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·19. Juni 2025

Was aus früheren Drittligisten geworden ist #16: Türkgücü

Artikelbild:Was aus früheren Drittligisten geworden ist #16: Türkgücü

Insgesamt 68 Mannschaften spielten seit der Saison 2008/2009 in der 3. Liga. Während einige Klubs den Sprung in die Bundesliga geschafft haben, sind andere Vereine vom Radar der breiten Öffentlichkeit verschwunden. liga3-online.de holt diese Klubs nun wieder hervor. Heute: Türkgücü München – ein polarisierender Verein, der von 2020 bis 2022 in der 3. Liga kickte und nach dem Abstieg aus der Regionalliga Bayern jetzt in der Bayernliga am Ball ist.

Anderthalb turbulente Jahre in der 3. Liga

Wer über die Zeit von Türkgücü München in der 3. Liga redet, ist sich zumindest in einem Punkt wohl einig: Langweilig wurde es mit dem damals investorengestützten Verein nie. Nach zuvor drei Meisterschaften in der Landesliga, Bayernliga und Regionalliga Bayern hatte sich Türkgücü den Traum vom Profifußball erfüllt. Anschließend lockte der Klub – auch dank zu dieser Zeit großer finanzieller Möglichkeiten mit Geldgeber und Präsident Hasan Kivran  – viele Spieler nach München, um das Abenteuer 3. Liga gemeinsam anzugehen.


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Was folgte, waren viele Kontroversen und Skandale. Unter anderem kam es zum Streit zwischen Türkgücü und 1860 München um die gemeinsame Austragung der Heimspiele im Grünwalder Stadion. Weil gleich drei Teams dort spielten (auch der FC Bayern II), musste der DFB sogar Spiele neu ansetzen. Und klar: Der Einfluss von Investor Hasan Kivran war ebenfalls ein heiß diskutiertes Thema im Umfeld der 3. Liga. Reiner Maurer, damals Cheftrainer bei Türkgücü, äußerte sich öffentlich so: "Kivran wollte mir vorschreiben, wen ich aufstelle." Nebenbei wurde übrigens auch noch Fußball gespielt – zu Beginn sogar gut und erfolgreich.

Vom souveränen Klassenverbleib bis zum chaotischen Ende

In die erste Profisaison der Vereinsgeschichte startete Türkgücü stark. Nach der Hinrunde standen die Münchner auf Platz vier – nur knapp hinter den Aufstiegsrängen. Es schien zu dieser Zeit so, als ob sich Türkgücü im Profifußball etablieren könnte. Zwar verlief die zweite Saisonhälfte dann nicht mehr so erfolgreich. Aber mit 47 Zählern und auf Platz 13 erreichte Türkgücü – unter anderem mit Kapitän Sercan Sararer und Torwart René Vollath – ohne große Probleme den Klassenverbleib. Allerdings muss hier auch festgehalten werden: Mit einem Etat in Höhe von mehreren Millionen hatte Türkgücu viel Geld zur Verfügung – und konnte so auch Spieler mit Bundesliga-Erfahrung zu sich lotsen. Um die Saisonleistung zu bewerten, darf dieses Wissen nicht fehlen.

Im zweiten Jahr kam es dann zum abrupten Ende inklusive Chaos. Das Geld ging aus und der Verein stand finanziell am Abgrund. Zunächst wurde die wirtschaftliche Lage Ende 2021 öffentlich noch geschönt – am 31. Januar 2022 kam es dann bereits zur Insolvenzanmeldung. Die Folge war zunächst ein Abzug von neun Punkten, nach dem 31. Spieltag wurde der Spielbetrieb eingestellt und alle bisherigen Ergebnisse wurden annulliert. Der Abstieg in die Regionalliga Bayern war besiegelt.

Neuausrichtung ohne Kivran und Absturz in die 5. Liga

Nach der Insolvenz trat Präsident Hasan Kivran zurück. Mit seinem Nachfolger Taskin Akkay trat Türkgücü wieder unter dem eingetragenen Verein (e.V.) in der Regionalliga Bayern an. Die Ausgliederung der Profiabteilung war vorerst Vergangenheit. Alper Kayabunar übernahm das Team als Trainer und schaffte mit Türkgücü sowohl 2023 (Platz 14) als auch 2024 (Rang zehn) den Klassenerhalt.

Die große mediale Aufmerksamkeit blieb unterhalb der 3. Liga zwar aus, aber so richtig kehrte im Verein trotzdem nie Ruhe ein. Vorkommnisse wie beim Spiel vom 13. Spieltag in der Saison 2023/2024 gegen die U21 des 1. FC Nürnberg schadeten dem Image von Türkgücü weiter. Die Partie wurde 2:0 für Nürnberg gewertet, weil Türkgücü zwei Spieler einsetzte, für die kein Nachweis über die Abgabe von Sozialversicherungsbeiträgen erbracht werden konnte. Außerdem gab es einen Abzug von zwei Punkten.

Im dritten Regionalliga-Jahr konnte Türkgücü sportlich nicht mehr mithalten. Die zurückliegende Spielzeit beendete der Münchner Klub als Schlusslicht auf Platz 18. Mehrfach mussten Spiele abgesagt werden, weil dem Klub ein Stadion zur Austragung fehlte. "Wir verabschieden uns mit Würde aus der Regionalliga. Nicht, weil wir gescheitert sind, sondern weil man uns den Weg systematisch versperrt hat", schrieb der Klub in einem Statement.

In der fünftklassigen Bayernliga soll nun ein "ehrlicher Neustart" gewagt werden. "Ohne Aufstiegsdruck, ohne leere Versprechungen", kündigt der Klub ab. An der Seitenlinie wird Slaven Skeledzic stehen, der Alper Kayabunar (wechselt zu 1860 München II) beerbt. Austragen will der Klub seine Heimspiel an der Heinrich-Wieland-Straße. Dabei handelt es sich um einen Trainingsplatz ohne Tribünen.

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