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·5. Juli 2025
Vorne top, hinten Flop? Die Noten zum EM-Auftakt gegen Polen

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·5. Juli 2025
In Schönheit sind die DFB-Frauen bei ihrem EM-Auftaktspiel gegen Polen sicher nicht gestorben. Am Ende zeigten die Leinwände im Kybunpark in St. Gallen zwar einen 2:0 Sieg der deutschen Frauennationalmannschaft an, gegen konzentrierte Polinnen tat sich das Team von Trainer Christian Wück aber vor allem in der ersten Halbzeit schwer. In der zweiten Hälfte konnte dann eine Schippe draufgelegt und durch die Treffer von Jule Brand und Lea Schüller auch drei wichtige Punkte gesammelt werden. "Wir wussten, dass wir über 90 Minuten hinweg die bessere Mannschaft sein würden", erklärte eine selbstbewusste Klara Bühl nach Abpfiff. Doch wie gut waren die Spielerinnen wirklich? Die DFB-Frauen gegen Polen in der Einzelkritik.
Dass die DFB-Frauen mit Ann-Katrin Berger eine wahre Maschine zwischen den Pfosten stehen haben, ist längst kein Geheimnis mehr. Nicht umsonst wurde die erfahrene Torfrau zuletzt in der amerikanischen NSWL zur besten Torhüterin der Liga gewählt. Genau dieses Standing stellte die 34-Jährige gegen Polen unter Beweis. Ohne Berger hätte es hinten wahrscheinlich öfters gekracht. Mehrmals rettete Deutschlands Nummer eins beispielsweise in letzter Sekunde gegen Ewa Pajor. Mit dem Fuß blieb Berger hellwach und konnte knifflige Situationen abgezockt lösen - auch wenn dem ein oder anderen Fan dabei ein graues Haar wuchs. Dennoch: Eine starke und konzentrierte Leistung von Ann-Katrin Berger über beide Halbzeiten, die sie zur besten Spielerin der deutschen Mannschaft kürt.
Bewertung 9/10
Der EM-Auftakt lief für Giulia Gwinn leider nicht nach ihren Vorstellungen, so musste die Kapitänin nach etwas mehr als einer halben Stunde unter Tränen den Platz verlassen, nachdem sie zuvor im Zweikampf gegen Ewa Pajor unglücklich mit dem Knie aufkam. Vor diesem Schockmoment war die Bayern-Spielerin aber eine der solideren im deutschen Team. Gwinn agierte vor allem auf dem Flügel sehr offensiv und übernahm streckenweise die Position von Jule Brand. Die 26-Jährige brachte gute Flanken in den polnischen Sechzehner und auch in der Defensivbewegung war an ihr kaum ein Vorbeikommen.
Bewertung: 7/10
Das große Offensivfeuerwerk feuerten die Polinnen nicht gerade los. Gefährlich wurde es eigentlich nur, wenn eine Stürmerin (hauptsächlich Pajor) nach eigenen Ballgewinn auf die Reise geschickt wurde. Janina Minge war noch eine der schnellsten in der deutschen Abwehrkette und konnte somit in gewissen Situationen den kompletten Durchmarsch der Polinnen verhindern. Vor allem in der ersten Hälfte schienen die Stärken der Wolfsburgerin im Aufbauspiel durch. Große Akzente setzte sie allerdings nicht.
Bewertung: 6/10
In den ersten Sekunden rückte Rebecca Knaak direkt in den Fokus, als sie im Laufduell mit Ewa Pajor deutlich den Kürzeren zog. Das Bild sollte sich dann auch im Laufe der Partie nicht ändern. Knaak hatte große Mühe, mit den polnischen Offensivkräften Schritt zuhalten. Die Linksfüßlerin sorgte im Aufbauspiel für Ruhe am Ball, die großen Kniffe gelangen ihr allerdings nicht. Alles in allem war es ein unspektakuläres Spiel von der 29-Jährigen. Gegen stärkere Gegner sollte sie allerdings etwas mehr Sicherheit ausstrahlen.
Bewertung: 5/10
Auch die Leistung von Sarai Linder war ausbaufähig. Die Außenverteidigerin hatte gegen Polen durchaus Probleme, musste sich im Duell an der Grundlinie häufig geschlagen geben und verursachte so ein paar Ecken für die Gegnerinnen. Zehn Minuten vor Schluss sah Linder dann extrem unglücklich aus, als sie mit ordentlich Anlauf gegen Pajor ins Leere grätschte und die polnische Starstürmerin fast den Anschlusstreffer erzielte. Auch das Zusammenspiel mit Klara Bühl wollte einfach nicht gelingen. Da ist noch Luft nach oben.
Bewertung: 5/10
Das Mittelfeld um Elisa Senß hatte in der ersten Halbzeit keinen einfachen Job. Zu unkreativ und ungefährlich blieben die Aktionen nach vorne. In der 22. Minute legte Senß dann ein Dribbling aufs Parkett, das sich sehen ließ: Gegen vier Polinnen setzte sich die Frankfurterin durch, drehte sich um die eigene Achse, hatte dann noch das Auge für die Mitspielerin und legte in den freien Raum. Doch solche Geniestreiche von Elisa Senß waren gegen Polen eher die Seltenheit. Wichtig war aber wieder ihr Kampfgeist und die aufopfernde Spielweise, wobei sie die Gegnerinnen mit ihren frechen Fouls, die an der Gelbgrenze wanderten, aus dem Takt brachte. Nach 70 Minuten war dann aber Schluss und Senß machte für Sydney Lohmann Platz.
