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·29. Mai 2024

Von Guardiola inspiriert, moderner Ansatz & ein paar Fragezeichen: Das ist Vincent Kompany

Artikelbild:Von Guardiola inspiriert, moderner Ansatz & ein paar Fragezeichen: Das ist Vincent Kompany

Der FC Bayern München hat einen neuen Trainer gefunden. Vincent Kompany übernimmt das Amt als Chefcoach beim Rekordmeister, kommt für eine zweistellige Millionensumme vom FC Burnley. Ein langwieriger, alles andere als souveräner Prozess der Suche hat also ein Ende gefunden.

Kompany stieg allerdings gerade mit den Clarets aus der Premier League ab. Das sorgt für die ein oder andere skeptische Stimme, denn das Amt beim Rekordmeister kann schnell zum Pulverfass werden. Ist der Belgier bereit für diesen Job? Und welche Voraussetzungen bringt er mit? Diese Fragen wollen wir nun klären.


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Vincent Kompany: Fließender Übergang vom Spieler zum Trainer

Die Spielerkarriere von Vincent Kompany begann bei seinem Jugendklub, dem RSC Anderlecht. Dort schaffte er es über die U17 und U21 in den Profibereich, machte sich schnell einen Namen als robuster, dynamischer Defensivspieler, der viel Talent mitbringt. Der Hamburger SV wurde auf ihn aufmerksam, 2006 wechselte er für 10,5 Millionen Euro zu den Hanseaten. Nach zwei Jahren dort zog es ihn zu Manchester City. In England fand er sein Glück, wurde zum Stammspieler, zur Führungsfigur, später zum Kapitän.

Dort traf er auch auf Pep Guardiola, der ihn in seiner Denkweise maßgeblich beeinflusste. Er dachte immer mehr wie ein Trainer, passte sich dem Ballbesitzfußball an, wurde zum verlängerten Arm des Trainers auf dem Platz. 2019, nach elf Jahren bei den Skyblues, wechselte er zum RSC Anderlecht, als Spielertrainer. Der fließende Übergang war also geschafft, er veränderte die Strukturen des Fußballs bei den Belgiern, arbeitete in den zwei Jahren danach als Cheftrainer viel mit jungen Spielern zusammen.

Es folgte 2022 der Wechsel nach Burnley, wo er sofort einen extrem positiven Einfluss hatte. Die Clarets spielten entgegen ihrer vorherigen Ausrichtung prompt einen modernen Offensivfußball, dominierten die Championship, die wohl härteste 2. Liga der Welt, nach Belieben. Und sie stiegen als Zweitligameister auf. Anschließend gelang es aber nicht, den auf Ballbesitz ausgerichteten Stil auch in der Premier League gewinnbringend auf den Platz zu bringen, zu stark waren die Gegner individuell. Es folgte der Abstieg – und die neue Herausforderung beim FC Bayern.

Rekordsaison oder Abstieg: Was ist das „wahre“ Kompany-Gesicht?

Die Frage ist natürlich, welches Kompany-Gesicht nun das wahre ist. Die rekordverdächtige Saison oder doch die Zeit in der Premier League, als die Clarets abstiegen? Dazu haben wir mit Dan Barnes gesprochen, der sich als Sportjournalist in England unter anderem intensiv mit Burnley beschäftigt: „Kompany hat Burnley vorzeitig, also vor dem eigenen Plan, zurück in die Premier League geführt, und zwar mit einem attraktiven Fußball. Er holte im Sommer viele neue Spieler und versuchte, diese Spielweise auch in der neuen Liga umzusetzen, doch das war gegen höherklassige Gegner schwierig. Obwohl sich seine Mannschaft im Laufe der Saison verbesserte, wurde Kompany vorgeworfen, zu stur zu sein, weil er sich weigerte, sein Offensivkonzept zu ändern. Andererseits ist er prinzipientreu.“

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(Photo by Stu Forster/Getty Images)

Die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte. Der Belgier hat also gezeigt, dass er mit einem individuell für die Liga hochklassigen besetzten Team sehr gute Ergebnisse einfahren und Spiele reihenweise dominieren kann. Aber eine Anpassung, um den Klassenerhalt vielleicht zu schaffen, gelang nicht. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Burnley nach dem Aufstieg wichtige Spieler verlor. So kehrte Nathan Tella nach seiner Leihe zurück zu Southampton, wurde von dort nach Leverkusen verliehen. Verteidiger Taylor Harwood-Bellis musste zurück zu Manchester City, wechselte dann nach Southampton. Und Ian Maatsen, der ein besonders wichtiger Spieler für Kompany war, ging zurück zu Chelsea, von dort aus dann im Winter per Leihe nach Dortmund. Diesen immensen Qualitätsverlust zu kompensieren und gleichzeitig noch den Kader auf ein höheres Level zu bringen, war nicht möglich.

