🔮 Was wäre, wenn Uli Hoeneß nie Manager des FC Bayern geworden wäre? | OneFootball

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Matti Peters·9. August 2020

🔮 Was wäre, wenn Uli Hoeneß nie Manager des FC Bayern geworden wäre?

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Er war der bestgehasste Manager der Bundesliga. Seine forsche Art, das stark ausgeprägte Unternehmer-Gen sowie der Sinn für Finanzen und Geschäfte machten Ullrich „Uli“ Hoeneß zu einer der Lichtgestalten der deutschen Fußballgeschichte.

Eine schwere Knieverletzung zwang den erfolgreichen Nationalspieler und Bayern-Star mit nur 27 Jahren zum Karriereende. Doch was wäre eigentlich, wenn Uli Hoeneß nie Manager des FC Bayern München geworden wäre?


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Paris, 1975. Endspiel des Europapokals der Landesmeister. Bayern München gegen Leeds United. Der walisische Wadenbeißer Terry Yorath setzt kurz vor dem Seitenwechsel zu einer brutalen Grätsche gegen Uli Hoeneß an.

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Der Bayern-Stürmer weicht geschickt aus und entgeht der möglicherweise karrieregefährdenden Sense nur knapp. Essigsäure, Ton oder radioaktive Erde aus Jugoslawien kamen so nie auch nur in die Nähe seines Knies.

Ende der 70er Jahre geht es den Bayern trotz des sportlichen Erfolges finanziell miserabel. Ein Schuldenberg in Höhe von mittlerweile 15 Millionen Mark zwingen den Verein, Uli Hoeneß in seiner Blütezeit an die Konkurrenz aus Hamburg zu verkaufen.

Im gehobenen Fußballeralter beendet er nach der dritten Meisterschaft in Folge mit dem HSV Mitte der 80er Jahre seine Karriere und legt seinen Fokus fortan auf seine gegründete Wurstwarenfabrik. Im Stadion seines Herzensvereins sah man Hoeneß nur noch gelegentlich als Grillmeister.

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In den 90er Jahren beklagt der deutsche Profifußball zunehmende Bedeutungslosigkeit im europäischen Vergleich. Den Vereinen mangelt es an Pioniergedanken, um die Strukturen und Geschäftsmodelle zu revolutionieren.

In einer der ersten Sendungen der TV-Show ‚Doppelpass‘ formuliert Hoeneß als Gast-Experte ein entsprechend vernichtendes Urteil. Die Klubverantwortlichen hätten es in den vergangenen Jahrzehnten verpasst, sich neben den Ticketerlösen weitere Einnahmequellen aufzubauen. Kommerzialisierung im Fußball sei unverständlicherweise in Deutschland noch immer ein Tabuthema, obwohl man sich dadurch doch enorme strategische Vorteile erarbeiten könne.

Der Rest der Fußballwelt lache sich schlapp über die Einfallslosigkeit der Bundesligisten. Internationale Stars wie Lothar Matthäus, Jürgen Klinsmann oder Oliver Bierhoff würden doch nicht für einen Hungerlohn, wie er hierzulande als Jahresgehalt verkauft wird, zurück ins deutsche Fußballoberhaus kommen.

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Die einzige positive Erkenntnis, wenn man so will, sei der ausgeglichene Wettbewerb, da alle Vereine solidarisch und gleich besch…eiden wirtschaften. Immerhin würde es so keinen Serienmeister geben.

Da hatte er die Rechnung aber nicht mit dem SC Freiburg gemacht. Die Breisgauer kamen mit begrenztem Budget am besten zurecht und sicherten sich Ende der 90er mit der Willi-Achse um Iashavili, Kobiashvili, Tsiktishvili, Khizaneishvili und Tobias Willi drei Meisterschaften in vier Jahren.

Nach der für die deutsche Nationalmannschaft katastrophal verlaufenen EM 2000 bringt Hoeneß gegenüber der ‚Süddeutschen Zeitung‘ seinen alten Kumpel Christoph Daum als Nachfolger von Erich Ribbeck ins Gespräch. Er würde in das Konzept des DFB perfekt hineinpassen und sei ein wahrer Fachmann sowie Menschenfänger.

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Auf die Frage, weshalb sich Hoeneß so sehr für Daum einsetze, entgegnete er: „Ich tue das, weil ich beim Christoph ein absolut reines Gewissen habe.“ Und er sollte Recht behalten, denn mit dem Schnauzbartträger wurde Deutschland Weltmeister 2002 in Japan und Südkorea und später auch Europameister 2004 in Griechenland. Unter Daum spielte der DFB wie ausgewechselt, fast schon aufgedreht.

