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Maximilian von Stuckrad-Barre·1. Juni 2024

Vor dem CL-Finale: Dieses Duo zeigt den Unterschied zwischen Real & BVB

Artikelbild:Vor dem CL-Finale: Dieses Duo zeigt den Unterschied zwischen Real & BVB

Wer es mit Borussia Dortmund hält, aber davon ausgeht, dass der große Favorit Real Madrid sich heute im Champions-League-Finale eigentlich nur selbst schlagen kann, durfte sich in den letzten Tagen etwas Hoffnung machen. Durch die Rückkehr des lange verletzten Thibaut Courtois entbrannte bei Real nämlich etwas, das eigentlich niemand vor einem wichtigen Spiel brauchen kann: Eine Torwart-Diskussion.

In einer gerechten Welt würde für Real heute Abend ein Boxsack zwischen den Pfosten stehen. Wie ein solcher wurde Ersatzkeeper Andriy Lunin laut der spanischen ‘Marca’ während seiner ersten Jahre in Madrid nämlich behandelt, als man ihn nach seiner Verpflichtung 2018 direkt dreimal hintereinander verlieh. Der mittlerweile 25-jährige Ukrainer, der immer wieder hinnehmen musste, dass man ihm die Rolle des Stammkeepers nicht zutraute und der im letzten Sommer mit Kepa Arrizabalaga auch noch einen zweiten Ersatzkeeper vor die Nase gesetzt bekam, wurde in dieser Saison aber plötzlich vom Boxsack zum gefeierten Helden.


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Nach dem Kreuzbandriss von Thibaut Courtois bezwang Lunin Kepa im Duell der Ersatztorhüter und lieferte vor allem in der Champions League immer wieder Weltklasse-Leistungen, die für den Finaleinzug entscheidend waren. "Wir haben einen Torwart entdeckt, der uns Vertrauen gibt", lobte Real-Trainer Carlo Ancelotti seine plötzliche Nummer eins nach dem Achtelfinalsieg gegen RB Leipzig. Heute Abend könnte Ancelottis Entdeckung allerdings wieder zum Boxsack werden.

Denn Courtois ist zurück und hat vor Wembley vier ziemlich gute Argumente für einen Einsatz. Nach allen vier Ligaspielen, die der Belgier gemacht hat, seitdem er wieder fit ist, stand am Ende die Null. Dazu kommt, dass Lunin auch zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt krank wurde. Wegen einer Grippe konnte er erst gestern nach London nachreisen.

Einer in den spanischen Medien ziemlich hitzig geführten Diskussion steht das trotzdem nicht im Weg, auch weil Lunins Frau, Anastasia Tamasova, sich auf ‘Instagram’ zur Spielfitness ihres Mannes äußerte. Zu einem Video, das Lunin beim Training im eigenen Garten zeigt, schrieb Tomasova: “Fieber ist kein Hindernis, um zu trainieren. Ich bin stolz auf dich.“ Heißt übersetzt: Mein Mann kann sehr wohl am Samstag spielen.

Die Torwartfrage sorgte also durchaus für Unruhe im Real-Umfeld. Die Diskussion mit einer klaren Aussage zu unterbinden, hielt Ancelotti aber trotzdem lange nicht für nötig.

"Beide haben es auf ihre Art verdient. Ich werde es wohl kurz vor dem Spiel entscheiden", sagte der Italiener noch am Donnerstag auf einer Pressekonferenz vor dem Finale. "Einer von beiden wird spielen. Der andere wird auf der Bank sitzen." Worte, die eigentlich nur die Versprachlichung von Ancelottis hochgezogener, alles gelassen hinnehmender Augenbraue sind. Während man liest, wie Edin Terzić seine U23 zur idealen Vorbereitung der ersten Elf in weiße Trikots und Real-Formation steckt, glaubt man Ancelotti tatsächlich, dass er sich erst heute entscheidet, wen er überhaupt aufstellt.

Was man vielen Trainern als Fahrlässigkeit auslegen müsste, kann man bei Ancelotti, dem der Erfolg schon so oft Recht gab, nur als die ganz normale Abgezocktheit eines Mannes verstehen, der den Henkelpott allein als Trainer bereits vier Mal gewonnen hat. Und diese Abgezocktheit ist nicht nur Ancelotti, sondern dem ganzen Verein Real Madrid, der seit 1983 kein europäisches Endspiel mehr verloren hat, zueigen.

Als man Real-Legende Iker Casillas nämlich nach der Torwart-Diskussion fragte, fiel dem auch nicht mehr als ein verbales Schulterzucken ein. “Courtois ist die Nummer eins, Lunin hat es sich verdient… der Trainer entscheidet”, so der langjährige Kapitän der Königlichen. Genau wie bei Ancelotti ist auch bei Casillas zwischen den Zeilen zu lesen: Ist doch egal, welche Spieler auf dem Platz stehen, wenn der Mythos Real Madrid den nächsten Titel holt. Passend dazu gab Ancelotti gestern dann mit fast schon dramatischer Beiläufigkeit auf Nachfrage bekannt, dass Courtois im Tor stehen werde.

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Nicht nur, weil sie jetzt doch noch geklärt ist, taugt Reals Torwartdiskussion eher nicht Hoffnungsmacher für BVB-Fans, denn sie zeigt eigentlich nur, wie unterschiedlich die beiden Mannschaften dieses Finale angehen. Während es für den BVB das größte Spiel der letzten zehn Jahre ist, auf das man sich seit zwei Wochen minutiös vorbereitet, steht für Real Madrid einfach nur das nächste CL-Finale an, das kein Grund zu größeren Pulsfrequenzveränderungen sein sollte.

Man darf die Siegesgewissheit, mit der bei Real Personalentscheidungen gefällt werden, aber sicherlich trotzdem nicht mit Gleichgültigkeit verwechseln. Denn der als der größte “Man-Manager” des Fußballs geltende Ancelotti wird, selbst wenn Courtois heute in einem Elfmeterschießen zum gefeierten Helden werden sollte, wissen, dass er sich für den nächsten Henkelpott auch bei einem gewissen Boxsack bedanken müsste.