90min
·18. Juni 2024
In partnership with
Yahoo sports90min
·18. Juni 2024
Bilder, die um die Welt gingen und den eigentlichen Triumph der spanischen Frauennationalmannschaft in den Schatten stellten: Der damalige Verbandschef Luis Rubiales küsste die spanische Stürmerin Jennifer Hermoso bei der Vergabe der Goldmedaille bei der Weltmeisterschaft in Australien auf den Mund. Rubiales gab an, dass der Kuss einvernehmlich gewesen sei. Hermoso widersprach dieser Aussage und zeigte den Verbandschef an. Anschließend wurden Stimmen laut, die von weiteren Übergriffen berichteten.
Im Mai hatte ein Gericht entschieden, dass Rubiales unter anderem wegen sexueller Nötigung im Zusammenhang mit dem Kuss angeklagt werden soll, ohne einen Termin festzulegen. Dieser steht nun: Der Prozess wird zwischen dem 3. und dem 19. Februar am Obersten Gerichtshof von San Fernando de Heneras in Madrid stattfinden, wie der Nationale Staatsgerichtshof am Montag in einer Pressemitteilung bekannt gab.
Luis Rubiales küsste Jennifer Hermoso ungefragt auf den Mund. / Eurasia Sport Images/GettyImages
Die Staatsanwaltschaft fordere zweieinhalb Jahre in Haft - ein Jahr wegen sexueller Nötigung und 18 Monate wegen Nötigung. Denn Luis Rubiales habe nach dem Eklat Jennifer Hermoso genötigt, den Kuss, der gegen ihren Willen geschah, zu rechtfertigen und zu billigen. Außerdem verlangt die Staatsanwaltschaft eine zweijährige Bewährungsstrafe nach Verbüßung der Haft und die Zahlung einer Entschädigung in Höhe von 50.000 Euro an Jennifer Hermoso.
Neben Luis Rubiales sind weitere einflussreiche Männer im Netzwerk des spanischen Verbandes angeklagt worden: Der ehemalige Frauentrainer Jorge Vilda, der Direktor der Männermannschaft, Albert Luque, und der Marketingchef des Verbandes, Ruben Rivera, müssen sich auch aufgrund von Nötigung vor Gericht verantworten. Jorge Vilda wurde als spanischer Nationaltrainer entlassen und leitet derzeit die marokkanische Frauen-Nationalmannschaft.
Verstanden sich gut: Jorge Vilda (links) und Luis Rubiales (rechts). / Catherine Ivill/GettyImages
Doch nicht nur für den sexuellen Übergriff muss Luis Rubiales im Februar Rechenschaft ablegen: "Korruption im Geschäftsverkehr, unlautere Verwaltung und Geldwäsche" lauten weitere Vorwürfe gegen den Ex-Verbandschef Spaniens. Der 46-Jährige soll während seiner Zeit als Präsident, die insgesamt fünf Jahre betrug, Verträge angeblich irregulär abgeschlossen haben.
In Spanien kann ein nicht einvernehmlicher Kuss, wie es letzten Sommer vor aller Öffentlichkeit der Fall war, als sexueller Übergriff eingestuft werden. Luis Rubiales verstehe die Aufregung um das Thema nicht, da es "keinen sexuellen Kontext" gegeben habe, wie er im April dem privaten spanischen Fernsehsender La Sexta sagte. Der Ex-Verbandschef sei immer noch der Meinung, dass der Kuss "einvernehmlich" gewesen sei.
Der 46-Jährige trat nach mehreren Versuchen des Kleinredens und Abstreitens im September vergangenen Jahres als Chef des spanischen Fußball-Verbandes (RFEF) zurück. Die FIFA sperrte Luis Rubiales zusätzlich für drei Jahre.
Luis Rubiales versucht sich Ende April nach einer Anhörung zu erklären. / David Benito/GettyImages
Die gesamte Sportwelt wird in rund acht Monaten nach Madrid blicken und das Urteil erwarten. Mit dem Beginn des Prozesses könnte eine Debatte ihr Ende finden, die eigentlich keine zwei Seiten kennen dürfte.