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OneFootball·10. März 2024

Wie konnte das passieren? Ein Sturmtalent wird zum weltbekannten Meme

Artikelbild:Wie konnte das passieren? Ein Sturmtalent wird zum weltbekannten Meme

Als Nicklas Bendtner noch zur Schule ging, mussten die Lehrer die Hand heben, um ihn ansprechen zu dürfen. Das ist allerdings völlig normal bei einem Kind, das seine Mutter vor der eignen Geburt selbst ins Krankenhaus gefahren hat.

Es verwundert deshalb auch nicht, dass aus diesem Jungen später ein Fußballer wurde, der ganze 30 Tore mehr für die dänische Nationalmannschaft schießen sollte als Lionel Messi. Aus Nicklas Bendtner wurde ein so guter Fußballer, dass noch nie ein Torwart in einem Spiel die Null gehalten hat, in dem Nicklas Bendtner gegen ihn getroffen hat. Die Frage ist nur: Warum finden wir das lustig?


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Warum lachen wir Fußballfans über billige Chuck-Norris-Gags, wenn man Nicklas Bendtner in sie einpflanzt? Wie konnte es passieren, dass aus irgendeinem dänischen Stürmer ein in der ganzen Fußballwelt bekanntes Meme wurde?

Wenn man Nicklas Bendtner googelt, bekommt man die Antwort gewissermaßen auf den ersten Blick. Denn die ersten Bilder, die man dort sieht, sind allesamt solche, auf denen Bendtner die Hände über dem Kopf zusammenschlägt.

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Sie zeigen ihn bei einer Sache, die er sehr oft gemacht hat: Kein Tor schießen. Nun sind Stürmer, die sehr oft nicht treffen, immer irgendwie lustig, doch keiner von ihnen hat das Meme-Potenzial eines „Lord“ Bendtners. Um hinter das Meme Lord Bendtner zu kommen, muss man diese ersten Google-Bilder deshalb auch als Symbolbilder sehen. Die Karriere des Dänen ist gewissermaßen ein einziger an-den-Kopf-fass-Moment. Und das vor allem auch neben dem Platz.

Hier ein kleiner Ausschnitt: Im April 2009 wird Bendtner mit heruntergelassener Hose aus einem Londoner Nachtklub geschmissen. Im September des selben Jahres fährt er dann seinen Aston Martin zu Schrott, zieht sich auf offener Straße aus, reißt einen Seitenspiegel ab und sucht sich am ganzen Körper nach Verletzungen ab.

Dreieinhalb Jahre später wird er im März 2013 nach Alkoholfahrt mit 1,5 Promille festgenommen und für sechs Monate aus der Nationalmannschaft verbannt, wieder ein Jahr später zieht er sich nach einem Streit mit einem Taxifahrer in Kopenhagen aus, reibt seinen Körper am Taxi und peitscht mit seinem Ledergürtel auf das Auto.

Noch ein paar Jahre später: Wieder Alkohol, wieder ein Taxifahrer, diesmal bekommt es nicht das Auto, sondern der Fahrzeugführer selbst ab, Bendtner bricht ihm nach einem Streit den Kiefer und wird zu einer Haftstrafe von 50 Tagen verurteilt.

Man möchte sich, wie schon erwähnt, an den Kopf fassen, wenn man diese bedenklich baugleichen Bendtner-Skandale mit der entscheidenden Zutat Alkohol so verdichtet aufzählt. Das aber eher aus Sorge oder auch aus Erleichterung, dass Bendtner überhaupt noch lebt. Nur was haben all diese Geschichten mit dem großen Social-Media-Spott zu tun? Zunächst einmal zeigen die Skandale sein größtes Problem: Die 1970er und -80er Jahre sind schon ein bisschen her.

Denn damals wurden große Fußballer wie Diego Maradona oder George Best durch Skandale und Exzesse in der öffentlichen Wahrnehmung sogar noch ein bisschen größer. Heutzutage führen solche Eskapaden hauptsächlich dazu, dass man es sich mit dem Klub verscherzt und der Karriere den nächsten Knick verpasst, wie es Bendtner bei seinen Stationen Arsenal, Birmingham, Sunderland, Juventus, Wolfsburg, Nottingham, Trondheim und Kopenhagen immer wieder passierte.

Doch Skandal-Profis, die sich die Karriere auch neben dem Platz kaputt gemacht haben, gibt es heute viele. Warum also wurde Nicklas Bendtner zum Chuck Norris des Fußballs?

Dafür braucht es noch die letzte Zutat für den Bendtner-Meme-Cocktail: Ein riesengroßes Ego. Denn wenngleich in Bendtners Karriereweg Knick auf Knick folgte, sah der Däne sich trotzdem stets als zukünftiger Weltstar. Als er 2013 während seiner Arsenal-Zeit nach Wechselabsichten gefragt wurde, soll er hinsichtlich möglicher Ziele geantwortet haben: „Real Madrid oder der FC Barcelona.“

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Es wurde dann der VfL Wolfsburg. Ein Wechsel, der perfekt zeigt, was an Bendtner so lustig gefunden wird: Das beispiellose Auseinanderklaffen von Anspruch und Wirklichkeit, das in einer solchen Ausprägung vor allem bei Kreisliga-Ronaldos anzutreffen ist. Aber findet er das selbst eigentlich auch alles lustig?

Während seiner aktiven Karriere wirkte es stets, als pralle all die Häme von ihm, der ja immer noch irgendwann ein Weltstar werden würde, einfach ab. Kurz vor seinem Karriereende schlug er dann 2020 doch deutlich demütigere Töne an, die daraufhin deuten, dass das Zlatan-Ego möglicherweise nur geliehen war.

„Mir wurde der Lebensstil, der mit dem Geld kam, zu lieb. Ich möchte die Zeit zurückdrehen und dem jungen Burschen mit dem Hammer auf den Kopf schlagen. Ihm begreiflich machen, was für eine Chance das ist. Dass er etwas Besonderes hat – etwas, um das er sich kümmern muss“, so Bendtner kurz vor der Veröffentlichung seiner Autobiographie „Both Sides“, in der er vor allem auch seine Skandale aufarbeitete.

Die Witze über seine Person nahm er trotzdem stets mit Humor und freute sich sogar darüber. Und warum auch nicht? Schließlich wird Nicklas Bendtners Karriere uns wahrscheinlich länger in Erinnerung bleiben als die von deutlich erfolgreicheren Wolfsburg-Stürmern. Und außerdem gibt es da ja noch diese zwei Tage, an denen der kleine Nicklas damals die Schule schwänzte. Die heißen jetzt Samstag und Sonntag.