Von Beckenbauer bis Rummenigge: Mia san Europameister - Teil 1 | OneFootball

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FC Bayern München

·10. Juni 2021

Von Beckenbauer bis Rummenigge: Mia san Europameister - Teil 1

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In diesem Sommer wird zum 16. Mal der Europameister ermittelt, gleich 14 Profis des FC Bayern nehmen am Turnier teil. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Bei der Titelvergabe war der deutsche Rekordmeister oft beteiligt: Denn gleich 17 Spieler reckten während ihrer Münchner Zeit die Henri-Delaunay-Trophäe, um die es auch ab dem kommenden Freitag wieder geht, in die Höhe. In Teil 1 blicken wir auf die Turniere 1972 und 1980 zurück, in Teil 2 geht es um die Endrunden 1992, 1996 und 2000.

1972: Start der EURO-Erfolgsstory

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Die legendäre deutsche EM-Elf von 1972 (v. li.): Beckenbauer, Maier, Schwarzenbeck, Heynckes, Netzer, Wimmer, Müller, Höttges, E. Kremers, Breitner, Hoeneß.


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„Die beste Mannschaft, die ich je hatte“, sagte Bundestrainer Helmut Schön einmal über die siegreiche deutsche Elf bei der EM 1972 in Belgien. Und sie war wesentlich geprägt von Spielern der beiden damals besten deutschen Mannschaften. Aus Mönchengladbach standen sechs Protagonisten im DFB-Kader – unter ihnen Jupp Heynckes. Und auch der FC Bayern hatte sechs Profis für das Turnier im Nachbarland abgestellt, das gerade mal vier Tage dauerte. Der Modus hatte wenig zu tun mit den mehrwöchigen Turnieren, die heute alle vier Jahre im Sommer anstehen. Lediglich die Endrunde – also Halbfinals, Spiel um Platz drei und Finale – wurde in Belgien ausgespielt. Die Geburtsstunde der ersten deutschen Europameister-Elf war da schon passé: Das 3:1 im Viertelfinal-Hinspiel gegen England in Wembley gilt rückblickend als Schlüsselspiel dieser grandiosen Mannschaft. Eine der prägenden Figuren der Partie, die nach dem 0:0 im Rückspiel zum Einzug in die Endrunde den Ausschlag gab: Uli Hoeneß.

Ein Tor sowie ein Assist des damals 20-Jährigen brachten die Schön-Elf mit einem 3:1-Erfolg dem Halbfinal-Einzug nahe, beim Turnier in Belgien war Hoeneß dann Stammspieler. Er bestach durch sein Talent, er fiel – wie der ebenso aufstrebende Linksverteidiger Paul Breitner – erstmals international auf. Man wusste, dass aus diesen Burschen etwas werden würde – und sollte recht behalten. Hoeneß prägte den deutschen Fußball mit 335 Einsätzen für den FC Bayern sowie 35 Länderspielen bis zu seinem verletzungsbedingt frühen Karriereende mit 27 Jahren. Und Breitner erst als offensivstarker Verteidiger, später als genialer Mittelfeldchef ebenso (348 Spiele für Bayern/48 Länderspiele). Das Toreschießen überließ das junge Duo in Belgien allerdings noch jemand anderem, natürlich!

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Gerd Müller mit dem EM-Pokal nach dem gewonnenen Finale gegen die Sowjetunion (3:0).

Gerd Müller traf sowohl beim 2:1 im Halbfinale gegen den Gastgeber doppelt als auch im Endspiel gegen die Sowjetunion, die beim 3:0 (nach einem weiteren Tor von Herbert Wimmer) von Beginn an chancenlos war. Gegen den „Bomber der Nation“ hatte schon damals niemand etwas auszurichten: Müller war nicht nur der einzige Spieler, dem bei der Endrunde mehr als ein Treffer gelang, die Tore gingen auch auf das Konto seiner unglaublichen Gesamtbilanz 1972: Für den FCB und die Nationalmannschaft erzielte er in diesem Jahr 85 Treffer.

