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·3. März 2019
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·3. März 2019
Borussia Dortmund konnte nur drei seiner sieben Rückrundenspiele in der Bundesliga gewinnen und droht im Kampf um die Meisterschaft ins Hintertreffen zu geraten. Welchen Anteil am derzeitigen sportlichen Tief trägt Trainer Lucien Favre?
In der Hinrunde lag Bayern München den Punkten nach weit hinter Borussia Dortmund zurück. Die Funktionäre des deutschen Rekordmeisters ließen aber trotzdem dem BVB sinngemäß ausrichten: Schau’n mer mal, ob ihr auch unter Druck noch konstant punkten werdet! fussball.news wies unterdessen Mitte November seine Userinnen und User auf ein spezifisches Karriere-Merkmal von Lucien Favre hin: Der Schweizer übernimmt regelmäßig ein Team an einem (gefühlten) Tiefpunkt und führt es sehr schnell zu altbekannter Stärke zurück. Ihm gelingt es, mit seiner Mannschaft die Top-Favoriten massiv zu ärgern – doch dann brechen seine Teams in der Rückrunde ein. In der Bundesliga war dies der Fall bei Hertha BSC und Borussia Mönchengladbach. In Frankreich war ein ähnliches Muster mit OGC Nizza zu erkennen.
2009: Favre war mit Hertha Tabellenführer
Favre in der Außenseiterrolle
Favre formte jeweils ein homogenes und taktisch gut geschultes Team, jedoch waren seine Spieler der individuellen Stärke nach deutlich schwächer einzuschätzen als die Akteure der favorisierten Mannschaften. Es fehlte ihnen Qualität und Erfahrung, um wirklich nach dem Titel zu greifen. Zudem musste Favre meist auf einen Stamm von zwölf, dreizehn Spielern setzen – die Breite des Kaders war begrenzt.
Berichterstatter gratulierten voreilig zum Titel
Nun schien es in dieser Saison so, als hätte Favre bei seiner dritten Station in Deutschland andere Voraussetzungen. Nahezu alle Berichterstatter attestierten dem BVB – während der sensationellen Hinrunde – selbst auf der Ersatzbank eine höhere Qualität als Konkurrent Bayern München zu besitzen. Die hoch angesehene Zeitung Die Zeit ließ sich dazu hinreißen, BVB-Ergänzungsspieler Paco Alcacer als den besten Stürmer in der Bundesliga zu bezeichnen – und Sport1-Chefredakteur Dirc Seemann gratulierte in einem Kommentar den Borussen bereits zum Gewinn der deutschen Meisterschaft 2019.
Was macht Favre verkehrt?
Nach den jüngsten sportlichen Ergebnissen der Schwarz-Gelben lohnt es sich deshalb nochmal genauer auf die Rolle von Lucien Favre beim BVB zu blicken. Wer es sich einfach macht, kann den bekannten Argumentationsstrang weiterführen. Favre hat es ermöglicht, dass der BVB in der Hinrunde über seine Verhältnisse spielen konnte. Die individuelle Qualität und die Breite des Kaders reichen aber nicht aus, um mit Bayern München zu konkurrieren. Folglich ist Favre zum vierten Mal in zehn Jahren nicht zur Rechenschaft dafür zu ziehen, dass eine vom ihm trainierte Mannschaft Platz eins in der Tabelle vielleicht nicht behaupten kann. Wer es kritischer mit Favre hält, sollte aber auch die Arbeit des Schweizers nachhaltig hinterfragen. Um der Frühjahrsschlaffheit von Favre-Teams auf den Grund zu gehen, sind drei wesentliche Fragen zu stellen:
Sammer kritisiert BVB-Team
Eine aufschlussreiche Antwort auf diese Fragen kann sich wohl nur Favre selbst geben. Was zuletzt auffiel: Der externe BVB-Berater Matthias Sammer kritisierte als Eurosport-Experte die taktischen Maßgaben von Favre. Beim 0:0 in Nürnberg missfiel Sammer teilweise die Taktik des BVB („Harakiri und nach vorne macht wenig Sinn“), beim 1:2 in Augsburg prangerte Sammer nun teilweise die Einstellung der Dortmunder Spieler an. Beide Themen zählen zur Kernkompetenz eines Trainers, auch wenn Sammer beide Male nicht Favre attackieren wollte. Trotz einer herausragenden Hinrunde muss Favre nun zusehen, eine positive Wende beim BVB herbeizuführen. Gelingt ihm dies und holt er den Meistertitel mit dem BVB, hat Favre seine chronische Frühjahrsschwäche zumindest eingedämmt.