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Lennard Bacher·3. Februar 2024

Wie konnte das passieren? Real schnappt Barça wichtigsten Spieler ever weg

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Denkt man die erfolgreichsten Jahre Real Madrids werden viele, besonders jüngere Fans an die Zeit zwischen 2014 und 2018 denken, in der die Königlichen den Henkelpott ganze vier Mal, davon drei Mal in Folge in die Höhe stemmen durften. Doch es gab eine Zeit, in der die Madrilenen sogar diese Wahnsinns-Bilanz übertrafen.

Zwischen 1956 und 1960 gewann der spanische Hauptstadtklub die Champions League (damals noch Europapokal der Landesmeister) fünf Mal in Folge. Das Gesicht des Erfolgs: Alfredo di Stéfano, der nach seinem Tod im Jahr 2014 von Klub-Präsident Florentino Pérez als „größter Spieler in der Geschichte Real Madrids“ betitelt wurde.


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Der argentinische Stürmer bestritt in diesen fünf Jahren 201 Spiele für Real und traf dabei 165 Mal die Kiste. Dabei war die Fußball-Legende eigentlich schon zum FC Barcelona gewechselt, was die Madrilenen durch den wohl merkwürdigsten Transfer-Fight aller Zeiten verhinderten. Aber wie konnte das passieren?

Alfredo Di Stéfanos Karriere startete beim argentinischen Rekordmeister River Plate, wo er sich zunächst an Huracán verleihen ließ und dann den erfahrenen und bei den River-Fans verehrten Top-Stürmer Adolfo Pedernera verdrängte. Die Trainer hatten Di Stéfano erstmal auf Rechtsaußen eingesetzt, doch nach einem Jahr dessen unglaubliche Torgefahr erkannt. Während Pedernera den Klub verließ, wurde Di Stéfano in seiner ersten Saison als Stammstürmer Meister und schoss 27 Tore in 30 Spielen.

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Nur ein Jahr später wurde der argentinische Fußball von massiven Streitigkeiten zwischen dem Ligaverband und der Spielergewerkschaft (FAA) erschüttert. Der Streit eskalierte, als die FAA zu langen Spielerstreiks aufrief, was viele argentinische Kicker, inklusive Di Stéfano, dazu bewegte, ihre Karriere im Ausland fortzusetzen. Zur gleichen Zeit wurde die kolumbianische Profiliga Dimayor gegründet, die kein Teil des offiziellen kolumbianischen Fußballverbandes war und mit viel Geld lockte.

Di Stefano heuerte daraufhin beim kolumbianischen Erstligisten CD Los Millionarios an, River Plate sah keinen Cent Ablöse für seinen ehemaligen Star. Im ersten Jahr bei Millionarios schoss „der blonde Pfeil“ seinen neuen Klub in einem packenden Kampf zur Meisterschaft. Im Zuge des 50. Geburtstag Real Madrids fand ein Turnier in Spanien statt, bei dem auch Di Stéfanos Klub eingeladen war. Unter seiner Mithilfe unterlagen die Königlichen den Kolumbianern mit 2:4 – Di Stéfano war nun in aller Munde.

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Was darauf folgte, war der womöglich größte Transferstreit in Spaniens Fußballgeschichte. Real Madrid wollte den Stürmer unbedingt haben, doch auch der FC Barcelona war auf den 1,78-Meter-Mann aufmerksam geworden. So überwiesen die Katalanen die Rekordsumme von vier Millionen Peseten (ca. 217.000 Euro) an River Plate, wo Di Stéfano aber ja gar nicht mehr spielte. Er hatte jedoch eigentlich noch einen gültigen Vertrag mit den Argentiniern, weshalb die Transferrechte dort verortet wurden.

Reals Präsident Santiago Bernabéu wurde trotzdem aktiv und überwies 1,5 Millionen Peseten (ca. 81.000 Euro) nach Kolumbien an Di Stéfanos aktuellen Klub. Nun hatten beide Vereine Ablöse bezahlt – eine ganz neue Situation, wie unter anderem ‚Goal‘ im Nachhinein beschrieb.

Der spanische Verband stand vor der schwierigen Aufgabe, wer denn den Zuschlag bekommen sollte und traf eine legendäre Entscheidung. Di Stéfano solle für die kommenden vier Jahre immer abwechselnd eine Saison jeweils erst bei Real und dann bei Barça spielen. Barcelona war mit dieser Entscheidung natürlich überhaupt nicht zufrieden.

Neben dem Urteil ärgerte man sich bei Barça darüber, dass Di Stéfano in Testspielen für Real lustlos und schwach gespielt hatte, erinnert ’11 Freunde‘. Die Gerüchte, dass er dazu von Madrid angestiftet worden war, konnten bis heute nicht bewiesen werden.

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Als Reaktion auf die Ereignisse akzeptierte der FC Barcelona Di Stéfanos Wechsel zu Real und wurde dafür von den Blancos mit vier Millionen Peseten (ca. 217.000 Euro) entschädigt – der Traumspieler war jetzt endgültig Madrilene. Neben der Tatsache, dass diese Transferfehde die Feindschaft zwischen den beiden spanischen Top-Klubs nur noch weiter verschärfte, behaupteten die Barça-Funktionäre im Nachhinein, dass sie dem Transfer nur aufgrund von politischem Druck des Franco-Regimes nachgegeben hätten.

Was den absoluten Super-GAU für die Katalanen darstellen würde, waren die Recherchen von Garcia Luque, der später das Buch „El caso Di Stéfano“ (Der Fall von Di Stefano) schrieb und herausfand, dass Reals Vertrag mit CD ungültig gewesen sei, während Barcelonas Vertrag mit River Plate hätte gelten müssen. „Eine der größten Karrieren der Geschichte hätte eigentlich im Trikot des Feindes stattfinden müssen“, schrieb Luque damals.

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Doch das tat sie nicht. Di Stéfano schoss Real fünf Mal zum Europapokal, gewann zwei Mal den Ballon d’Or und wurde zu einer der größten Vereinslegenden der Königlichen aus Madrid. Ob Real heute da wäre wo sie sind, wenn der spanische Fußballverband anders entschieden hätte und Di Stéfano nach Barcelona gewechselt wäre, werden wir wohl nie erfahren. Di Stéfano selber schwieg zu sämtlichen Vorwürfen bis zu seinem Tod 2014 und nahm den Status als Ehrenpräsident von Real mit ins Grab.