🔮 Was wäre, wenn Deutschland 2014 gegen Algerien verloren hätte? | OneFootball

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Erik Schmidt·25. April 2020

🔮 Was wäre, wenn Deutschland 2014 gegen Algerien verloren hätte?

Artikelbild:🔮 Was wäre, wenn Deutschland 2014 gegen Algerien verloren hätte?

Und wie er ihn gemacht hat! Im WM-Finale zwischen Deutschland und Argentinien verwertete der eingewechselte Mario Götze am 13. Juli 2014 in der 113. Spielminute mit der puren Leichtigkeit des Seins eine Steilvorlage seines Kompagnon André Schürrle und bewies damit nicht nur der Welt, dass er mehr draufhat als dieser Lionel Messi, sondern verhalf dem DFB-Team dadurch auch zum vierten Stern.

Es war die Krönung einer goldenen Generation: Spieler wie Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger und Miroslav Klose zogen mit diesen Triumph endgültig in den deutschen Fußball-Olymp ein. Joachim Löw, der Architekt des Erfolgs, erwarb sich dank des Titels sogar einen derartigen Kredit, dass er bei der folgenden WM in der Gruppenphase rausfliegen durfte. Das war Deutschland noch nie passiert. Aber egal, Weltmeister 2014!


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Doch was wäre eigentlich gewesen, wenn Manuel Neuer seinen Defensivkollegen im Achtelfinale nicht ein ums andere Mal den Allerwertesten gerettet und Deutschland nach 1982 somit eine weitere Schmach gegen Algerien erlebt hätte?


Die Begegnung in Porto Alegre ist keine Viertelstunde alt, da bringt Islam Slimani die Nordafrikaner in Führung. Der Angreifer umkurvt den viel zu weit heraus geeilten Schlussmann vom FC Bayern München locker lässig und schiebt problemlos in das verwaiste Gehäuse ein. Ohne den an einem grippalen Infekt erkrankten Mats Hummels fehlt es der DFB-Elf in der Hintermannschaft sichtlich an Stabilität. Und die Algerier sind eiskalt. Bis zur Pause legen sie noch zwei weitere Treffer nach.

Obendrein muss Neuer vor dem Seitenwechsel in der Kabine bleiben, hat er sich doch beim Reklamieren die Schulter ausgekugelt. Am liebsten würde Löw Alleskönner Lahm die Torwarthandschuhe anziehen, muss sich dann aber doch zwischen Ron-Robert Zieler und Roman Weidenfeller entscheiden. Dazu bringt er mit Schürrle einen Offensivmann. Die Taktik geht beinahe auf. Aufgrund eines schnellen Doppelpacks des Jokers sind die Deutschen bald schon wieder im Spiel. Ein Happy End bleibt trotzdem aus.

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In der Schlussminute scheitert Toni Kroos nach suboptimaler Vorlage vom stolpernden Thomas Müller mit einem indirekten Freistoß aus spitzem Winkel kläglich. Kein Wunder. Schließlich hatte dem Mittelfeldstrategen in der Vorbereitung vor allem Marco Reus bei Standardsituationen assistiert. Doch der Dortmunder verpasste erneut ein Turnier verletzungsbedingt.

Der Schock steht den deutschen Nationalspielern in der Folge ins Gesicht geschrieben. Außer Per Mertesacker stellt sich kein Akteur den Journalisten. Der Blondschopf holt in einem spektakulären Live-Interview zur Generalkritik aus und macht dabei vor nichts und niemanden Halt. „Es kann nicht sein, dass im Campo Bahia die Wassertemperatur der Eistonnen mehr als zwölf Grad beträgt. Mit solchen Sachen fängt die ganze Scheiße schon an“, bellt der Defensivstratege in ein ‚ZDF‘-Mikrofon.

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Löw und Bierhoff überstehen das Desaster als Hauptverantwortliche zunächst trotzdem unbeschadet. Die Kommission des DFB, die über ihre Zukunft entscheiden sollte, findet einfach keinen Termin, um sich zu treffen. Tagsüber ist es den mitgereisten Funktionären, die sich aufopfernd dazu entschieden haben, trotz Ausscheidens in Brasilien zu bleiben, zu heiß. Und abends, nun ja, abends gibt es in Rio andere Dinge zu tun.

Erst viele Monate später, im darauffolgenden März, kommt es doch noch zu einer Trennung. Die Mannschaft höchstselbst stürzt sowohl Trainer als auch Bierhoff. Hummels, Müller sowie Jerome Boateng übernehmen die Initiative und unterrichten die beiden jeweils in einem zehnminütigen Gespräch von ihrem Schicksal.

Während Bierhoff anschließend mit dem Sport bricht und wieder als Werbeschauspieler für Sahnepuddings durchstartet, findet Löw schon im Sommer eine neue Anstellung als Übungsleiter. In Dortmund. Beim BVB tritt er die Nachfolge von Jürgen Klopp an.