Eine Marke, die erst 2012 von Barcelonas Superstar Lionel Messi übertroffen wurde. Über das Turnier sagte der Mann, der in 62 Länderspielen 68-mal traf: „Es hat einfach alles gepasst.“ Besser kann man es wohl nicht zusammenfassen – auch mit Blick auf die weiteren Bayern im Kader. Den Rückhalt im Tor, Sepp Maier, der sowohl beim FC Bayern (702 Spiele) als auch in der Nationalmannschaft (95) fester Teil der Achse war, die eine Ära prägte. Den sattelfesten Innenverteidiger „Katsche“ Schwarzenbeck, mit einfachem und schnörkellosem Spiel, ein Gegenentwurf zum eleganten Techniker Franz Beckenbauer. Das Duo – so verschieden es war – schätzte und brauchte sich, nicht umsonst wurde Schwarzenbeck (44 Länderspiele, 554 Spiele für den FC Bayern) als der Mann bezeichnet, der Beckenbauer den Rücken freihielt. Das gelang 1972 so gut, dass der Kapitän in seiner Rolle als Libero als treibende Kraft der Europameister-Elf in die Geschichte einging. Vor Gerd Müller und Günter Netzer wurde der „Kaiser“ in diesem Jahr erstmals zu „Europas Fußballer des Jahres“ gewählt, er war das Maß aller Dinge. Auch im Bayern-Trikot (528 Spiele, dazu 103 Länderspiele) agierte er als Antreiber – und führte seinen Jugendverein später zum Europacup-Hattrick.

1980: Rummenigges Sternstunde

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Karl-Heinz Rummenigge war bei der EM 1980 nicht zu bremsen.

Elf statt vier Tage, acht statt vier Mannschaften, 14 statt vier Spiele: Die EM 1980 war die erste im stark erweiterten Modus – und sie war geprägt von einem Spieler des FC Bayern: Karl-Heinz Rummenigge, damals 24 Jahre alt, hatte nicht nur entscheidenden Anteil am zweiten EM-Erfolg der DFB-Elf, sondern wurde auch zum besten Spieler des Turniers gewählt. Noch in der Juni-Ausgabe der „Clubnachrichten“ wurde die Einigung auf einen neuen Fünfjahresvertrag mit Rummenigge verkündet: So einen Mann wollten die Bayern natürlich halten.

In Italien war Rummenigge im jungen Team von Jupp Derwall regelrecht aufgeblüht. Selten, so sagten die Beteiligten hinterher, war die Stimmung in einem Team besser als in jenen Sommertagen in Italien, die Mischung aus Fokussierung auf das große Ziel und Lockerheit passte perfekt. Als „unglaublich erfolgshungrig“ beschreibt Rummenigge sich selbst, wenn er an 1980 zurückdenkt. Dabei war Deutschland nicht unbedingt der große Favorit gewesen, setzte aber in der Gruppenphase schon Ausrufezeichen. Rummenigge gelang beim 1:0 gegen die Tschechoslowakei der entscheidende Treffer, ehe die Niederlande mit 3:2 besiegt wurde. Das 0:0 gegen Griechenland war unbedeutend, das Finalticket für den 22. Juni bereits gebucht. Nach dem 2:1 gegen Belgien war man „am Ziel der Träume“.

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Ehrenrunde in Rom: Rummenigge feierte den EM-Sieg gemeinsam mit Teamkollege Bernard Dietz auf der Laufbahn des Olimpico.

Für den quirligen Stürmer – 95 Länderspiele, 423 Pflichtspiele für den FC Bayern – war die EURO 1980 der Höhepunkt der Nationalmannschaftskarriere, „einfach frei aufspielen“ war das Motto, das ihm bestens passte. So gut sogar, dass er den Siegtreffer im Finale nicht nur vorbereitete, sondern sogar ankündigte. „Stell die Linse scharf, gleich fällt ein Tor“, rief Rummenigge einem Fotografen in der 88. Minute beim Stand von 1:1 zu. Eckball Rummenigge, Kopfball Horst Hrubesch, Tor, Europameister – so einfach kann es gehen. Der Jubel kannte keine Grenzen, und zwar auf dem Feld und auch daneben. Dort war der Stammplatz des zweiten Bayern im Kader der Europameister-Elf. Ersatztorwart Walter Junghans wurde Europameister, ohne je ein Länderspiel bestritten zu haben. Er war Stellvertreter von Toni Schumacher, der wiederum zwischen den Pfosten stand, weil Sepp Maier sich vor dem Turnier bei einem Autounfall verletzt hatte.

Mehr über die Geschichte des deutschen Rekordmeisters erfahrt ihr auf einem Rundgang durch das FC Bayern Museum:

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