Top 4 im Meister-Check: Die Achillesfersen der Titelkandidaten | OneFootball

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·17. Februar 2020

Top 4 im Meister-Check: Die Achillesfersen der Titelkandidaten

Artikelbild:Top 4 im Meister-Check: Die Achillesfersen der Titelkandidaten

Bayern München, RB Leipzig, Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund liefern sich schon die gesamte Saison über ein enges Rennen um die Meisterschaft. Auf welche Schwächen der Titelkandidaten man nun besonders achten sollte:

Nur vier Punkte trennen die Top-Teams in der Bundesliga-Tabelle, es deutet sich ein sehr spannendes und ausgeglichenes Titelrennen an. Welche Mannschaft setzt sich am Ende im Kampf um die Meisterschaft durch? Dazu ist es wichtig, nicht auf die vielen Stärken der Klubs aus München, Leipzig, Gladbach und Dortmund zu blicken, sondern auf ihre Schwächen. fussball.news analysiert, worauf es wirklich ankommt:


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FC Bayern

Bayern München gilt weiterhin als Top-Favorit auf den Titelgewinn. Die größte Gefahr für die Münchner lässt sich wohl am besten mit dem Begriff „Fitness“ zusammenfassen. Dabei geht es um drei Unterpunkte, die zusammenhängen:

  1. Die Münchner setzen in ihrer Transferstrategie auf einen kleinen Kader.
  2. Gleichzeitig besitzen sie sehr verletzungsanfällige Spieler.
  3. Hinzu kommt eine riskante Spielstrategie.

Denn: Trainer Hans-Dieter Flick hat als Nachfolger von Niko Kovac die Bayern wiederbelebt, allerdings hat er sich dafür eine sehr riskante, weil intensive Spielstrategie ausgedacht. Flick lässt sein komplettes Team deutlich höher zum Pressing auf den Gegner los, weshalb die Münchner die Sprint-fleißigste Mannschaft der Bundesliga stellen. Dieses Tempo können die Münchner bislang allerdings nicht über 90 Minuten durchziehen, was auch eine Erklärung für die regelmäßigen Nachlässigkeiten in der zweiten Halbzeit bietet. Physisch wie psychisch wirken die Spieler des deutschen Rekordmeisters in der Schlussphase nicht mehr auf Top-Level agierend. Verletzte Spieler und wenige Ersatzspieler auf Top-Niveau können dieses Manko bislang kaum ausgleichen. Für die Bayern gilt deshalb: Beten, dass sich Schlüsselspieler wie Robert Lewandowski (Tor-Garant) und Alphonso Davies (Tempo-Garant) nicht verletzen. Und: Wie zuletzt beim 4:1-Sieg in Köln fleißig Tore in der ersten Halbzeit erzielen. Dann lässt sich der Vorsprung besser verwalten. In optimaler Verfassung wird kein anderes Team am FC Bayern vorbeiziehen. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass die Bayern von weiterem Verletzungspech verschont bleiben, zumal unter den deutschen Teams nur noch sie in Champions League, DFB-Pokal und Bundesliga zugleich vertreten sind.

RB Leipzig

Herbstmeister RB Leipzig gilt als schärfster Verfolger des FC Bayern, denn Trainer Julian Nagelsmann praktiziert das beste In-Game-Coaching der Bundesliga. Er hat seine Mannschaft taktisch auf ein Top-Niveau geführt, zudem haben Spieler wie Torjäger Timo Werner sich individuell nochmals deutlich verbessert. Das größte Problem der Leipziger, das zeigten die ersten drei Pflichtspiele 2020 ohne Sieg, ist der mentale Bereich. Neben individueller Qualität und taktischem Know-How gehört der psychologische Bereich zu den essentiellen Faktoren im Fußball. Gleichzeitig ist dieser Faktor am schwersten bei einer Mannschaft vorherzusagen. Im Winter noch änderten einige renommierte Experten ihre Meinung und ernannten RB Leipzig als Favorit auf den Titel. Dann folgten 2020 zwei überraschende Pleiten bei Eintracht Frankfurt und ein glückliches Heim-Remis gegen Gladbach. Der Einbruch war nur in Teilen auf Spielglück, individuelle Qualität und taktische Fehler zu schieben. Auch Coach Julian Nagelsmann bemerkte, dass sein offensiv wirkendes Auftreten und seine „Gipfelkreuz“-Formulierung dem Team eher zusetzten. Neuerdings sagt Nagelsmann deshalb, seine Mannschaft müsse nur unter die ersten vier Teams der Tabelle kommen. Reicht dieser Psychotrick bereits aus, um Leipzig doch zum Gipfelkreuz zu führen?

