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·13. Januar 2024
Timo Schultz: Passt die St. Pauli-Taktik auch auf den FC?

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·13. Januar 2024
Simon Bartsch
13. Januar 2024
Timo Schultz wurde auch nach Köln geholt, um die Fußball-Idee von Steffen Baumgart fortzuführen. Erfolgreich war der FC damit zuletzt nicht mehr. Auch deswegen wird der neue Trainer einige Dinge verändern beim 1. FC Köln: So will Timo Schultz gegen Heidenheim gewinnen.
Foto: Cathrin Mueller/Getty Images
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So wirklich wollte Timo Schultz am Donnerstag nicht mit der Sprache herausrücken, wie er sein erstes Pflichtspiel als Trainer der Bundesliga angehen, es im Vergleich zu Steffen Baumgart verändern wolle, um es erfolgreich zu bestreiten. „Jeder Trainer hat so ein bisschen seine eigenen Vorstellungen, wie er mit einer Mannschaft umgeht, wie die Abläufe und was die Trainingsinhalte sind. Grundsätzlich werden wir aber schon bei der Ausrichtung bleiben“, erklärte der Trainer. Kein Wunder, Schultz setzte sich in der Wahl zum Chefposten bei den Geißböcken auch durch, weil er die von Baumgart implementierte Spielweise weiter tragen soll. „Wir werden mutig sein, wir wollen aggressiv spielen, den Gegner frühzeitig attackieren. Das liegt in der DNA der Mannschaft. Das hat sie in den letzten zweieinhalb Jahren ausgezeichnet“, fuhr Schultz fort. „Wir werden unsere Stärken beibehalten.“
Stärken beibehalten ist sicherlich ein gutes Mittel, dabei sollten die Kölner aber auch nicht vergessen, ihre Schwächen abzustellen. Und davon gab es einige. „Es ist klar, dass wenn man nach 16 Spielen nur zehn Tore geschossen hat, dann ist das zu wenig. Die Quote müssen wir erhöhen“, erklärte Schultz und: „Ich bleibe dabei, dass der erste Ansatz aber sein muss, dass wir defensiv stabil stehen. Aus dieser Defensive wird der Gegner attackiert.“ Die Lösungsideen für die Misere sind vorhanden. Wie diese Lösung aber konkret angegangen wird oder wurde, wollte Schultz dann aber nicht verraten. Der Trainer sprach lediglich von Nuancen, die der Mannschaft guttun würden. Ein wenig scheint der neue Trainer auf den Überraschungseffekt hoffen zu wollen. „Ein paar Dinge wurden bestimmt verändert, die wir noch nicht kennen“, sagte Heidenheim-Trainer Frank Schmidt. „Wir hatten da jetzt wenig Möglichkeiten draufzuschauen.“ Der FCH-Coach setzte eher auf die Erfahrung mit dem Kölner Trainer. „Wir kennen ihn ja noch aus der Zeit von St. Pauli.“
Tatsächlich lohnt sich der Blick zurück. Denn er zeigt, dass auch Schultz‘ Vergangenheit zu einer pro-Entscheidung der Kölner Verantwortlichen geführt haben könnte. Dazu gehören sicherlich das auch bei den Kiezkickern praktizierte Gegenpressing, die hohe Intensität, das frühe Anlaufen. Aber noch mehr. Bei St. Pauli hat der Trainer vorwiegend mit einer 4-1-3-2-Formation gespielt. Auch Baumgart wählte in dieser Saison gegen Stuttgart und Leverkusen die gleiche Variante – mit eher überschaubarem Erfolg. Bei Schultz sind die beiden Außenverteidiger sehr offensiv ausgerichtet. In der erfolgreichen Spielzeit 21/22 agierten auf den Außenpositionen mit Luca Zander und Leart Pacarada zwei Verteidiger, die durchaus ihre Qualitäten in der Offensive haben. Alleine Pacarada kam damals auf 132 Flanken aus dem Spiel heraus, belegte damit in der Liga den zweiten Rang.
Das Flankenspiel war also auch unter Schultz ein wichtiger Faktor – aber im Gegensatz zu den Kölnern in dieser Spielzeit auch ein erfolgreicher. Das beste Flankenspiel verpufft, wenn es keinen erfolgreichen Abnehmer gibt. Damit hat der FC in dieser Spielzeit bekanntlich seine Probleme. 162 Hereingaben brauchten die Kölner, um gegen Bochum erstmals mit der FC-Waffe der vergangenen Baumgart-Jahre zu treffen. Schultz kündigte am Donnerstag an, variabel und flexibel auftreten zu wollen, um für den Gegner nicht so „leicht ausrechenbar“ zu sein. Das war er mit seinem Team bei St. Pauli auch nicht. Zwar ist für Schultz das Flankenspiel ein probates Mittel gewesen, aber nicht der alleinige Heilsbringer. Eine wichtige Rolle spielte für Schultz Daniel-Kofi Kyereh. Der Offensivspieler agierte bei St. Pauli meist hinter den Spitzen. Durch sein kreatives Passspiel gerieten die Hanseaten immer wieder hinter die gegnerische Kette. Kyereh erzielte in den beiden Jahren für St. Pauli 22 Tore und bereitete 21 vor.
Vom Leistungsvermögen sollte ein Luca Waldschmidt die Qualität des Offensivspielers mitbringen. Doch befindet sich der ehemalige Nationalspieler bekanntlich ebenfalls nicht im Formhoch. Dennoch wird Schultz wohl mit Florian Kainz und eben Waldschmidt, wenn der denn fit sein sollte, ein technisch spielstarkes Mittefeld aufbauen wollen, um das Offensivspiel variabler zu machen. Auch der rechte Mittelfeldspieler könnte also ein Profi sein, der die neutrale Zone schnell überspielen soll. Im Sturm setzte Schultz sonst gerne auf zwei klassische Mittelstürmer, die die Flanken verwerten sollten. Davon wird der Coach beim FC wohl abweichen (müssem). Wahrscheinlicher ist die Variante mit einem Stoßstürmer wie Davie Selke sowie einem Tempospieler wie Jan Thielmann oder Justin Diehl.