WolfsBlog
·17. März 2024
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·17. März 2024
„Sei ein Goldfisch“ – dieses Mantra aus der TV-Serie „Ted Lasso“ über einen amerikanischen Football-Trainer, der ohne große Fachkenntnisse ein unterdurchschnittliches Fußballteam aus der Premiere League übernimmt, und mit einem ansteckenden bis zuweilen nervig-positiven Mindset aus einem Absteiger einen Champions League-Teilnehmer macht, wird dort ständig wiederholt. „Sei ein Goldfisch“ spielt darauf an, dass diese Tiere, ein sehr kurzes Gedächtnis haben und binnen Sekunden alles (Negative) wieder vergessen. Die Botschaft: mach dir keinen Kopf, du kannst die Vergangenheit eh nicht ändern, also Blick nach vorn. Soweit so gut.
Lasso gelingt aber noch etwas anderes: Er hat an den Profisport eine ganz andere Herangehensweise, die weit über Dreierkette, abkippenden Sechser und Falsche Neun hinausgeht. Er ist immer höflich, freundlich und wertschätzend gegenüber Jedermann. Jeder ist wichtig – von der Club-Präsidentin bis zum Zeugwart. Der Teamgeist steht über allem. Und damit ist nicht nur die Mannschaft gemeint, sondern alle, die es mit dem fiktiven Club „AFC Richmond“ (vergleichbar etwa mit Bochum) halten. Lasso geht auf Tuchfühlung mit den Fans, stellt sich Kritik und schlimmsten Schimpfwörtern, ohne nachtragend oder wütend zu sein. Er lässt eine Fehlerkultur zu und identifiziert sich vollständig mit seinem neuen Klub und auch der Stadt, in der er lebt. Und er lässt sich nicht von seinem Weg abbringen, bei allen (privaten) Problemen, die ihn aus der Bahn zu werfen drohen. Kurzum, Ted Lasso ist so viel mehr als ein einfacher Fußballtrainer. Und er bringt einen Geist in seinen Club ein, der auch dem VfL Wolfsburg auf allen Ebenen gut zu Gesicht stehen würde. Ein Plädoyer für ein eben solches positives Mindset. Denn falls ihr es noch nicht mitbekommen habt, wir haben in Wolfsburg ein fundamentales Problem. Und das geht weit darüber hinaus, ob wir jetzt die letzten elf Spiele nicht gewonnen haben, wieder mitten im Abstiegskampf sind und (mal wieder) den Trainer rausgeschmissen haben.
Was ich gestern aus der Nordkurve verfolgen durfte, war nah dran an einer griechischen Tragödie und fast ein Sinnbild für den Klub insgesamt: Du hast eine erfolgreich Phase, kriegst den Nackenschlag, erholst dich davon nicht und gehst zu Boden, zerfleischst dich gegenseitig und zeigst Auflösungserscheinungen. Danach gibt es das Erdbeben und wir fangen wieder von vorne an.
Raus aus dem VfL-Zirkel
Ich sag es ganz offen: Ich habe auf diesen nervigen VfL-Zirkel keine Lust mehr! Mittlerweile muss doch auch dem Letzten hier dämmern, dass wir eine andere Herangehensweise brauchen. Auf allen Ebenen. Ja, es mag sein, dass wir auch dieses Mal (wie üblich) dem Tod von der Schippe springen. Ja, es mag sein, dass wir einen neuen Trainer kriegen, der kurzzeitig mehr aus der Mannschaft rausholt, als Platz 14. Aber ehrlich, Freunde: macht uns das Spaß? Macht uns der VfL Wolfsburg Spaß? Sorgt es für die innige Verbindung zu unserem Verein, überzeugt es andere, sich uns anzuschließen? Ich habe mich gestern wie alle anderen auch über den Schiedsrichter geärgert. Noch mehr war ich aber im Anschluss traurig und habe mich teilweise geschämt für das, was da ablief: Eine Mannschaft, die sich einfach in ihr Schicksal ergeben hat (wo stand, dass man gegen Augsburg auch in Unterzahl noch zwei Tore kassieren musste?), Fans, die diese offensichtlich zutiefst verunsicherte Truppe noch verhöhnt und beschimpft haben (inklusive Trainer), einen Spieler, der einfach noch auf dem Platz vor den Fans davonlief und das Bild eines gespaltenen Vereins eindrucksvoll dokumentierte. Ja, alles emotionale Reaktionen. Macht es das besser? – Nein.
Weg mit dem Murmeltier
Das Schlimme ist, mir kommt das alles so ungut bekannt vor und ich habe nicht das Gefühl, dass es besser werden kann – außer wir arbeiten daran mal alle mit. An einer neuen Herangehensweise für den VfL Wolfsburg. Es ist fast schon tragisch, dass zumindest sportlich dieser Weg ja versucht wurde: wirtschaftlicher Aufwand und sportlicher Ertrag in Einklang bringen, junge Spieler weiterentwickeln (und teurer verkaufen), Kontinuität auf der Trainerposition schaffen (auch, wenn es mal nicht so läuft). Das Ergebnis im Moment: Abstiegskampf und ein Anhang, der mit dem Verein auf Kriegsfuß steht. Super. Wie wäre es mal damit, dieses ganze „täglich grüßt das VfL-Murmeltier“-Ding zu durchbrechen? Ich formuliere mal folgende Punkte:
Es gibt sicherlich noch viele weitere Wünsche, die man formulieren kann. Wir können aber auch einfach so weitermachen wie bisher. Machen wir ja eh immer, oder?! Oder aber, wir können den x-ten Neustart jetzt tatsächlich mal nutzen, um was anders zu machen. Goldfische sein. Ein anderes Mindset entwickeln. Ted Lasso hat übrigens noch ein weiteres Mantra in der TV-Serie: „Believe“ steht auf einem großen Pappschild über der Kabinentür, also übersetzt „Glaube“ oder „Vertrauen“ in sich oder an eine größere Sache. Beides könnten wir beim VfL Wolfsburg jetzt gut gebrauchen…
In diesem Sinn:
Bleibt geschmeidig