Versuchter Platzsturm: MSV gegen Aue über eine Stunde unterbrochen | OneFootball

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·12. Mai 2024

Versuchter Platzsturm: MSV gegen Aue über eine Stunde unterbrochen

Artikelbild:Versuchter Platzsturm: MSV gegen Aue über eine Stunde unterbrochen

Die Partie zwischen dem MSV Duisburg und dem FC Erzgebirge Aue (2:2) ist am Sonntagnachmittag von einem versuchten Platzsturm 50 vermeintlicher Anhänger der Zebras überschattet worden. Lange stand ein Abbruch im Raum, ehe nach über einer Stunde doch weitergespielt wurde. Die Zebras müssen nun mit einer drastischen Geldstrafe des DFB rechnen. Zuvor hatten die Anhänger ihr Team mit viel Häme und Galgenhumor bedacht.

Fans brechen Fluchttor auf

Gerade hatte MSV-Keeper Maximilian Braune in der 84. Minute mit einer Dreifachparade das 2:3 verhindert, als vermeintliche Fans hinter dem MSV-Tor ein Fluchttor aufbrachen, in den Innenraum stürmten und eine Werbebande umtraten. Sofort waren die Ordner zur Stelle und verhinderten, dass die Anhänger weiter auf den Rasen vordringen konnten.


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Auch die Polizei marschierte auf und bildete eine Kette vor dem Block der MSV-Fans, die weiterhin im Innenraum standen und die Ordner teilweise mit Pyrotechnik bewarfen. Vereinzelt flogen auch Leuchtraketen und Rauchtöpfe auf den Platz. Mitunter brandete gar Jubel auf, wenn ein Polizist von einem Feuerwerskörper getroffen wurde. Die Spieler waren zu diesem Zeitpunkt bereits in der Kabine.

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Neun Personen verletzt

Als einige vermeintliche Anhänger der Zebras versuchten, die Ordnerkette zu überlaufen, hielt die Polizei mit Pfefferspray dagegen und drängte die Vermummten in den Block zurück. Dabei wurden nach Angaben der Zebra neun Personen verletzt. Sie wurden außerhalb des Stadions behandelt. Interimscoach Uwe Schubert, der im Vorfeld schon mit Negativreaktionen der Anhänger gerechnet hatte, suchte währenddessen das Gespräch mit den Fans und versuchte, sie zu beruhigen. "Ich kann die Menschen verstehen, aber wir spielen Fußball, und da gehört Gewalt nicht dazu. Das macht mich unfassbar traurig", sagte Schubert mit Tränen in den Augen bei "MagentaSport", während die Ordner weiter in einer dichten Kette vor der Fankurve standen.

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Lange war unklar, ob die Partie nochmal angepfiffen werden würde. Gegen 15:50 Uhr verließen die meisten Fans hinter dem Tor das Stadion, sodass eine Krisenstab aus Vereinsverantwortlichen, Polizei und Schiedsrichter entschied, die Partie fortzusetzen. Nach einstündiger Unterbrechung konnte das Spiel schließlich fortgeführt und regulär zu Ende gebracht werden. Die Zebras müssen nun mit einer drastischen Geldstrafe rechnen – zumal einige Anhänger bereits am vergangenen Spieltag nach Abpfiff der Partie in Lübeck in den Innenraum vorgedrungen waren.

Wut, Häme und Galgenhumor

Gegen Aue herrschte unterdessen schon vor dem versuchten Platzsturm eine seltsame Stimmung. Zwar war das Stadion mit 11.508 Zuschauern gut gefüllt, dennoch war vieles anders als sonst. So wurde auf das obligatorische Verlesen der Mannschaftsaufstellung verzichtet, auch der Zebra-Twist blieb aus. Nur die Vereinshymne wurde gespielt – und vom Großteil des Publikums lautstark mitgesungen. Vor dem Fanblock hing derweil ein großes Banner mit der Aufschrift: "Wir gratulieren der besten Mannschaft der Vereinsgeschichte." Gemeint war allerdings nicht das aktuelle Team, sondern jene Mannschaft, die vor 60 Jahren zum ersten Vizemeister der Bundesliga-Geschichte wurde.

Als die Teams dann den Platz betraten, gab es lautstarke Pfiffe und "Absteiger"-Rufe. Zudem wurde vereinzelt der Rauswurf des Vorstands gefordert. Auf Support verzichteten die Anhänger gänzlich, stattdessen tauschten sie das "Vizemeister"-Banner vor dem Fanblock aus. Auf dem neuen Transparent war nun zu lesen: "Wir verachten Euch auf dem Platz dafür, dass ihr Teil dieser Geschichte seid!" Deutliche Worte, die mit "Wir sind Duisburger und ihr nicht"-Gesängen untermalt wurden.

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Beim 0:1 kurz vor der Pause wurde dann hämisch "Oh, wie ist das schön" angestimmt und skandiert: "Deutscher Meister wird nur der MSV". In die Halbzeit wurde das Team anschließend mit Pfiffen und lautstarken "Absteiger"-Rufen verabschiedet. Als Esswein nach 57 Minuten zum Ausgleich traf, jubelten die Anhänger nur verhalten, stattdessen gab es Pfiffe und wieder "Absteiger"-Rufe. Auf den erneuten Ausgleich in Minute 64 reagierte das Publikum mit hämischen "Der MSV ist wieder da"-Gesängen, ehe es wenig später zu den hässlichen Szenen kam. Noch im Vorfeld des Duells hatten die Fans im gesamten Stadtgebiet Plakate aufgehangen – die Botschaft: "Liebe erträgt alles". Worte, die für die vermummten Chaoten offensichtlich nicht galten.

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