TSV 1860 München
·29. Juli 2025
Die Neuen der 3. Liga: TSV Havelse – Direktabstieg diesmal verhindern.

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·29. Juli 2025
Auch in diesem Jahr gibt es in der 3. Liga den gewohnten Umbruch. Sechs Teams der 20er-Liga sind neu. Mit dem SSV Ulm 1846 und dem SSV Jahn Regensburg kehren zwei Mannschaften aus der 2. Bundesliga zurück. Dazu komplettieren die vier Regionalliga-Aufsteiger 1. FC Schweinfurt 05, TSG Hoffenheim II, MSV Duisburg und TSV Havelse das Feld. Nacheinander stellen wir die Neuen vor, diesmal den TSV Havelse.
Die letzten fünf Aufsteiger aus der Regionalliga Nord in die 3. Liga sind direkt wieder abgestiegen. Darunter war auch bereits der TSV Havelse. In der Saison 2021/22 ging es mit 23 Punkten sogleich wieder runter. Begonnen hatte die Spielzeit für den Aufsteiger mit einer Serie von sieben Niederlagen – Negativrekord in der 3. Liga. Danach berappelte sich das Team mit dem niedrigsten Drittliga-Etat, verlies sogar zeitweise den letzten Platz. Doch die Hypothek des Fehlstarts lastete zu schwer. Dieses Mal soll es für die Niedersachsen und ihren Trainer Samir Ferchichi besser laufen.
Wer Havelse auf der Landkarte sucht, wird nicht unbedingt fündig. Denn es handelt sich dabei um einen 5.000 Einwohner zählenden Ortsteil der 60.000-Einwohner-Stadt Garbsen, eine halbe Autostunde von Hannover entfernt. Wie beim letzten Drittliga-Gastspiel setzte sich Havelse als Meister der Regionalliga Nord in den Aufstiegsspielen durch. Vor vier Jahren bezwangen sie den 1. FC Schweinfurt, diesmal Nordost-Vertreter Lok Leipzig (1:1, 3:0). Für die Niedersachsen ist es insgesamt das dritte Jahr im Profifußball. Unter der späteren Freiburger Trainer-Ikone Volker Finke war 1990 der Aufstieg in die 2. Bundesliga gelungen. Nach einem Jahr ging es gleich wieder runter. Zwischenzeitlich stürzte der Klub sogar bis in die 6. Liga ab. 2021 hieß der Aufstiegstrainer zur 3. Liga Jan Zimmermann, der aber danach den Klub Richtung Hannover 96 verlies. Rüdiger Ziehl als Chefcoach konnte den Abstieg nicht verhindern. Nun also versucht Ferchichi sein Glück.
Bereits seit 2018 ist er im Verein, über den Jugendbereich arbeitete sich der 40-Jährige bis zum Cheftrainer nach oben. Diesen Posten hat er seit September 2022 inne. Derzeit verfügt Ferchichi zwar noch nicht über die für 3. Liga vorgeschriebene UEFA-Pro-Lizenz, hat als Trainer eines Aufsteigers aber einen Platz im kommenden Lehrgang (beginnt Anfang 2026) sicher. Noch im letzten Jahr arbeitete parallel in Vollzeit im Landesdienst als Polizist, wie auch viele seiner Spieler einer Beschäftigung neben dem Fußball nachgingen. Eine Besonderheit ist, dass Sport-Vorstand Florian Riedel (35) nebenher in 36 Pflichtspielen der Aufstiegssaison als Spieler auflief. Er war ebenso beim letzten Drittliga-Abenteuer dabei wie Julius Düker. Lediglich ein Jahr ging der Kapitän zwischendurch fremd, als er in Indien für Chennaiyin FC spielte.
Wie vor vier Jahren geht Havelse mit dem geringsten Spieleretat in die Saison. Wichtig war, dass Marko Ilic gehalten werden konnte, an dem zwischendurch Alemannia Aachen großes Interesse zeigte. Der vom Außenverteidiger zum Stürmer umfunktionierte Topscorer aller Regionalligen (15 Tore und 16 Assists in 28 Partien) war auch in der Aufstiegsrelegation mit zwei Treffern und einer Vorlage ein wichtiger Faktor. Der gravierendste Unterschied zum letzten Drittliga-Aufstieg ist, dass diesmal kein Stammspieler den Klub verlassen hat. Entsprechend kann der Trainer auf eine eingespielte und eingeschworene Einheit bauen.
