90PLUS
·6. März 2025
Wie PSG Liverpool dominierte und am Ende trotzdem verlor

In partnership with
Yahoo sports90PLUS
·6. März 2025
Das Aufeinandertreffen von Paris Saint-Germain und Liverpool im Parc des Princes bot 89 Minuten Einbahnstraßenfußball. Es gelang Paris den Tabellenführer der Premier League nahezu komplett zu dominieren, doch am Ende stand PSG nach einem 0:1 trotzdem mit leeren Händen da.
Die beiden Trainer waren sich nach dem Spiel einig. Luis Enrique sprach davon, dass „der Fußball manchmal unfair“ sei. Paris Saint-Germain „war Liverpool weit überlegen“. Auch Liverpool-Coach Arne Slot räumte ein, dass der 1:0-Sieg alles andere als verdient gewesen sei: „Selbst ein Unentschieden wäre für uns glücklich gewesen. Sie waren heute das deutlich bessere Team.“ Über die gesamte Spielzeit dominierte PSG. Auch die Statistiken spiegeln dies deutlich wieder: PSG hatte 70% Ballbesitz, 27 Schüsse verbuchten die Pariser, Liverpool nur zwei. Das Problem? Am Ende siegten die Reds durch ein spätes Jokertor von Harvey Elliott in der 87. Minute mit 1:0. Es war der erste und einzige Schuss den Slots Team auf das Tor brachte. PSG hingegen schaffte es nicht zahlreiche Chancen in Zählbares umzumünzen. Dabei bot das Team Luis Enrique abgesehen von ihrer Abschlussschwäche ein nahezu perfektes Spiel.
Im eigenen Ballbesitz formierte sich Paris konsequent in einer 3-2-5-Grundordnung. Zunächst bildete Nuno Mendes mit den beiden Innenverteidigern den Dreieraufbau. Davor wechselten die zentralen Mittelfeldspieler Vitinha, Joao Neves und Fabian Ruiz immer wieder die Positionen, hielten dabei jedoch stets eine gute Struktur und gute Abstände untereinander, sodass Liverpool kaum Zugriff bekam. Diese Sicherheit im Pariser Ballbesitz führte dazu, dass die Reds es bereits nach wenigen Minuten fast komplett aufgaben PSG hoch anzulaufen. Vorne begann Ousmane Dembélé bei Paris SG als zentraler Angreifer. Bradley Barcola kam über links und Khvicha Kvaratskhelia über die rechte Seite. Gerade Kvaratskhelia rückte immer wieder ein, um Platz für Rechtsverteidiger Achraf Hakimi zu schaffen, der sehr hochschob.
Der fehlende Zugriff im Zentrum stellte für Liverpool ein großes Problem dar, immer wieder baute PSG durchs Zentrum auf und suchte dann den Weg auf die Außenbahn. Nach 15 Minuten begannen dann erstmals die Pariser Wechselspiele: Dembélé rückte nach rechts und hielt dort die Breite. Kvaratskhelia agierte im Zentrum, ließ sich aber auch immer wieder in die offensiven Halbräume fallen, um sich am Kombinationsspiel zu beteiligen. Gerade die drei Angreifer rotierten in der Folge fortwährend. Auch die beiden Außenverteidiger Hakimi und Mendes rückten von nun an situativ immer wieder ins Zentrum ein. Im Aufbau füllten dann Vitinha oder Joao Neves die defensive Dreierreihe auf. Diese Positionsrochaden waren über das gesamte Spiel hinweg zu sehen. Liverpool gelang es auch dadurch kaum in die Zweikämpfe zu kommen.
