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Moritz Oppermann·4. März 2025
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Moritz Oppermann·4. März 2025
Du hast dich gefragt, was der Joker macht, wenn er nicht gerade in Gotham City Unruhe stiftet? Zumindest bis zum Sommer 2023 sorgte er "nebenberuflich“ für Gefahr in den Strafräumen der Fußball-Bundesliga. Seine größte Stärke außerhalb des DC-Universums?
Dann zu schlagen, wenn andere schon längst Feierabend haben. Wenn die Verteidiger nach 90 Minuten mit den Gedanken schon unter der Dusche standen, war Nils Petersen zur Stelle. Der Vollblutstürmer hatte zeitlebens seiner Karriere eine herausragende Qualität als Joker, die ihn für Trainer und Zuschauer verdammt sexy machte – und wohl auf lange Sicht unerreicht bleiben wird.
Bereits vier Jahre vor seinem Karriereende war es soweit. Mit seinem insgesamt 19. Tor nach Einwechslung schoss sich Nils Petersen am 26. Oktober 2019 zum besten Joker der Bundesliga-Geschichte. Als er dem Profifußball 2023 endgültig den Rücken kehrte, hatte der gebürtige Harzer 15 weitere Joker-Buden folgen lassen.
„Blöd gesagt, macht mich das ja auf eine gewisse Art und Weise einzigartig“, scherzte der Ex-Freiburger gegenüber dem 'kicker' kurz nach seinem Karrierende. Zum einen, weil es keinem Bundesliga-Profi vor ihm gelang, so viele Tore nach Einwechslung zu erzielen – und zum anderen, weil es für die besondere Art von Nils Petersen spricht.
Wie er selbst zugab, sei es als Fußballer immer der Anspruch, von Beginn an zu spielen, und doch gab sich der Rechtsfuß immer wieder mit der Reservistenrolle zufrieden. Vielleicht auch, weil er genau wusste, dass er auf dem Spielfeld nur wenige Chancen brauchte, um ein Tor zu schießen?
„Zu wissen, wo der Ball runterfallen könnte – zudem höchste Konzentration bei der Entscheidungsfindung: Nehme ich den Ball mit einem Kontakt oder direkt? Darüber hinaus kannte ich die Stärken und Schwächen meiner Gegenspieler. Das hat mir oft einen entscheidenden Vorteil verschafft“, erklärte Petersen angesprochen auf seine Stärken.
Wenn die Möglichkeit auf eine Bude da war, hatte der goldene Torriecher des DFB-Spielers schon längst Lunte gerochen. Besonders in der Bundesliga reicht jedoch ein Torinstinkt nicht aus, um erfolgreich zu sein. Petersen hatte zusätzlich enorme Qualitäten im Torabschluss.
Wenn Freiburgs Rekordtorschütze (105 Buden) nicht gerade mit dem Kopf für Gefahr sorgte, zauberte er besonders gerne mit seiner rechten Klebe. Unvergessen bleibt wohl sein 40-Meter-Kracher im Jahr 2018. Als Dortmunds Bürki nur gefühlte Millimeter zu weit vor dem Tor stand, war Petersen bereits zur Stelle und schoss in Windeseile das Tor des Jahres 2018.
📸 Lars Baron - 2018 Getty Images
Okay, wie sexy war dieser Stürmer bitte? Richtig, sehr sexy – und doch gibt es ein großes Manko in seiner Fußball-Karriere.
Petersen gewann trotz 295 Bundesliga-Spielen und 89 Buden nie einen wichtigen Mannschaftstitel. 2016 war er kurz davor. Nach schwierigen Jahren bei Bayern München und Werder Bremen hatte er sich – unter anderem durch einen Joker-Hattrick beim SCF-Denüt – gerade wieder rehabilitiert. Das war auch U21-Trainer Horst Hrubesch nicht entgangen.
Die Fußball-Ikone nominierte Petersen zusammen mit den Bender-Zwillingen für die Olympischen Spiele in Rio. Zur Einordnung: Bei Olympia darf jedes Team nur drei Spieler einsetzen, die älter als 23 sind. Petersen war einer von ihnen – und schoss das DFB-Team mit sechs Toren in fünf Spielen bis ins Finale. Gegen Brasilien wurde die Freiburg-Legende dann zum tragischen Helden.
Im Maracanã – in dem Deutschland zwei Jahre zuvor Weltmeister wurde – verschoss Petersen den entscheidenden Elfer im Kampf um die Goldmedaille.In der Folge sollte er bis 2023 keinen einzigen Titel mehr gewinnen.
Böse Zungen behaupten, dass Batman da seine Finger im Spiel hatte. Andere wiederum sind davon überzeugt, dass auch ein Joker mal sein Glück aufgebraucht hat.
📸 THOMAS KIENZLE