Sie greifen daher offensichtlich nach jedem Strohhalm und konzentrieren sich auf ein Feindbild: Stefan Müller-Römer. Dessen Vergehen war und ist es, all diese Zustände zu beanstanden.

Das ist er, der 1. FC Köln der „Altinternationalen“ und seiner Unterstützer: Gegner sollen „eliminiert“ werden, Zusammenarbeit gibt es nicht. Und wenn dafür noch die übelste Kampagne her muss. Mit demokratischen Gepflogenheiten hat das nichts zu tun, mit Anstand auch nicht und mit dem Ansinnen, nur das Beste für den FC zu wollen, schon gar nicht. Ihr „FC der Fairness“ ist nichts anderes als ein FC der Niedertracht. Die vergangenen Tage beweisen das.

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