Bewertung: 6/10
Nüsken brauchte etwas, bis sie in die Partie fand. In der ersten Halbzeit war von der Spielerin des FC Chelsea fast gar nichts zu sehen. Das sollte sich aber nach dem Pausentee ändern: Nüsken kam immer mehr in Fahrt und schaltete sich jetzt auch deutlich offensiver ein. Die 24-Jährige fungierte zeitweise sogar als Zielspielerin in der Box, wobei sie in der 61. Minute gleich mal eine 100-prozentige Großchance unerklärlich neben den Kasten köpfte. Auch im Defensivverhalten glänze Sjoeke Nüsken mit cleveren Grätschen und Pressing-Aktionen. So darf es für die deutsche Mittelfeldspielerin gerne weitergehen.
Bewertung: 8/10
Linda Dallmann gehörte gegen Polen eher zu der Fraktion, die nicht den allerbesten Tag erwischte. Der Kreativkopf der Bayern tat sich sichtlich schwer, Räume zu finden und diese bestmöglich zu nutzen. Dallmann wurde von den Polinnen um Tanja Pawollek sehr gut ruhig gestellt, doch der erfahrenen Mittelfeldspielerinnen fielen auch wenige Lösungen ein. Alles in allem war es eine sehr blasse Leistung von Linda Dallmann, auch hier ist gemessen an den Leistungen in der Vorbereitung noch Luft nach oben.
Bewertung: 5/10
Christian Wück ließ Jule Brand in der ersten Halbzeit eingerückt auflaufen. Dadurch konnte sich der Neuzugang von Olympique Lyon viele Bälle hinten abholen und genoss mehr Freiheiten. Auch von Brand war es sicher nicht das beste Spiel ihrer Karriere, dennoch merkte man ihr den Willen, gewinnnen zu wollen, an. "Auch wenn heute nicht alles funktioniert hat, freue ich mich, dass ich mit einem Tor und einer Vorlage helfen konnte", ordnete Brand ihre Leistung selbstkritisch ein. Dennoch war die 22-Jährige eine der besten und auffälligsten auf dem Rasen. Ihr fantastischer Treffer in den Winkel wird noch lange auf den sozialen Medien zu sehen sein.
Bewertung: 8/10
Das Spiel von Klara Bühl war von drei Phasen geprägt: Während die ersten zehn Minuten fast alle offensive Aktionen über ihre linke Seite gingen und sie durch Dribblings und versuchte Abschlüsse in den Fokus rückte, blieb der Fanliebling bis zur 60. Minute relativ unscheinbar. Nach der perfekten Flanke auf Nüsken, die den Ball leider daneben köpfte, drehte Klara Bühl wieder auf und kam besser in die Partie. In der 85. Minute gönnte Wück ihr dann aber doch ein paar zusätzliche Regenerationsminuten und brachte Selina Cerci ins Spiel.
Bewertung: 6/10
Die Leistung von Lea Schüller war Licht und Schatten zugleich. Einerseits agierte sie in der Spitze als gute Zielspielerin, die viele lange Bälle festmachen und verteilen konnte. Andererseits vergab auch Schüller ein paar Chancen beziehungsweise fehlte es bei ihr an der letzten Konsequenz. Geschülltert hat es aber dennoch, als sie in der 66. Minute in Form eines Kopfballs auf 2:0 erhöhen konnte.
Bewertung: 6/10
Mit einem Einsatz nach nur 40 Minuten hätte Carlotta Wamser wohl nicht gerechnet. Die 21-Jährige war eine der überraschenderen Nominierungen von Christian Wück. Diese druckvolle Situation meisterte Wamser nahezu bravourös. Sowohl defensiv als auch offensiv schaltete sich die eigentlich gelernte Offensivspielerin ein und brachte das Spiel abgeklärt über die Bühne.
Bewertung: 7/10
„Freigang für Laura“ gab es nach rund 70 Minuten. Die Frankfurterin ersetzte die eher blasse Linda Dallmann. Recht große Akzente konnte allerdings auch Freigang nicht setzen, Fehler unterliefen ihr aber auch nicht.
Bewertung: Ohne Bewertung
Auch Sydney Lohmann durfte ihre ersten 20 Minuten in diesem Turnier sammeln, als sie für Elisa Senß in die Partie kam. Ähnlich wie Freigang passierten auch Lohmann keine gravierenden Schnitzer. Auffällig war die 25-Jährige vor allem durch ihre Seitenverlagerungen, die dem Spiel eine neue Dynamik verliehen.
Bewertung: Ohne Bewertung
Hoffmann war gemeinsam mit Lohmann und Freigang die Dritte im Bunde, die in der 70. Minute ins Spiel kam. Auch zu ihr lässt sich kein anderes Fazit ziehen. Eine solide Leistung, aber nicht die Joker-Wirkung, die sich der Bundestrainer vielleicht erhoffte.
Bewertung: Ohne Bewertung
Ohne Bewertung
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