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Annika Becker·27. Juli 2022
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Annika Becker·27. Juli 2022
Gestern Abend spielten sich die englischen Gastgeberinnen eindrucksvoll ins Finale, heute könnte Deutschland nachziehen. Um 21 Uhr geht es gegen Frankreich um den Einzug ins EM-Endspiel im Wembleystadion am kommenden Sonntag.
Gestern gab der DFB bekannt, dass Klara Bühl wegen einer Covid-19-Infektion für das Spiel ausfällt. Sie war bisher Stammspielerin auf der linken offensiven Seite, sehr wahrscheinlich wird Jule Brand ihren Platz einnehmen. Die 19-jährige, die von der TSG Hoffenheim zum VfL Wolfsburg wechselt, wurde bisher in jedem Spiel für Bühl eingewechselt und bringt jede Menge Geschwindigkeit mit.
Trainerin Martina Voss-Tecklenburg und ihr Team betonten nach dieser Nachricht den Zusammenhalt im Team, so sagte Lena Oberdorf: „Das wird ein Verlust sein für uns, aber wir wissen auch um die Qualität in unserem Kader und wir werden das Spiel auf jeden Fall auch für Klara mitspielen und versuchen mitzugewinnen.“
Ein anderer Diskussionspunkt vor der Partie war die unterschiedliche lange Ruhezeit, Deutschland hatte zwei Tage mehr Zeit, sich auf die Partie vorzubereiten. Zu wichtig nehmen wollte Voss-Tecklenburg dies aber nicht, da Frankreich stattdessen im Spielrhythmus sei.
Auf französischer Seite sind vor dem Spiel keine Ausfälle bekannt und auch hier wird schon ehrgeizig dem Aufeinandertreffen entgegengeblickt. Trainerin Corinne Diacre lobte noch einmal die Mentalität ihres gesamten Kaders, die im Viertelfinale unter Beweis gestellt worden sei.
Frankreich startete mit einem furiosen 5:1 gegen Italien in die EM und traf dann bis zum Viertelfinale immer spätestens nach neun Minuten, um dann spätestens in der zweiten Halbzeit zwei Gänge runterzuschalten. Im Viertelfinale gegen die Niederlande war das Team von Corinne Diacre lange drückend überlegen, ließ aber eine Chance nach der anderen liegen, auch weil Daphne van Domselaar starke Paraden zeigte.
Die Entscheidung kam dann per Elfmeter in der Verlängerung. Es ist davon auszugehen, dass Frankreich auch gegen Deutschland offensiv beginnen wird, um möglichst früh in Führung zu gehen.
Die Französinnen sind seit 25 Spielen ungeschlagen, ihre Stärken liegen in einer sehr schnellen Offensive unter anderem mit Kadidiatou Diani und gefährlichen Standardsituationen, bei denen Abwehrchefin Wendie Renard ihre Kopfballstärke zum Einsatz bringt. Dementsprechend ist das französische Spiel sehr auf schnelles Umschaltspiel über die Flügel ausgerichtet. Das Mittelfeld wird von Frankreich häufig mit langen Bällen von Wendie Renard links raus zu Delphine Cascarino überspielt.
Das ist auch gegen Deutschland ein probates Mittel, weil Giulia Gwinn und Felicitas Rauch auf den Außenverteidigerinnen-Postionen bisher sehr offensiv spielen, da braucht es also Unterstützung vom restlichen Team. Im Idealfall setzt Alexandra Popp im Pressing Renard so unter Druck, dass diese den langen Pass möglichst selten spielen kann.
Mit Marie-Antoinette Katoto fehlt Frankreichs wichtigste Abnehmerin für Flanken. Seit sie wegen einer Verletzung des vorderen Kreuzbandes nicht mehr dabei ist, hat Frankreich Probleme mit der Chancenverwertung. Zuletzt begann statt ihr Melvine Malard, die auch eher über Geschwindigkeit und Läufe in die Tiefe kommt. Es wird unmöglich sein, Großchancen Frankreichs komplett zu verhindern, Merle Frohms braucht also einen guten Tag.
Beim Verteidigen zeigte sich Frankreich bisher nicht so sicher, wie man anhand einer Innenverteidigung mit Griedge Mbock Bathy und Renard denken könnte. Trotzdem muss Deutschland sein Spiel ein wenig anpassen, denn mit Flanken wird es gegen so kopfballstarke Spielerinnen eher schwierig.
Stattdessen könnte ein Mittel sein, dass Svenja Huth flach in den Rückraum spielt, denn der wurde bisher von Frankreich kaum verteidigt. Eine andere Möglichkeit sind Schnittstellenpässe aus dem Mittelfeldzentrum hinter die französische Abwehr. Denn auch die französischen Außenverteidigerinnen Ève Périsset und Sakina Karchaoui schalten sich in die Offensive mit ein und lassen so Räume hinter sich, die Brand und Huth ausnutzen könnten.
So oder so ist das eine Partie auf Augenhöhe, bei der die Tagesform und Details über den Ausgang entscheiden werden.
Das Halbfinale der EM zwischen Deutschland und Frankreich zeigt das ZDF am Mittwoch, 27. Juli, ab 20:15 Uhr live im Fernsehen. Anstoß ist um 21 Uhr. Außerdem zeigt DAZN die Partie im Livestream. Die Highlights findet ihr nach dem Spiel bei OneFootball.