TSG international – Roter Stern Belgrad im Check | OneFootball

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·22. Oktober 2020

TSG international – Roter Stern Belgrad im Check

Artikelbild:TSG international – Roter Stern Belgrad im Check

Europa League? Gäääääähn. Da kennt man doch niemanden. Keinen Spieler, keine Mannschaft. Meistens nicht einmal die Stadt. Diesem Klischee wollen wir entgegnenwirken. Denn die Europa League kann auch interessant sein, wenn man sie richtig präsentiert. Hoffenews stellt die Gegner der TSG Hoffenheim aus der Gruppe L vor. Den Anfang macht Roter Stern Belgrad, der am Donnerstagabend (21 Uhr, DAZN/RTL Nitro) bei den Kraichgauern zu Gast ist. Vor dem Geisterspiel in der PreZero Arena haben wir die Serben etwas genauer unter die Lupe genommen.

Der Verein

Noch während der Zweite Weltkrieg herrschte, konnte die serbische Hauptstadt durch die sogenannte „Belgrader Operation“ im Jahre 1944 vom Faschismus befreit werden. Die Befreiung begründete damit auch die Rückkehr des organisierten Sports der Stadt. Nach einem Vorstoß der antifaschistischen Jugend, kam es im März 1945 zu der Gründung des Sportvereins Roter Stern Belgrad.


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Neben 29 Meistertiteln, 24 Pokalerfolgen, gewann man 1991 auch den Europapokal der Landesmeister sowie den darauffolgenden Weltpokal. Trotz des Jugolsawien-Kriegs in den 90er Jahren, der Belgrads sportlichem Erfolg schwer schadete, ist man seit den frühen 2000ern wieder zurück im internationalen Geschäft.

Die serbische SuperLiga vergibt an den Meister einen Platz in der Champions-League-Qualifikation. Scheitert man in dieser, kann man sich über Playoffs noch für die Europa League qualifizieren. Da Roter Stern im September in der Champions-League-Quali gegen Omonia Nikosia im Elfmeterschießen verlor, gelang nach einem Sieg gegen den FC Arat-Armenie der Einzug in die Europa League.

Der Klub trägt seine Heimspiele seit den 60ern im Stadion Rajko Mitic aus, in welches 60.000 Zuschauer passen. Fun-Fact: Früher stellte es ein Fassungsvermögen von bis zu 110.000 Zuschauern. Namensgeber Rajko Mitic bestritt für Belgrad 572 Partien. Sechs Jahre nach seinem Tod wurde er 2014 im Arena-Namen verewigt.

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Der Trainer

Seit Dezember letzten Jahres ist Dejan Stankovic der Trainer des Hauptstadt-Klubs. Der 42-jährige Serbe war schon als Spieler erfolgreich und begann beim Roten Stern seine Karriere: Nachdem er 1994 bis 1999 in Belgrad spielte, führte sein Weg in die Serie A. Über Lazio Rom  kam er zu Inter Mailand, wo er 2010 im heimischen San Siro den Gewinn der Champions League feierte. 2014 beendete er seine Karriere bei den Nerazzuri.

Noch im selben Jahr heuerte er als Co-Trainer beim Ligakonkurrenten Udinese Calcio an, ehe er zur Saison 2015/16 er seinen Weg zurück zu Inter Mailand fand, wenn auch nur als Team-Manager.  Zwischen 2017 und 2019 stand der Serbe als Berater in den Diensten der UEFA, bis er schließlich am 21. Dezember 2019 als Cheftrainer zu Roter Stern Belgrad zurückkehrte. Seine Söhne Filip und Aleksandr spielen heute beide bei Inter.

In seinen bisherigen 27 Spielen bei den „Crevno-Beli“, den Rot-Weißen, verzeichnet er ein Schnitt 2,44 Punkten pro Spiel – ein Erfolgsgarant also. Am liebsten setzte er dabei auf ein klassisches 4-2-3-1-System.

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Die Fans

Negativ geriet der Klub in der Vergangenheit vor allem durch seine Anhängerschaft in die Schlagzeilen. So sind die Fangruppierungen der Belgrader vor allem nationalistisch geprägt. 1989 schlossen sich die größten der Belgrade Ultra-Gruppen unter dem Namen „Delije“ zusammen und unterstützten während der Zeit der Jugoslawien-Kriege den damaligen Präsidenten Slobodan Milosevic, der später sich später vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag verantworten musste, oder die nationalistischen Politiker Vojislav Seselj und Vuk Draskovic.