Moderner Fußball auf technisch hohem Niveau

Doch für welchen Fußball steht der Belgier eigentlich? Eingangs wurde bereits erwähnt, dass er massiv von Guardiola beeinflusst wurde. Das ist auf jeden Fall auch zu erkennen, wenn man sich die Saison in der Championship anschaut. Burnley dominierte die Gegner, baute sehr flexibel auf, mal mit einem Dreier-, mal mit einem Viereraufbau. Die Clarets waren positionsflexibel, ganz nach dem Vorbild ManCity schoben die Außenverteidiger mitunter in das Zentrum, sorgten dort für Überzahl. Kompany versuchte, die Spieler individuell zu verbessern, vor allem auf technischer Ebene, was in vielen Fällen auch gelang.

In der Championship zeigte sich: Wenn Burnley nur einen normalen Tag hatte und individuell zumindest gleichwertig mit dem Gegner war, entwickelte sich oft eine spielerische Leichtigkeit. Schöne Spielzüge waren die Folge, der Druck auf den Gegner war sowohl aus dem Ballbesitz als auch im eigenen Pressing sehr hoch. Moderne Flexibilität gepaart mit klassischen Ballbesitzelementen, so lässt sich die Idee von Kompany wohl am ehesten zusammenfassen. Und das ohne klares, stures System, 4-4-2, 4-2-3-1, 4-3-3: Alles gehört zum Repertoire.

Passt seine Spielidee also zum FC Bayern? „Auf jeden Fall. Wenn Kompanys Fußball funktioniert, ist es eine Freude, ihm zuzuschauen, und er wird bei Bayern viel Qualität zur Verfügung haben. Seine Liebe zum Detail ist unübertroffen, und er wird dafür sorgen, dass jeder Spieler genau weiß, was von ihm in seinem System erwartet wird. Kompanys Mannschaften werden im Laufe der Saison aufgrund seiner taktischen Arbeit auf dem Trainingsplatz immer stärker, und dieser Trend könnte sich auch in der nächsten Saison fortsetzen“, so Experte Barnes.

Kompany: Reif genug für den FC Bayern?

Ein Faktor, der bei allen guten Grundvoraussetzungen und einer klaren Spielidee nicht vernachlässigt werden sollte, ist der Druck. Der ist bei einem Klub wie dem FC Bayern immer höher als bei Teams wie Burnley. Titel müssen jedes Jahr gewonnen werden, idealerweise sogar mehrere. Hinzu kommt, dass die Medienlandschaft bei einem solchen Klub alles andere als einfach ist. Jede Entscheidung, jeder Patzer, jedes Interview wird ausgeschlachtet. Damit muss man zurechtkommen, zumal zuletzt auch die Klubverantwortlichen um Uli Hoeneß alles taten, um dem eigenen Trainer das Leben schwer zu machen.

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(Photo by Michael Regan/Getty Images)

Doch wie gut ist der Belgier gerüstet? „Kompany hat bei Manchester City und in Belgien auf höchstem Niveau gespielt, aber der Druck ist ein anderer, wenn man auf der Trainerbank sitzt und nicht auf dem Spielfeld. Er ist auf jeden Fall ein eher ruhigerer Typ und nimmt alles gelassen hin, ohne sich nach Siegen zu freuen oder nach Niederlagen besonders auffällig zu ärgern. Seine Haltung blieb in den Interviews nach dem Spiel trotz einer schwierigen Saison in Burnley konstant, und obwohl das die Fans in Turf Moor manchmal frustrierte, könnte es den Bayern nach einer turbulenten Zeit zu Stabilität verhelfen“, so Dan Barnes.

Eine Basis, ein Fundament bei Vincent Kompany ist zweifelsohne vorhanden. Er hat das Rüstzeug, das es braucht, um ein guter Trainer zu werden. Der Belgier hat eindeutig viel Potenzial als Manager, auch wenn es Bedenken gibt, dass es noch zu früh ist, um einen großen Verein wie Bayern zu führen, gerade in dieser Lage. Ab dem Trainingsauftakt hat er die Chance, diese Bedenken zu widerlegen.

(Photo by Ryan Pierse/Getty Images)

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