Wer ist Morgan Guilavogui? – Ein Spielerprofil | OneFootball

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·26. Juli 2024

Wer ist Morgan Guilavogui? – Ein Spielerprofil

Artikelbild:Wer ist Morgan Guilavogui? – Ein Spielerprofil

Mit Morgan Guilavogui hat der FC St. Pauli einen neuen Angreifer verpflichtet. Der 26-jährige kommt leihweise vom RC Lens aus Frankreich und hat ein spannendes Profil.(Titelbild: FC St. Pauli)

Es hatte sich in den letzten Tagen angedeutet, dass man beim FC St. Pauli in den Verhandlungen mit einem neuen Mittelstürmer bereits ziemlich weit ist. Als dann am Dienstag der Name Morgan Guilavogui aufploppte, ließ sich Andreas Bornemann unter anderem mit den Worten „ein interessanter Spieler“ zitieren, was quasi einer Bestätigung gleichkommt. So konnte also schon davon ausgegangen werden, dass der 26-jährige Stürmer zum FCSP wechselt. Nun ist er auch offiziell da und wir haben ihn uns genauer angeschaut.


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The Story So Far

Morgan Guilavogui wurde im März 1998 in Südfrankreich geboren, wenige Tage nachdem der FC St. Pauli am 21. Spieltag in der zweiten Bundesliga durch Tore von Mason, Scherz und Scharping mit 3:1 gegen den FSV Zwickau gewann. 2014 wechselte er von der Jugendabteilung vom AS Saint-Etienne zu Sporting Toulon. Dort durchlief er erst die Jugendteams, ehe er ab 2017 in der vierthöchsten Liga Frankreichs für Toulon spielte.

In der Saison 18/19 folgte mehr oder weniger sein Durchbruch auf diesem Level. In 27 Ligaspielen erzielte Guilavogui insgesamt neun Treffer. Sporting Toulon feierte am Saisonende den Aufstieg in die dritte Liga. Dort kam Guilavogui in 17 Spielen auf drei Treffer, ehe die Saison Corona-bedingt abprupt endete. Wie übrigens auch seine Zeit in Toulon. Zur Saison 20/21 wechselte Morgan Guilavogui zum Paris FC, was für den damals 22-Jährigen einen Aufstieg in die zweite französische Liga bedeutete.

Erste Schritte in Toulon, Durchbruch in Paris

In Paris blieb Morgan Guilavogui in seiner ersten Saison torlos. Das änderte sich in den folgenden beiden Spielzeiten. Und wie! Auf 19 Torbeteiligungen in 33 Partien kam er in der Saison 21/22. Das brachte ihm unter anderen die Nominierungen ins Nationalteam von Guinea ein, für das er seitdem 21 Spiele absolvierte (zwei Treffer). In der Folgesaison waren es sogar 22 Torbeteiligungen (18 Tore, vier Vorlagen) in 36 Spielen. Auf diesen Durchbruch folgte der millionenschwere Wechsel zum RC Lens zur Saison 23/24. Guilavogui hatte es in die höchste französische Spielklasse geschafft.

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Morgan Guilavogui (7) im Duell mit vier Spielern des Senegal beim Africa Cup im Januar 2024.

// (c) Issouf Sanogo / AFP via Getty Images via OneFootball

Doch nicht nur das, Morgan Guilavogui spielte in der letzten Saison auch für Lens in der Champions- und Europa League. In insgesamt 29 Einsätzen kam er auf zwei Treffer. Nach zwei toremäßig durchaus erfolgreichen Jahren könnte man das als einen kleinen Bruch in der Karriere von Guilavogui ansehen. Ist es nicht so wirklich, immerhin hat er einen großen Schritt vollzogen: von der zweiten Liga in die Champions League. Doch für den FC St. Pauli eröffnete sich damit eine Chance, ihn zu verpflichten.

In den Fußstapfen des großen Bruders

Nun wird Morgan Guilavogui in der Saison 24/25 in der Bundesliga spielen. Eine Saison zu spät für ein ganz besonderes Aufeinandertreffen. Denn der Name Guilavogui ist in der Bundesliga alles andere als unbekannt. Morgans Bruder Joshua wechselte 2014 zum VfL Wolfsburg und kam jetzt auf insgesamt 218 Bundesligaeinsätze für Wolfsburg und Mainz, ist seit diesem Sommer aber aktuell vereinslos.