Auf der Zugangsseite konnte bisher das Trio Nassim Boujellab (Arminia Bielefeld), Leon Sommer (VfB Lübeck) und Johann Berger (Phönix Lübeck) präsentiert werden. Boujellab ist mit 30 Bundesliga-Spielen für Schalke in seiner Vita zweifellos der Königstransfer der Niedersachsen, die zudem noch nach weiteren Neuzugängen für den bisher nur 24 Spieler umfassenden Kader suchen.
Die Heimspielstätte war schon beim letzten Gastspiel in der 3. Liga ein Problem. Das Wilhelm-Langrehr-Stadion erfüllt mit 3.500 Plätzen nicht die erforderliche Kapazität von 5.000, zudem sind zu wenige Sitzplätze vorhanden (500 statt 2.000) und das Flutlicht ist zu dunkel (280 statt 1.000 Lux). Auch verfügt es über keine Rasenheizung. Entsprechend muss Havelse ausweichen. Gespielt werden soll im Eilenriedestadion in Hannover (5.000 Plätze), wo die U23 der 96er in der vergangenen Saison den Großteil ihrer Heimspiele ausgetragen hat. Für Risikospiele steht die Heinz von Heiden Arena zur Verfügung.
Langfristig ist ein neues Stadion geplant, zumal der TSV die Vision verfolgt, bis 2030 zurück in die Zweite Liga zu kehren. Mit dem Neubau soll im Sommer 2026 begonnen werden. Allerdings ist die Finanzierung des Zehn-Millionen-Euro-Projekts keineswegs gesichert. Zwei Drittel der Kosten kann Havelse zwar selbst aufbringen, für den restlichen Teil ist der Klub allerdings auf die Unterstützung der Stadt Garbsen angewiesen.
DATEN & FAKTEN Name: Turn- und Sportverein Havelse 1912 e.V.Gründung: 5. August 1912Mitglieder: rund 1.000 Vereinsfarben: Rot-WeißGrößte Erfolge: Landespokalsieger Niedersachsen 2012, 2020; 1989 Meister Oberliga Nord; 1990 Aufstieg 2. Bundesliga; Drittliga-Aufstieg 2021 und 2025Stadion: Eilenriedestadion Hannover (5.000 Plätze)Homepage:tsv-havelse.deSocial Media: Facebook @tsvhavelse; Instagram: @tsvhavelse1912; YouTube: @tsvhavelse2147Trainer: Samir Ferchichi (20.09.2022)Letzte Saison: 1. Platz in der Regionalliga Nord mit 74 Punkten aus 34 Spielen (Torverhältnis: 67:34)Bester Torschütze: Marko Ilic (15 Treffer)Bilanz TSV Havelse gegen Sechzig: 0 Siege, 1 Unentschieden, 3 Niederlagen; Torverhältnis 2:7 Spieler, die für beide Teams aktiv waren: Fynn Lakenmacher, Berardino Capocchiano
KURIOSES Dino Capocchiano wechselte nach dem Zweitliga-Aufstieg 1992 für 140.000 DM vom TSV Havelse zum TSV 1860 München, bat aber sofort um seine Freigabe. Der Stürmer ließ die Tränen fließen und erklärte, er müsse sich um Mutter und Schwester in Italien kümmern. Die Löwen erteilten ihm die Freigabe. Einige Wochen später meldete Lazio Rom seine Verpflichtung. Nach Intervention bei der UEFA musste Lazio nachträglich 70.000 DM Ablöse an die Sechzger überweisen. Apropos: Für Lazio absolvierte er lediglich zwei Pflichtspiele. Es folgten noch 27 Spiele für den SSC Bari in der Serie B, ansonsten ging's immer weiter im italienischen Fußball nach unten.
TRANSFERS (Stand: 29.07.2025) Zugänge: Nassim Boujellab (Arminia Bielefeld), Johann Berger (Phönix Lübeck), Leon Sommer (VfB Lübeck) Fynn Wolter (eigene U19), Maxim Safronow (Lupo-Martini Wolfsburg/Leihende), Robin Dreesen (Arminia Hannover/Leihende)Abgänge: Niklas Tasky (SV Ramlingen-Ehlershausen), Mick Gudra (VfV Hildesheim), Silas Steinwedel (SV Ramlingen-Ehlershausen), Robin Dreesen (Lupo-Martini Wolfsburg), Besfort Kolgeci, Vladislav Cherny, Affam Ifeadigo, Olivér Schindler, Hasan Özdemir (alle vereinslos)
Die Neuen der 3. Liga: 1. FC Schweinfurt 05 – Regionalität als Markenzeichen.Die Neuen der 3. Liga: MSV Duisburg – Betriebsunfall korrigiert.Die Neuen der 3. Liga: TSG Hoffenheim II – Vertrauen in die Talente.Die Neuen der 3. Liga: Jahn Regensburg – Keiner redet vom Aufstieg.
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