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Philipp Overhoff·11. März 2024
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Philipp Overhoff·11. März 2024
Gestern Nacht wurden in Los Angeles die Oscars vergeben. Und was die Filmindustrie kann, das kann der Fußball doch schon lange. Daher haben wir für den Zeitraum von März 2023 bis März 2024 einige Awards für die besten Performances vergeben. Holt euch eine übergroße Portion Popcorn und macht es euch bequem!
Fragt man ‚Wikipedia‘, so haben Nebendarsteller die Aufgabe, das Geschehen bunt und interessant zu gestalten, der Hauptdarsteller dagegen muss oft linear seiner Rolle nachkommen. Diese Analogie beschreibt das entstandene Verhältnis zwischen Thomas Tuchel und TV-Experte Didi Hamann ein kleines bisschen zu gut. Während der Bayern-Trainer also Tag für Tag seiner Arbeit nachgeht, gießt Hamann immer wieder ÖL ins Feuer und sorgt beim gemeinen Fußball-Fan für jede Menge Unterhaltung.
Auch ein Kurzfilm kann dieselbe fesselnde Dramatik auslösen wie ein Streifen mit voller Länge. Und auch ein Kurzfilm muss nicht zwingend ein Happy End haben. Das lässt sich, Stand jetzt, auch über die Zeit von Naby Keïta beim SV Werder Bremen sagen. Der Guineer wurde im vergangenen Sommer von Liverpool verpflichtet und sorgte für Jubelstürme, die die Weser fast zum Überlaufen gebracht hätten. Doch der Hype um Keïta ging schneller vorbei als jede Sitcom-Folge. Nach nur drei Bundesliga-Spielen für die Grün-Weißen sieht es bereits nach einem Cut aus.
Wer auch immer das Drehbuch zum Saisonfinale in allen drei deutschen Profi-Ligen geschrieben hat, wir würden gerne gratulieren. Denn was zeichnet ein gutes Drehbuch aus? Eine unvorhersehbare Handlung, Stimmungswechsel, Dramatik und Emotionen pur. All dies war am letzten Saison-Wochenende 2022/2023 in vollem Umfang gegeben.
Die verspielte Meisterschaft des BVB, der Beinahe-Aufstieg des HSV in Sandhausen samt anschließenden Platzsturm, dazu das spektakuläre Herzschlagfinale in Liga drei mit Happy End für den VfL Osnabrück. Dieses Drehbuch hätte auch aus den Federn von Arthur Harari und Justine Triet stammen können.
Brennende Autos, Schurken und ganz viel Geld. Was nach dem klischeehaftesten Rezept für ein ausgedachtes Drehbuch klingt, lieferte die Realität frei Haus. Besser gesagt die DFL. Die sah sich nämlich im verheerenden finanziellen Hintertreffen gegenüber der glamourösen Premier League und forcierte mit Rückendeckung der Vereine aus den Profiligen einen Investoreneinstieg.
Fanden die Fans gar nicht toll. Also wurde die gesamte Palette der Protestaktionen aufgefahren: Stimmungsboykott, Tennisbälle und Pyrotechnik auf ferngesteuerten Autos. Noch bevor es zu einer Neuabstimmung kommen konnte, kassierte die DFL das Vorhaben lieber ganz schnell wieder ein. Was bleibt sind Bilder, die sich vor zwei Jahren so wohl niemand hätte ausdenken können.
Egal ob Kurzfilm, Animation oder Dokumentation. Kein Film kommt ohne den richtigen Schnitt aus. Selbiges gilt auch für die Zweitliga-Partie zwischen dem Hamburger SV und Hannover 96 am 9. Februar 2024 als Supporter der Rothosen in der Halbzeit kurzerhand Fahrradschlösser am verwaisten Tor befestigten.
Darauf folgte der große Auftritt vom „Mann mit der Flex“. Ein Stadion-Angestellter entfernte die Schlösser per Schnitt und sorgte so dafür, dass die Partie zwischen den Nord-Klubs fortgesetzt werden konnte.
Die „All or nothing“-Dokumentation von ‚Amazon‘ bietete ein mitreißendes Auf und Ab der Gefühle und ist dabei so authentisch wie die morgendlichen Verspätungen von Julian Brandt. Emotionale Ansprachen von Niclas Füllkrug, unzählige „Männer!“-Ausrufe von Bundestrainer Hansi Flick und epische Erzählungen über in Europa populäre Gänsearten inklusive.
Eine Dokumentation, die dramatischer ist als jeder Hollywood-Blockbuster und den Zuschauer mehr Nerven kostet als Antonio Rüdiger eine Diskussion mit Joshua Kimmich.
„Ich habe mich heute in meine Mannschaft schockverliebt.“ Mit dieser Aussage überraschte Neu-Bayern-Trainer Thomas Tuchel im Anschluss an die krachende 0:3-Niederlage im Champions-League-Viertelfinale gegen Manchester City. Was der Beginn einer Romantic Comedy hätte werden können, entwickelte sich in den kommenden Monaten eher zu einem Drama mit gelegentlichen Zügen einer Komödie.
Ein chancenloses Aus gegen Manchester City, Pokal-Blamagen gegen Freiburg und Saarbrücken, die fast verspielte Meisterschaft im Vorjahr und der aktuelle Zehn-Punkte-Rückstand auf Bayer Leverkusen verbildlichen das Wechselbad der Gefühle, in dem sich der FC Bayern seit der Ankunft von Tuchel wäscht. Ob dieses Drama noch ein Happy End bereithält, wird stark durch das diesjährige Abschneiden in der Königsklasse entschieden werden.
An dieser Stelle müssen wir uns ausdrücklich bei dir entschuldigen. Die Academy der Fußball-Oscars 2024 hat für diese Kategorie trotz heftiger Proteste unsererseits nur einen Namen zugelassen. Der beste Hauptdarsteller des vergangenen Jahres ist… Trommelwirbel… Lionel Messi!
Christopher Nolan? Xabi Alonso kann das „gleiche“ Drama! Alonso hat Leverkusen auf einem Abstiegsplatz übernommen und ist auf Kurs erste Meisterschaft der Klubgeschichte. Plottwist? Bayern in München mit einer überraschenden Aufstellung überrumpelt und 3:0 gewonnen. Offenes Ende? Liverpool, Bayer, Bayern: Alonso kann sich seinen nächsten Arbeitgeber aussuchen. Und bei den anstehenden Preisverleihungen im Sommer dürfte der Spanier ebenfalls groß abräumen.
Ein wirklich guter Film gibt seinen Zuschauern einen Denkanstoß. Etwas, worüber sie nach dem Kinobesuch nachdenken oder mit anderen Besuchern reden können. Nicht immer sind das leichte Themen. Doch umso wichtiger ist es, auch die schwierigen Seiten des Lebens anzusprechen.
In dem herausragend gemachten „Film“ von Norwich City, anlässlich des Welttages für psychische Gesundheit, scheint die Rollenverteilung schnell klar zu sein. Wer das Video nicht kennt, sollte es sich unbedingt anschauen. Und wer es schon gesehen hat, sollte es ein weiteres Mal tun. Aber am allerwichtigsten: Passt auf eure Mitmenschen auf, der Schein kann immer trügen.
Was meinst du: Wer hätte ansonsten noch einen Fußball-Oscar verdient gehabt? Und in welcher Rolle? Schreib uns deine Meinung gern in die Kommentare.