Wenn ihr eine Idee davon bekommen möchtet, was Morgan Guilavogui für ein Spieler ist, dann solltet ihr Euch einige der unzähligen „Skills and Goals“-Videos über ihn anschauen. Zum Beispiel jene der Saison 21/22 oder 22/23 (random Gangsta-Mukke gibt es, wie in den meisten dieser Videos, natürlich gratis dazu auf die Ohren).

Das sagen die Zahlen und der visuelle Eindruck

In der Saison 23/24 kam Morgan Guilavogui zwar in 23 Ligaspielen zum Einsatz. Seine Spielzeit war dabei aber eher begrenzt. Nur 600 Minuten, die meisten davon als Einwechselspieler, reichen nicht, um ein aussagekräftiges Statistik-Profil von ihm zu erstellen. Daher greife ich auf die Vorsaison zurück, als er bei Paris FC über 2.000 Spielminuten in der zweiten französischen Liga sammelte. Und dabei zeigt sich, warum er nach dieser Saison zu einem Club wechselte, der sich für die Champions League qualifiziert hatte.

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Kern-Statistiken von Morgan Guilavogui der Saison 22/23, dargestellt als Perzentile im Vergleich zu allen Mittelstürmern der Ligue 2.

(Erklärung: Die Länge des dunkel gefärbten Teils des Pizzastücks zeigt, wie viele Prozent der anderen Spieler auf dieser Position schlechtere Werte oder oder maximal den gleichen Wert haben. Komplett dunkel heißt: Keiner ist besser. Zudem sind die Absolutwerte in Zahlen angegeben.)

Überragende Saison 22/23

Eine Sache vorweg: Morgan Guilavogui ist ein Mittelstürmer, kein offensiver Außen. Zwar bewegt er sich gerne auf die Außenbahn, allerdings ist er auch viel im gegnerischen Strafraum zu finden. Sehr viel sogar. So oft, wie sonst kein Spieler der Ligue 2 in der Saison 22/23 nämlich. Auch hat niemand mehr Chancen kreiert als Guilavogui in dieser Saison. Seine Pass-Statistiken sind herausragend, besonders wichtige Pässe (Torschussvorlagen, Pässe tief in der gegnerischen Hälfte) fanden in der Saison zuverlässig und so oft wie von sonst niemanden ihr Ziel.

Wer den MillernTon und auch diese Pizza-Grafik aufmerksam studiert, der/dem könnte vielleicht etwas besonders interessantes aufgefallen sein. Morgan Guilavogui bringt eine ganz besondere Fähigkeit mit, die auch Johannes Eggestein auszeichnet: Er ist im Strafraum oft anspielbar, hat viele Torraumszenen, und gleichzeitig wurde kein anderer Stürmer der Ligue öfter angespielt als Guilavogui, er ist also stark ins Kombinationsspiel des eigenen Teams eingebunden. Diese Kombination von Anspielbarkeit inner- und außerhalb des gegnerischen Strafraums ist eher selten, was sich auch am Beispiel der 2. Bundesliga zeigt.

Ist Morgan Guilavogui also ein Johannes Eggestein 2.0? Auf gar keinen Fall. Die beiden könnten unterschiedlicher kaum sein. Guilavogui bringt mit 1,89m nämlich deutlich mehr Körpergröße mit, die er auch einzusetzen weiß. Zudem ist er besonders auf den ersten Metern sehr schnell und für seine Körpergröße bemerkenswert beweglich.

Große Stärke: Pressingverhalten

Eine Statistik, die zeigt, dass Morgan Guilavogui besonders gut zum FC St. Pauli unter der Leitung von Alexander Blessin passen könnte, ist in der Pizza-Grafik nicht zu finden. Wer die oben verlinkten Videos geschaut hat, dürfte das aber bereits geahnt haben: Kein Offensivspieler der Ligue 2 hat in der Saison 22/23 pro 90 Minuten mehr gegnerische Pässe abgefangen als Guilavogui. Man könnte sogar soweit gehen und sagen, dass das Pressingverhalten seine größte Stärke ist. Guilavogui antizipiert dabei oft sehr gut, ist auch im Gegenpressing sehr griffig und unangenehm für die Gegenspieler. Das dürfte sehr gut zum ausgeprägtem Fokus von Blessin auf das eigene Pressingverhalten passen.

