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Annika Becker·1. Mai 2022
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Annika Becker·1. Mai 2022
Wir schauen im Nachhinein wieder auf einige der Highlights aus den Halbfinal-Rückspielen und sprechen dieses Mal über Publikumsrekorde und aktive Fankultur, zwei Spielerinnen mit einem ganz besonderen Auftrag und freuen uns schonmal auf das Finale von Turin am 21. Mai. Außerdem überraschend bei diesen Champions League Awards mit dabei: Werder Bremen.
Wir legen uns fest: Wer Sveindis Jónsdóttir nicht gerne beim Fußballspielen zuschaut, hat kein Herz. Was die 20-jährige isländische Nationalspielerin seit ihrem ersten Einsatz in der Bundesliga Ende Januar immer wieder auf den Rasen bringt, macht einfach Spaß. Gegen Barcelona fiel ihr gemeinsam mit Tabea Waßmuth eine wichtige Sonderrolle zu, denn die beiden Offensivspielerinnen wechselten sich damit ab, den Part der rechten Außenverteidigerin zu übernehmen.
Im Gegensatz zum Hinspiel liefen die Wölfinnen dieses Mal mit einer Fünferkette auf. Jónsdóttir und Waßmuth sollten vor allem Fridolina Rolfö das Leben schwer machen, sich dann aber auch in den Angriffen mit einbringen. Wolfsburg verteidigte wie schon im Hinspiel Frau gegen Frau, eigentlich extrem riskant gegen ein Team wie Barcelona und sehr viel Laufarbeit für beide Spielerinnen.
Der Plan funktionierte nicht perfekt, aber es führte zumindest dazu, dass Barcelona sich dieses Mal schwertat, hinter Wolfsburgs Defensive zu spielen, denn die übrigen vier Verteidigerinnen in der Kette wurden jetzt nicht mehr so leicht auseinandergerissen, konnten ihre Abstände halten. Jónsdóttir und Waßmuth warfen sich in jedes Laufduell und trugen damit entscheidend dazu bei, Barcelona die erste Niederlage nach 45 Siegen in Folge zu bereiten.
In Sachen Publikumsmengen bei Sportveranstaltungen von Frauen war es ein gutes Wochenende: 22.057 in Wolfsburg, ein neuer Vereinsrekord. 43.255 in Paris, neuer Rekord in Frankreich (wer sich auch nur ein bisschen fürs Boxen interessiert, freute sich zudem über den ausverkauften Madison Square Garden beim Kampf Taylor gegen Serrano).
Zumindest in der Champions League hat die erhöhte Sichtbarkeit durch Übertragungen bei Ligen und Vereinen, die bereits längere Zeit auf eine solche Entwicklung hingearbeitet haben (!), einen beschleunigenden Effekt gehabt. Und dabei geht nicht nur um kalte Zahlen, sondern Fankultur.
Wer die Bilder aus dem Camp Nou oder von diesem Wochenende gesehen hat, wünscht sich ähnliches für den eigenen Verein: Almuth Schult mit Megafon auf dem Zaun und die riesige Choreo der PSG Ultras, die jedes Spiel mit Pariser Beteiligung im Wettbewerb zu einem Fest werden ließen.
Diese gleichberechtigte Unterstützung durch die Ultras gibt es in Paris schon seit einer Weile auch in den kleineren Stadien Jean-Bouin und Georges Lefèvre. Beim Abschied der Spielerinnen nach dem Spiel gegen Lyon wurde deutlich, dass diese Fans ihre Fans sind, denn auch die Pariserinnen gingen in die Kurve und kletterten zum Teil auf den Zaun.
Ein solch konsequenter Support durch die Ultras der jeweiligen Vereine fehlt in Deutschland bisher. Werder Bremen zeigte Anfang April beim Spiel gegen Freiburg, was passieren kann, wenn der Spielplan so abgestimmt ist, dass Fans der Besuch von Männer- und Frauenteam möglich ist und der Verein sie mobilisiert. Es wäre für alle einfacher, wenn so etwas gleich beim Erstellen der Spielpläne berücksichtigt würde, das ist Aufgabe des DFB.
In dem Zusammenhang soll hier auch etwas anderes nicht unerwähnt bleiben: Nach Wolfsburg reisten mehrere kleinere wie größere andere Vereine, um das Spiel gegen Barcelona im Stadion zu sehen. Bekanntestes Beispiel war hier der SV Werder Bremen, dessen Team auf dem Weg zu einem Testspiel gegen Union Berlin einen Zwischenstopp einlegte. Wer weiß, vielleicht war es ja nicht der letzte Abstecher des Vereins in die Champions League.
Nach einem Jahr unfreiwilligem Verzicht sind die Rekord-Titelträgerinnen zurück: Olympique Lyon reist zum Finale in Turin, es kommt zur Neuauflage des Finales von 2019 gegen Barcelona. Damals setzte sich Lyon klar mit 4:1 durch, viel ist seitdem passiert. Barcelona ist das neue Nonplusultra und Lyon startete im letzten Jahr einen noch nicht abgeschlossenen Neuaufbau unter Sonia Bompastor.
Mittendrin seit letztem Herbst auch wieder Champions League Rekordtorschützin Ada Hegerberg, die auch im Rückspiel gegen Paris wieder ihre ganze Klasse zeigte. Sie brachte Lyon mit einem wunderschönen Kopfball über Torhüterin Votiková hinweg in Führung und hätte ohne (berechtigtes) Eingreifen des VAR noch ein zweites Tor erzielt. Wendie Renard sorgte ebenfalls per Kopf für die endgültige Entscheidung. Es ist vielleicht ihre letzte Saison für Olympique, da kann nach so einem Finaleinzug schonmal auf dem Tisch hüpfen.
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