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·30. Juli 2025

Sport BILD: Das Protokoll zum gescheiterten Investorendeal

Artikelbild:Sport BILD: Das Protokoll zum gescheiterten Investorendeal

Sport BILD hat die Ereignisse rund um den gescheiterten Investorendeal noch einmal zusammengefasst. Dabei kann deren Redaktion auch auf interne eMails zurückgreifen, die man der BILD zugespielt hat.

Alles begann am 24. April 2025. Matthias Thoma, Managing Director der Treuhandgesellschaft Longemalle Trustees OU schrieb an Ismaiks Statthalter eine Mail und signalisierte Interesse am Kauf der Anteile an der Profifußball KGaA. Er erklärte er repräsentiere eine Gruppe von Investoren mit deutschen Wurzeln, ansässig in der Schweiz. Beide Seiten unterschrieben eine Vertraulichkeitsveinbarung.


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Am 5. Mai bekam Thoma, so wie wohl jeder Interessent, einen Katalog mit 17 Fragen. Darunter auch Fragen zur „Motivation und Strategie“. Thoma schwärmte dabei von 1860 als „Traditionsklub mit tieferen Wurzeln als viele andere“. Er gab ein Angebot von mehr als 50 Millionen Euro ab.

Die Ismaik-Seite kontaktierte daraufhin Karl-Christian Bay um damit das Präsidium über die Verkaufsabsichten zu informieren. Wie wir bereits im Artikel „Die zwei wesentlichen Phasen für den e.V. beim Verkauf von Ismaiks Anteilen“ beschrieben haben, hat der e.V. ein Vorverhandlungsrecht und ein Vorkaufsrecht. Wir gehen mal davon aus, dass mit dieser Meldung an Bay die zweite Phase, also die des Vorkaufsrechts, in Kraft trat. „Auch Bay befand Thomas Angebot als so gut, dass man sich damit beschäftigen müsse. Und holte von Präsident Robert Reisinger und dem weiteren Vize Norbert Steppe grünes Licht für den Verzicht auf das Vorkaufsrecht ein“, schreibt die Sport BILD.

Am 25. Mai stellte der Schweizer Treuhänder Oliver Böckmann, CEO der Pilatus Verwaltungs AG in Cham, die geforderte Bonitätsprüfung aus. Darin wird bestätigt, dass „die Bonität Ihrer Firma hinreicht, um zum Stichtagstermin 30. Juni 2025 die Aktien des Vereins zu erwerben, Schulden abzutragen sowie neue Investitionen in den Spielbetrieb und einen Austragungsort zu tätigen.“ Mit Firma ist Thomas Treuhandgesellschaft Longemalle Trustees OU gemeint. Ismaiks Vertreter ließen einen Compliance Check zur Überprüfung des potentiellen Käufers durchführen. Es gab keine Auffälligkeiten, heißt es.

Am 16. Juni wurde eine Video-Schalte mit der Spürtbürgermeisterin der Stadt München, Verena Dietl, durchgeführt. Dietl zeigte sich offen für die Pläne von Matthias Thoma. Das primäre Investitionsziel soll der Ausbau des maroden Grünwalder Stadions sein, bei der sich die Käufer beteiligen wollten. Auch ein Erbbaurecht war im Gespräch.

Am 3. Juli wurde bei einem Frankfurter Notar durch bevollmächtigte Anwälte beider Seiten der Verkauf vorgenommen. „Alle Verträge standen unter aufschiebender Bedingung der Zahlung des Kaufpreises. Dieser war sofort, spätestens jedoch ohne schuldhaftes Zögern fällig“, heißt es bei der BILD Sport.

Das Präsidium, das beim Notar-Termin aufgrund des Verzichts auf das Vorkaufsrecht mit dabei war, erklärte nach dem Notartermin, man habe sich rechtlich beraten lassen und müsse ihm Rahmen des Rechenschaftsberichts die Mitglieder über die Transaktion informieren. „Zwar hegte die Ismaik-Seite den Verdacht, Präsident Reisinger wolle sich bei seinem Abschied feiern lassen, weil er 1860 von Ismaik und den Schulden befreit und die Zukunft des Stadions in Giesing gesichert habe. Trotzdem wurde zähneknirschend zugestimmt, dass am Vorabend der Mitgliederversammlung eine Pressemitteilung herausgegeben wird“, so die Sport BILD. Thoma stimmte der Pressemitteilung am 5. Juli zu.

Am 6. Juli war dann die Mitgliederversammlung.

Es hätte eine sofortige Zahlung des Kaufpreises stattfinden müssen. Doch Thoma vertröstete Ismaik. Schuld sollen fehlende Unterlagen für den Treuhänder, Schwierigkeiten mit der Bank wegen der Due Diligence und Probleme mit dem Mail-Account gewesen sein. Am 9. Juli schrieb deshalb HAM International per Mail an ihn: „Aus Sicht meines Klienten wäre ein Mindestmaß an Transparenz wünschenswert, was die Zeitschiene betrifft.“ Vorgeschlagen wurde eine Video-Schalte.

Am 15. Juli forderte Thoma per Mail: „Sie halten jetzt bitte ihre Zunge und Füße still, damit wir das abschließen können. Die Alternativen werden für niemanden von Vorteil sein. Nicht nur in finanzieller Hinsicht, denn ich weiß, dass das nächstbeste Angebot nicht einmal annähernd so gut war. Sondern auch in Bezug auf das Image in der Öffentlichkeit.“

Am 17. Juli erneuerte HAM International seine Forderung nach schnellstmöglicher Zahlung. Bis zum 18. Juli, 12:00 Uhr sollte das Geld überwiesen werden.

Am 20. Juli trat dann HAM International bzw. Hasan Ismaik vom Kaufvertrag zurück. Thoma soll daraufhin geantwortet haben: „Ich bin kein Richter, ich will nicht den Ausgang dieses Verfahrens vorwegnehmen. Nur zwei Dinge sind sicher: Es werden sich noch mehr Menschen blamieren. Und die Einzigen, die mit Sicherheit Geld verdienen werden, sind die Anwälte auf beiden Seiten.“ Er wollte den Kaufvertrag aufrecht erhalten. Für die späte Zahlung wolle er eine „faire Entschädigung“ zahlen. Doch Ismaik ging darauf nicht mehr ein.

Die Sport BILD klärt auch auf, dass Käufer die Beteiligungsgesellschaft Helvetic Corporate Finance AG in Genf gewesen wäre. Eigentümer der Aktien an dieser Briefkastenfirma sei „MMM Trust, „MMM Trust, Jersey. Nach angelsächsischem Recht ist damit der wirtschaftlich Berechtigte Longemalle Trustees OU for MMM Trust / der Trustee (Treuhänder), vertreten durch mich als Managing Director von Longemalle.“ Das hatte Thoma im Rahmen der vorgeschriebenen Geldwäsche-Prüfung angegeben. Die Begünstigten dieses Trusts seien seine Söhne Maximilian und Mason Thoma. Er, Matthias Thoma, sei daher im Transparenzregister als „fiktiver Berechtigter“ eingetragen.

Zu lesen bei: Traditionsklub: Die 1860-Protokolle – WELT oder der aktuellen Ausgabe von Sport BILD.

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