Die erste Pariser Großchance hätte direkt aus Luis Enriques Notizbuch stammen können. Dembélé setzte sich rechts im eins gegen eins gegen Robertson durch, PSG gelang es immer wieder den Schotten ins direkte Duell zu zwingen, und spielte von der Grundlinie auf den nachgerückten Joao Neves. Dieser schoss den Ball aber über das Tor. Trotz seiner aberkannten Tores wegen einer knappen Abseitsstellung in der 22. Minute war Kvaratskhelia einer der stärksten Spieler auf dem Platz. Zu keiner Zeit bekamen die Reds seine Bewegungen in den Griff. Immer wieder konnte er vor der Liverpooler Viererkette aufdrehen und entweder selbst zum Abschluss kommen oder seine Mitspieler in Szene setzen.
Vereinzelt streute PSG auch lange Bälle hinter die Liverpooler Viererkette ein. So auch in der 25. Minute, Willian Pacho fand den Lauf von Bradley Barcola, dieser wurde von Ibrahima Konaté mit einem Rempler kurz vor dem Strafraum zu Fall gebracht. Der Franzose konnte sich glücklich schätzen nicht wegen einer Notbremse mit Rot vom Platz zu müssen.
Liverpool fokussierte sich nach den ersten Minuten fast ausschließlich darauf das Pariser Spiel zu verhindern. Im eigenen Ballbesitz stellte PSG einen geordneten Spielaufbau der Reds konsequent zu. Dabei ordneten sich die Pariser in einem 4-4-2 an, Dembélé und Kvaratskhelia setzten als erste Anläufer Virgil Van Dijk und Konaté immer wieder unter Druck. So wurde Slots Team dazu gezwungen fast jeden Ball lang zu spielen. Ziel dieser langen Pässe waren meist die Außenbahnen. Luis Diaz und Mohamed Salah gelang es jedoch nicht sich gegen Hakimi und Mendes zu behaupten. Insbesondere Salah wurde von Mendes bis zu seiner Auswechslung in der 86. Minute komplett neutralisiert und blieb so blass, wie noch nie in dieser Saison. Der Ägypter verlor alle acht Zweikämpfe, die er führte und kam zu keinem einzigen Abschluss.
Mohamed Salah war bis zu seiner Auswechslung komplett abgemeldet. (Photo by Julian Finney/Getty Images)
Besonders beeindruckend war zudem das Pariser Gegenpressing. Eigentlich eine der größten Liverpools Stärken, war es in diesem Spiel einer der Gründe, warum die Reds selbst überhaupt nicht ins Spiel fanden. PSG war im eigenen Ballbesitz durch die gute Raumaufteilung in ihrem Positionsspiel so gestaffelt, dass bei einem Ballverlust direkt umgeschaltet werden konnte. Dabei beeindruckten vor allem Vitinha und Joao Neves, die zahlreiche Bälle zurückgewannen. So konnte Paris die Momente, in denen Liverpool den Weg nach vorne suchte, ausnutzen, die Konterversuche der Reds im Keim ersticken und wiederum selbst schnell nach vorne spielen. Nach diesem Muster entstand auch die große Chance in der 31. Spielminute. Ryan Gravenberch verlor den Ball auf der rechten Seite und dann ging es blitzschnell nach vorne. Doch PSG brachte keinen der drei Versuche in dieser Szene ins Ziel.
Mit einem 0:0 ging es nach 45 Minuten in die Kabinen. Liverpool konnte sich einzig und allein bei ihrem Torhüter Alisson bedanken. Der brasilianische Nationaltorhüter parierte gleich mehrmals stark gegen Dembélé und Kvaratskhelia. Am Ende der Partie wehrte Alisson neun Schüsse auf sein Tor ab, noch nie musste er in einem Spiel für die Reds mehr Bälle parieren. Der Expected-Goals-on-Target-Wert von PSG belief sich am Ende auf 2,26 (fotmob.com), das heißt Alisson verhinderte mehr als zwei Gegentore für sein Team. Bezeichnenderweise hatte der Brasilianer außerdem mit 44 Ballkontakten auch die drittmeisten aller Liverpooler Spieler. Auch in Durchgang zwei hielt er die Reds mit starken Paraden, unter anderem erneut gegen Kvaratskhelia und den eingewechselten Désiré Doué, im Spiel.