Weitere Jahre zogen ins Land und das Fleischwaren-Imperium von Hoeneß belieferte im Zuge der Globalisierung immer weiter entfernte Länder. Da sich trotz massiv steigendem Umsatz die Löhne der Fabrikarbeiter aber nicht verbesserten, gingen die kurzerhand auf die Barrikaden und riefen zum Streik auf. „Koan Rostbratwurst für nen Hungerlohn“ war auf einigen Plakaten zu lesen.

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Hoeneß reagierte auf diesen Skandal mit einer Brandrede auf der nächsten Betriebsversammlung. „Eure Scheiß-Löhne – da seid ihr doch dafür verantwortlich und nicht ich. Was glaubt ihr eigentlich, was ich das ganze Jahr über mache, damit ihr euch für sieben Euro ans Band stellen könnt? Was glaubt ihr wer euch alle finanziert? Die Leute aus den Discountern, denen ich die Gelder aus der Tasche ziehe.“

Nach einer Kündigungswelle suchte Hoeneß händeringend Personal und ging in die Offensive. Die „Abteilung Attacke“ war geboren. Es gelang ihm sogar, zahlreiche Fleischer von Kotelett-Kaiser Clemens Tönnies abzuwerben. Das war der Beginn einer langjährigen Fehde zwischen den beiden Alphatieren der Lebensmittelindustrie.

Noch vor der WM 2006 in Deutschland gelang Hoeneß der nächste Coup. Er fädelte auch dank seiner familiären Kontakte zu DFB-Präsident Franz Beckenbauer einen Deal mit einer berühmten Burger-Kette ein und wurde so Teil-Sponsor der Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land.

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Der Erfolg an der Fleischtheke war für Hoeneß zwar eine Genugtuung, aber er strebte stets nach mehr. So kam es auch zu seinem gesteigerten Engagement in der Politik. Zunächst im bayrischen Raum und später sogar auf Bundesebene.

Er konnte die Leute begeistern und um den Finger wickeln. So war die Kanzlerkandidatur nur eine Frage der Zeit. Zum Ende von Angela Merkels zweiter Amtsperiode wurden die Rufe nach Hoeneß immer lauter. Nach einem hitzigen Kanzlerduell mit Peer Steinbrück hatte der wortgewandte Metzgersohn das Volk auf seiner Seite und wurde später als erster bayrischer Bundeskanzler bestätigt.

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20 Jahre nach Hoeneß‘ vernichtendem Urteil im ‚Doppelpass‘ hatte sich auch in der Bundesliga einiges getan. Viele Klubs haben ihre Profiabteilung mittlerweile ausgegliedert und gleichen in ihren Strukturen vielmehr einem globalen Unternehmen.

Merchandising, Sponsoring und Co. sind mittlerweile die größten Einnahmequellen. So manch einem Fußball-Fan geht das zu schnell und die Kommerzialisierung zu weit. Anhand der drastisch gestiegenen Fernsehgelder kann man das jedoch noch nicht erkennen. Deutschlands Fußball-Boom verliert nicht an Geschwindigkeit.

Einzig der FC Bayern hängt umsatztechnisch etwas zurück. Diese neumodernen Ideen zur Verkaufsförderung erschienen ihnen lange wie Hexenwerk oder Raketenwissenschaften. Sportlich bezahlte man diese Rückständigkeit mit dem zwischenzeitlichen Abstieg in die Zweitklassigkeit.

Nach dem Wiederaufstieg im Jahr 2020 war es BVB-Boss Hans-Joachim Watzke, der den finanziell strauchelnden Bayern ein Benefizspiel anbot, um wieder etwas Geld in die Kassen zu spülen. Die Münchner und vor allem Karl-Heinz Rummenigge dachten an die fette Hypothek für die Allianz-Arena und nahmen dankend an. Die Anwesenheit von mittlerweile Ex-Kanzler Hoeneß brachte zusätzliches Medieninteresse.

In einem Gespräch der beiden ehemaligen Vereinskollegen gestand KHR, dass der Verein den Unternehmensgeist von Hoeneß in der Vergangenheit hätte gut gebrauchen können.

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Woher wir das wissen? Lothar Matthäus überhörte die beiden in seiner Funktion als Greenkeeper der Allianz-Arena und plauderte später gegenüber der ‚Bild‘ fleißig aus dem Nähkästchen.


Dieses Format soll dich in regelmäßigen Abständen in ein Paralleluniversum der Fußballwelt entführen. Du darfst dich also auf weitere Teile einer Serie von unterhaltsamen, lustigen oder sogar absurden Texten freuen.