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Wie es in Insiderkreisen heißt, überzeugte der Breisgauer Hans-Joachim Watzke gleich mit zwei Argumenten: eine erprobte Raucherlunge und drei günstige Wunschspieler. So hatte Löw die viele Freizeit eines Nationalcoaches schon in den Vorjahren genutzt, um vor allem in der Nähe seiner Heimat heimlich und mit Sonnenbrille getarnt zu scouten. Bei der TSG Hoffenheim beeindruckte ihn Roberto Firmino, Mohamed Salah und Sadio Mané waren Löw in Basel sowie Salzburg aufgefallen. Die Borussia schlägt zu und entwickelt sich künftig dank dieses phänomenalen Angriffstrios zum Serienmeister in der Bundesliga.

Löw hingegen sorgt für Aufsehen: Er ist der erste Trainer, der jeden Tag mit dem Helikopter zum Training fliegt. Seinen Wohnort in der Nähe von Freiburg wolle er dann doch nicht aufgeben. „Wenn der Jens (Lehmann, d. Red.) das kann, dann kann ich das auch“, so Löw.

Beim DFB-Team lockt unterdessen Michael Ballack als neuer Sportdirektor keinen Geringeren als Jupp Heynckes auf den Trainerstuhl, Rudi Völler hatte abgelehnt. Der Triplemacher ruft sogleich den Titelgewinn 2018 als Ziel aus, dabei kann er auch auf die Dienste von Lahm, Schweinsteiger und Klose zählen. Letzteren treibt speziell die Aussicht an, zum alleinigen WM-Rekordtorschützen zu avancieren.

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Vier Jahre später gelingt den Deutschen in Russland tatsächlich der Coup. Und das, obwohl der Kader im Vergleich zu 2014 nahezu identisch daherkommt. Einzig Mesut Özil fällt einem Fehltritt in den sozialen Medien vor dem Turnier zum Opfer. Anstelle des feinen Technikers entscheidet sich Heynckes in der Offensive für eine weitere Sturmkante: Sandro Wagner.

Mit jeder Menge Erfahrung – auf dem Spielfeld und der Bank – marschiert die DFB-Elf durch die Gruppenphase sowie die K.o.-Duelle. Überragender Mann ist dabei der spritziger denn je wirkende Mario Götze, der spätestens seit seinem Wechsel im Jahr 2016 zum FC Liverpool absolute Weltklasse verkörpert. Seine Leistungen in Russland dürften den Weg zu seinem zweiten Ballon d’Or geebnet haben. Immerhin hatte sich mit Cristiano Ronaldo Götzes größter Konkurrent bereits im Achtelfinale verabschiedet.

Religionsstreit in Argentinien

Messi hingegen zählt längst nicht mehr zu den Kandidaten für diese individuelle Auszeichnung, so fehlte er sogar gänzlich im Kader des Titelverteidigers. Seitdem der feine Techniker die so begehrte, goldene Trophäe in den Nachthimmel von Rio strecken durfte, mangelt es ihm an Motivation. Dies lässt sich besonders an den Gewichtsproblemen beobachten, mit denen er regelmäßig zu kämpfen hat. Der Linksfuß ähnelt dabei immer mehr einem früheren argentinischen Weltmeister, der sogar mit der Hand Gottes Tore erzielte.

Unter ihren Landsleuten ist längst eine Art Religionskampf entfacht, welcher der beiden Virtuosen denn nun die heiligere Gestalt sei. Die Hälfte des Landes besucht die Kirchen des Messias, die andere Hälfte die Gottesstätten der heiligen Maradona.

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Auch deshalb ist Messi beim FC Barcelona nur noch ein Mitläufer, obendrein haben ihm die Anhänger noch immer nicht den Zwist mit Neymar verziehen. Nach dem berauschenden 7:1-Erfolg der Albiceleste über Brasilien im Endspiel von 2014 rieb Messi seinem Teamkollegen dieses Resultat bei jeder Gelegenheit schadenfroh unter die Nase, bis Neymar entnervt zu Paris Saint-Germain weiterzog.

Das Finale vier Jahre später entscheidet derweil der eingewechselte Kevin Großkreutz gegen eine hochtalentierte Équipe tricolore zugunsten von Deutschland. Von Löw in Dortmund – wie auch Hummels, Weidenfeller, Matthias Ginter und Erik Durm – aussortiert, trägt der Allrounder seit drei Spielzeiten das Trikot des 1. FC Köln, wo er mit Lukas Podolski als kongenialen Partner für den Einzug in die Champions League sorgte.

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Damit ist die DFB-Elf endlich wieder auf dem Thron angekommen. Einzig Klose fühlt sich dennoch als Verlierer. Zwar gelang dem Angreifer gleich im ersten Gruppenspiel der eine Treffer, um Ronaldo endgültig hinter sich zu lassen. Allerdings ballerte sich ein 17-jähriges Wunderkind aus Norwegen mit 17 Treffern bis zum Viertelfinale direkt bei seiner ersten Teilnahme an einer WM-Endrunde an die Spitze der ewigen Torschützenliste.


Dieses Format soll dich in regelmäßigen Abständen in ein Paralleluniversum der Fußballwelt entführen. Du darfst dich also auf weitere Teile einer Serie von unterhaltsamen, lustigen oder sogar absurden Texten freuen.