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Von der Bucketlist gestrichen: Einmal Champions League spielen. Morgan Guilavogui hier für den RC Lens im Duell mit Jerdy Schouten (PSV Eindhoven), vom Boden aus bestaunt von Luuk de Jong. // (c) John Thys / AFP via Getty Images via OneFootball

Das liest sich alles sehr, sehr gut. Allerdings ist natürlich nicht alles Gold, sonst würde Morgan Guilavogui nicht zum FCSP kommen, sondern sicher für Fantastilliarden woanders hin wechseln. Guilavogui gelingt bei weitem nicht jede Aktion. Das liegt auch daran, dass sein Spiel immer wieder durch eigene Ungenauigkeiten stottert. Zwar bringt er viele Pässe in der gegnerischen Hälfte zum Mitspieler, teilweise wirkt er aber unkonzentriert und einfachste Bälle kommen nicht an. Zudem ist sein Kopfballspiel zwar solide, ein klassischer Wandspieler ist er aber nicht.

Teils unkonzentriert

Diese ganzen Einschätzungen decken sich größtenteils mit jenen des Global Soccer Network (GSN). Die Scouting-Experten betonen Morgan Guilavoguis Stärken im Offensivspiel (Abschluss, Kreativität, Aggressivität und Passspiel). Arbeiten muss er laut GSN an seinen Flanken, weshalb er auch eher ins Angriffszentrum und weniger auf die Außenbahn gehört. Zudem ist seine offensive Entscheidungs- und Positionsfindung nicht immer optimal, genauso wie seine (defensive) Zweikampfführung. Sein aktueller GSN-Index liegt bei 60,3 (Schwelle zwischen 2. Bundesliga und Bundesliga), sein möglicher GSN-Index liegt bei 61,1, also nur knapp höher.

Wichtig ist: Morgan Guilavogui kann auch auf der rechten Offensivseite spielen, wurde auf dieser Position sogar primär ausgebildet. In Lens wurde er zumeist dort eingesetzt, in Toulon auch. Seine deutlich besten Spiele hat er aber bei Paris gemacht, wenn er als Mittelstürmer in einem auf Umschaltmonente ausgerichtetem Team eingesetzt wurde. Da es die Position auf der offensiven Außenbahn beim FC St. Pauli unter Blessin wohl nicht gibt, ist auch klar, dass man Guilavogui als Mittelstürmer verpflichtet hat.

Potenzial dank perfekter Passform?

Der FC St. Pauli hat mit Morgan Guilavogui einen Spieler verpflichtet, der wirklich bemerkenswert gut zu den Anforderungen von Cheftrainer Alexander Blessin passen könnte. Zwar ist er aufgrund ordentlicher, aber keineswegs überdurchschnittlicher Physis, sicher kein klassischer Wandspieler. Doch Guilavogui dürfte sehr gut in ein Team passen, welches einen Fokus auf Umschaltspiel und Pressingverhalten legt. Aus Datensicht passt dieser Transfer wirklich außerordentlich gut und bietet somit das Potenzial für eine erfolgreiche Zeit von Morgan Guilavogui beim FC St. Pauli.

Risiko mit Absicherung

Wie erfolgreich das wirklich wird, ist natürlich nicht abzusehen. Der Schritt in eine fremde Liga ist sicher ein ziemlich großer. Morgan Guilavogui ist mit 26 Jahren zwar bereits erfahren, dürfte aber trotzdem etwas Zeit benötigen, um sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Zudem ist die Bundesliga leistungsmäßig nochmal eine Ecke höher anzusiedeln als die Ligue 1, wo er sich in der Vorsaison nicht als Stammspieler durchsetzen konnte.

Somit begleiten den Transfer von Morgan Guilavogui einige Unsicherheiten. Das kann richtig gut werden, kann aber auch richtig schiefgehen. Die Amplitude ist bei diesem Transfer deutlich höher als üblich. Umso besser, dass der FC St. Pauli hier einen Weg gefunden zu haben scheint, der sehr wenig Risiko bedeutet. Guilavogui kommt leihweise nach Hamburg, dem Vernehmen nach gibt es aber eine Kaufoption. Sowohl dem FCSP, als auch Morgan Guilavogui ist zu wünschen, dass man sich am Saisonende darüber freut, wie günstig diese Option doch ist.Herzlich Willkommen am Millerntor, Morgan Guilavogui!// Tim

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