Borussia Mönchengladbach

Auch Borussia Mönchengladbach hält sich beachtlich im Titelrennen. Durchaus verfügen die Gladbacher über sehr gute Spieler im Kader, aber es dürfte wohl keine zwei Meinungen dazu geben, dass Bayern München und Borussia Dortmund auf individuell deutlich stärkere Spieler zurückgreifen können. Das Herausragende an der Gladbacher Saison ist bislang, dass das Team regelmäßig überperformt, also über seinen Verhältnissen spielt. Das fällt positiv zurück auf die herausragende Arbeit des Trainerteams um Chefcoach Marco Rose, Taktik-Experte Rene Maric und Offensivcoach Alexander Zickler. Ähnlich wie Nagelsmann in Leipzig holen Rose und seine Assistenten taktisch und physisch alles aus der Mannschaft heraus. Kann das Trainerteam weiter seine Spieler über  Grenzen führen, ist der Meistertitel für die Borussen möglich.

Borussia Dortmund

Über die Schwächen von Borussia Dortmund wurde die vergangenen Monate viel diskutiert. In Kürze lässt sich sagen: Dortmunds Defensive hat ein Tempo-Problem, woraus sich Abstimmungsprobleme und individuelle Fehler bei schnellen Angriffen der Gegner ergeben. Hinzu kommt sehr wohl ein Mentalitätsproblem, wenn das Team wie in der vergangenen Saison einen historischen Neun-Punkte-Vorsprung im Titelrennen verspielt. Im Winter hat Dortmund nun sensationelle Transfers gelandet. Zwei sogenannte „Mentalitätsspieler“ mit enormer individueller Qualität sind hinzugekommen: Emre Can und Erling Haaland. Can könnte die Defensivarbeit im Dortmunder Spiel besser austarieren und Haaland sorgt ohnehin schon dafür, dass Dortmund als Offensiv-Komplettpaket fast noch besser besetzt ist als die etwas dünn besetzte Angriffsreihe des FC Bayern. Die fehlende Balance in der Defensive und die bis dato fehlende Mentalität für den Titelgewinn kann allerdings auch mit statistischen Daten sehr eng mit Trainer Lucien Favre in Verbindung gebracht werden. Unter den Top-Vier-Teams in der Bundesliga weist der BVB in Sachen Trainerbesetzung die größte Schwachstelle auf. Allerdings hält der BVB noch einen „Joker“ in der Hinterhand. Im Gegensatz zu Bayern München kann die Klubführung den Trainer noch wechseln und eine komplett neue Energie freisetzen – vor allem wenn der Interimstrainer Matthias Sammer heißt, der den BVB 2002 schon einmal zum Meistertitel geführt hat.

Jedenfalls ist das Meisterschaftsrennen nicht vorhersehbar, deshalb wirkt es kurios, wenn renommierte Experten alle paar Wochen ihre Meinung ändern und mal auf Bayern, dann auf Leipzig und dann wieder auf Bayern als Titelfavoriten setzen. Die ehrliche Antwort lautet, dass man den neuen deutschen Meister 2020 derzeit nur erraten kann, denn keiner weiß, welche Achillessehne bei welchem Team zuerst reißt.

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