Noch heute erinnern die Anhänger mit kontroversen Aktionen an diese Zeit. So parkten einige Fans im vergangenen Jahr beim Qualifikationsspiel für die Königsklasse gegen Young Boys Bern einen Panzer aus der Zeit der Jugoslawien-Kriege gefärbt in den Vereinsfarben vor das Stadion Rajko Mitic. „Wer das entschieden hat, hatte eine politische Provokation im Kopf“, erklärte anschließend der serbische Militärexperte Aleksandar Radic. Die UEFA wertete die Aktion jedoch nicht als politisches Statement und auch die Belgrader stritten einen politischen Hintergrund ab.

Bereits im Hinspiel in der Schweiz war es zu Ausschreitungen gekommen, als hunderte serbische Fans mehrere Personen tätig angriffen und in Schlägereien verwickelten. Die Kantonpolizei hatte dabei Warnschüsse abgegeben. Laut der Agentur Keystone-SDA bewarfen die Belgrader unter anderem ein Café mit Bierdosen, nachdem sie einen Regenbogenflagge am Haus gesehen hatten. Die Flagge gilt als Symbol der LGBT-Bewegung, die sich für die Rechte von Homo, Trans- und Bisexuellen einsetzt. Parallel zu den Vorfällen in Bern waren zudem in Kroatien zwei Bars serbischer Fans angegriffen worden.

Durch ihre weite Vernetzung im Gebiet des ehemaligen Jugoslawien wird die Fanszene von Roter Stern zu den 50 einflussreichsten Szenen der Welt gezählt. Eine besondere Rivalität besteht dabei zum zweiten Belgrader Klub Partizan. Das Duell zwischen den beiden Teams ist als „ewiges Derby“ bekannt und gilt als eines der bedeutendsten Derbys im Weltfußball. Auch durch das Coronavirus verlor das Aufeinandertreffen der beiden Teams zuletzt nicht an Brisanz. So waren im Juni 25.000 Zuschauer anwesend, als Roter Stern Partizan im Halbfinale des serbischen Pokals mit 0:1 unterlag – zumindest fragwürdig angesichts der zum damaligen Zeitpunkt hohen Fallzahlen im Land.

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Die Shootingstars

Mirko Ivanic

Im Februar 2019 wechselte der aus Montenegro stammende Ivanic Offensivmann von Borisov nach Belgrad. Der 27-jährige hat diese Saison in der Champions-League-Qualifikation bereits drei Mal treffen können, in der Liga netzte er sechs mal ein. Da er sich allerdings mit Corona infizierte, müssen die Rot-Weißen – wie die TSG durch den Ausfall von Andrej Kramaric – auf ihren Top-Stürmer verzichten. Daneben wurde auch Mittelfeldspieler Guelor Kanga positiv auf das Virus getestet.

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Aleksandar Katai

Er hier darf allerdings spielen: Aleksandar Katai führt durch sechs Treffer in der Liga gemeinsam mit Ivanic die vereininterne Torjägerliste an. Und auch bei den Assists stellt der Linksaußen mit vier Torvorlagen in der Liga und einer in der Champions-League-Qualifikation bei Roter Stern den Bestwert.

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Warum die TSG aufpassen muss

Roter Stern Belgrad weiß sich aufgrund jahrelanger europäischer Erfahrung bestens auf internationale Begegnungen gegen Top-Teams einzustellen. Das bekam vor allem Jürgen Klopps Liverpool vor zwei Jahren zu spüren, als Belgrad die Reds (in Top-Besetzung) zu Hause in der Gruppenphase mit 2:0 besiegte. Liverpool gewann am Ende das Turnier.

Und deshalb müssen gerade junge Teams mit wenig Erfahrung auf europäischer Bühne immer vollste Konzentration bieten. Belgrad spielt gerne sehr körperbetont und nutzt Fehler des Gegners schnellstmöglich aus. Die Serben dürften in der Gruppe L auf dem Papier auch der schwierigste Gegner der TSG sein. Es wird spannend zu sehen sein, wie sich Sebastian Hoeneß bei seinem Europapokal-Debüt schlagen wird.

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