Vogel: „Die Tabelle ist das eine, die Entwicklung der Spieler das andere“ | OneFootball

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Borussia Mönchengladbach

·12. Juni 2021

Vogel: „Die Tabelle ist das eine, die Entwicklung der Spieler das andere“

Artikelbild:Vogel: „Die Tabelle ist das eine, die Entwicklung der Spieler das andere“

Heiko, wie würdest du dein erstes Jahr bei Borussia zusammenfassen?

Heiko Vogel: Es war ein turbulentes Jahr. Mit Sicherheit war es eine sehr schwierige Saison – das gilt aber nicht nur für uns, sondern für jeden Einzelnen im Fußball. Durch Corona war vieles anders als sonst. Man musste sehr flexibel sein. Wir als Mannschaft und ich persönlich waren auch direkt vom Corona-Virus betroffen. Ich kann daher nur nochmal bestätigen, dass damit nicht zu spaßen ist. Das alles hat sich auch im sportlichen Verlauf widergespiegelt. Wir haben Höhen und Tiefen erlebt. Unter dem Strich ziehe ich aber ein positives Resümee.


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Worauf fußt dieses positive Resümee?

Vogel: In Borussia Dortmund und Rot-Weiss Essen sind in dieser Saison zwei Mannschaften vorneweg marschiert. Die beiden galten schon vor der Saison als Favoriten auf die Meisterschaft. Dahinter war alles sehr eng. Für uns wäre es durchaus möglich gewesen, das eine oder andere Spiel mehr zu gewinnen. Der einstellige Tabellenplatz, der sich natürlich schöner liest, wäre durchaus drin gewesen. Die Tabelle ist aber das eine, die Entwicklung der Spieler ist das andere. Wir hatten eine sehr junge Mannschaft. Relativ früh in der Saison haben wir bereits einige U19-Spieler in die U23 integriert, da sie ansonsten keine Spielpraxis bekommen hätten. In Anbetracht dieser Weiterentwicklung einiger Spieler bewerte ich die abgelaufene Spielzeit insgesamt sehr positiv.

Wie sah diese Entwicklung aus?

Vogel: Ich hebe nicht gerne einzelne Spieler heraus. Aber wenn ich ein Beispiel nennen müsste, dann wäre es Marcel Benger. Durch seine Leistung hat er sich empfohlen für Holstein Kiel und wäre demnach nun fast in der Bundesliga gelandet. Er ist einer der Spieler, die sich in der vergangenen Saison sehr gut entwickelt haben. Die Jungs haben sich insgesamt zum Beispiel physisch extrem gut entwickelt. Das können wir allein an den nackten Daten ablesen. Die Laufleistung ist beispielsweise eklatant nach oben gegangen. Insgesamt haben sich die Jungs in der U23 sehr gut akklimatisiert. Das gilt vor allem für diejenigen, die zur Saison 2020/21 aus der U19 hochgekommen sind. Sie hatten zuvor in der A-Junioren-Bundesliga auch eine schwierige Saison, die letztlich vorzeitig abgebrochen wurde. Insofern haben sie diese schwierige Situation einfach gut gemeistert.

Für diese Entwicklung war es vor allem auch unheimlich wichtig, dass der Spielbetrieb in der Regionalliga West aufrechterhalten wurde, oder?

Vogel: Ja absolut. Ich sehe es als absolutes Privileg an, dass wir die Saison bis zum Ende spielen durften. Die ganzen A-Junioren in den Nachwuchsleistungszentren in Deutschland haben unter Umständen eineinhalb Jahre kein einziges Meisterschaftsspiel bestritten, das gilt vor allem für die Spieler derjenigen Vereine, die keine U23-Mannschaft haben. Das ist eine ganz schwierige Situation.

Welche Faktoren neben der Corona-Situation haben aus deiner Sicht noch eine Rolle gespielt, dass ihr die Saison letztlich auf dem elften Tabellenplatz beendet habt?

Vogel: Wie ein roter Faden durch die Saison war leider unsere fehlende Effizienz vor dem gegnerischen Tor. Man muss schlichtweg sagen, dass uns ein Top-Stürmer gefehlt hat, der auch mal zweistellig treffen kann. Unser bester Torschütze ist Mika Schroers mit acht Toren. Er ist aber vom Alter her noch ein U19-Spieler gewesen. Von ihm zu erwarten, dass er in einer Saison 20 bis 30 Tore erzielt, wäre vermessen. Das war ein Problem für uns. Wir mussten dadurch viel Aufwand betreiben, um zum Torerfolg zu kommen. Zudem hatten wir Verletzungspech. Jordi Bongard und Conor Noß zum Beispiel haben uns in der kompletten Hinrunde gefehlt, Marcel Benger und Thomas Kraus nahezu die ganze Rückrunde. Das sind Stützen, die wir nicht kompensieren konnten. Wenn wir die stärkste Mannschaft auf den Platz bringen konnten, dann waren wir immer ebenbürtig, auch gegen die Stärksten der Liga. Und dennoch: Wenn wir sagen, dass wir konsequent auf den eigenen Nachwuchs setzen und die Mannschaft verjüngen wollen, dann müssen wir auch in Kauf nehmen, dass eine Saison auch mal wellenförmig verlaufen kann.

Insgesamt 15 Spieler werden den Verein nun verlassen. Was ist der Hintergrund für diesen enormen Umbruch?

Vogel: Unser Ziel ist es, die Qualität des Kaders nochmal zu steigern, auch wenn wir dadurch Einbußen in der Quantität haben. In der zurückliegenden Saison hatten wir einen relativ großen Kader. In die neue Spielzeit werden wir mit einer abgespeckten Version gehen. Wir denken, dass wir eine gute Zusammensetzung gefunden haben und dass wir damit die Qualität erhöhen können. Von den positiven Effekten eines qualitativ starken Kaders profitiert man jeden Tag im Training. Demnach ist der Umbruch schon länger geplant und gut vorbereitet.

Welche Gedanken hast du dir darüber hinaus schon über die neue Saison gemacht?

Vogel: Natürlich bereiten wir die neue Saison schon vor. Ich freue mich auch jetzt schon auf die ersten Trainingseinheiten, denn ich glaube, dass wir eine wirklich spannende Truppe zusammen haben werden. Und natürlich habe ich mir auch für die neue Spielzeit vorgenommen, an gewissen Stellschrauben zu arbeiten und noch eine Schippe draufzulegen. Inzwischen bin ich auch schon ein Jahr im Verein und kenne gewisse Abläufe und die Menschen. Daher wird es mir als Trainer auch noch einfacher fallen, in die neue Saison zu starten. Zudem müssen wir natürlich alle weiterhin zusammenstehen und die Pandemie bewältigen. Leider ist diese weiterhin omnipräsent. Aber ich hoffe, dass wir in der kommenden Saison wieder eine gewissen Normalität haben, sowohl im Fußball als auch im Alltag.

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