Die beiden entscheidenden Spieler – Keeper Alisson und Torschütze Harvey Elliott jubeln gemeinsam. (Photo by Julian Finney/Getty Images)
Alissons Gegenüber Gianluigi Donnarumma erlebte hingegen einen Abend zum Vergessen. Bis zur 87. Minute blieb der italienische Nationalkeeper komplett beschäftigungslos. Dann schlug Alisson einen seiner zahlreichen langen Bälle in Richtung Darwin Nunez. Der Joker setzte sich im Zweikampf mit Marquinhos durch, behielt die Ruhe und fand den ebenfalls eingewechselten Harvey Elliott. Mit seinem ersten Ballkontakt schloss der 21-Jährige ab. Donnarumma bekam seine Fingerspitzen noch an den Ball, es reichte aber nicht, um das Leder am Tor vorbeizulenken. Während Alisson also über 90 Minuten brillierte, sah Donnarumma in der entscheidenden Szene mindestens unglücklich aus.
Zuvor hatte PSG auch den zweiten Durchgang komplett dominiert. Liverpool ließ sich meist noch etwas tiefer fallen als in Halbzeit eins. Dadurch bekamen sie die Offensive von Paris SG minimal besser in den Griff. Trotzdem erspielte sich Paris auch in Durchgang zwei mehrere vielversprechende Chancen, die bei einem gegnerischen Torhüter in Normalform sicherlich zum Sieg gereicht hätten. Alisson selbst sprach nach dem Spiel davon, dass dies „die beste Leistung meines Lebens“ war.
Im eigenen Ballbesitz versuchte Liverpool weniger den Ball lang zu schlagen, sondern mehr durch Dribblings in Umschaltsituationen zu kommen. Doch auch dieses Mittel half wenig sich aus PSGs Gegenpressing zu befreien. Eigentlich gelang es den Reds nur einmal im gesamten Spiel wirklich kontrolliert nach vorne zu spielen. In der 59. Minute überspielte Alexis MacAllister mit einem Pass durchs Zentrum das Pariser Pressing. Er fand Mittelstürmer Diogo Jota, der den Ball mit dem Rücken zum Tor annehmen und aufdrehen konnte und dann auf die rechte Seite verlagerte. Salah kam an der Strafraumkante ins eins gegen eins, eine Situation, die in dieser Saison schon zu zahlreichen Treffern geführt hat. Aber auch hier behielt der starke Nuno Mendes erneut die Oberhand im direkten Duell mit dem Ägypter.
Trotz der frustrierenden Niederlage ist für PSG im Rückspiel noch alles möglich. (Photo by Julian Finney/Getty Images)
So war es am Ende doch wieder ein langer Ball von Alisson, der die zuvor schon beschriebene, entscheidende Szene einleitete. Eine passende Pointe für diesen Abend war, dass der ansonsten überragende Nuno Mendes Salah über 86 Minuten im Griff hatte, dann aber dessen Ersatz Elliott im entscheidenden Moment kurz aus den Augen verlor und so zu spät kam, um den Abschluss zu verhindern.
PSG konnte sich für einen beeindruckenden Auftritt nicht belohnen. Wenn es den Parisern allerdings gelingt, auch im Rückspiel an diese Leistung anzuknüpfen und ihre Chancen dann zu nutzen, ist ein Weiterkommen noch sehr gut möglich. Liverpool geht hingegen mit einem sehr glücklichen Vorsprung in das Spiel an der heimischen Anfield Road. Die Reds müssen dort ein anderes Gesicht zeigen und sich deutlich steigern, wenn sie nicht wieder darauf vertrauen wollen, dass ihr Keeper sie rettet.
Jakob Haffke
(Photo by Julian Finney/Getty Images)
Live
Live
Live