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William Laing·3. Dezember 2022
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William Laing·3. Dezember 2022
Vor wenigen Tagen stand Ex-Bundesliga-Star Heung-Min Son im Education City Stadium von Al-Rayyan auf dem Rasen und weinte bitterliche Tränen. Südkorea hatte in der WM-Gruppenphase nach einer weitestgehend überzeugenden Leistung gerade mit 2:3 gegen Ghana verloren. Die Asiaten standen mit nur einem Punkt aus zwei Spielen mit dem Rücken zur Wand. Im finalen Match wartete der bereits qualifizierte Titelkandidat Portugal mit Cristiano Ronaldo.
Dass es für Sons Tränen am Ende des zweiten Gruppenspiels schlussendlich keine Rechtfertigung mehr gab, weil Südkorea mit einem 2:1-Sieg über den Europameister von 2016 doch noch ins Achtelfinale einzog, hatte der ehemalige HSV- und Leverkusen-Star zum Teil sich selbst zu verdanken.
Immerhin war er es gewesen, der in der Nachspielzeit beim Stand von 1:1 mit einem beherzten Antritt noch einmal den Weg nach vorne gesucht und kurz vor dem Strafraum einen perfekten Schnittstellenpass gespielt hatte. An dessen Ende wartete wiederum ein andere Ex-Bundesliga-Kicker, der in Deutschland eine weitaus weniger erfolgreiche Zeit als Son hatte und der den Ball zum umjubelten 2:1 in die Maschen beförderte.
Südkoreas WM-Held heißt Hee-Chan Hwang. In Deutschland trat der Stürmer von den Wolverhampton Wanderers zwei Spielzeiten für zwei verschiedene Klubs gegen den Ball. Für Sons Ex-Verein aus Hamburg lief Hwang in der Saison 2018/2019 in der 2. Bundesliga auf. Der HSV hatten ihn aus Salzburg ausgeliehen und sich viel vom jungen Angreifer versprochen. In 21 Spielen gelangen Hwang jedoch nur zwei Treffer und zwei Vorlagen. Nach nur einem Jahr ging es für ihn zurück nach Österreich.
Wiederum zwölf Monate später klopfte RasenBallsport Leipzig beim Lieblings-Transferpartner aus Salzburg an. Die Sachsen holten Hwang in der Folge zurück nach Deutschland, denn in der Mozartstadt hatte der Südkoreaner mit 23 Scorerpunkten in 27 Ligaspielen zu alter Stärke zurückgefunden. „Er kann im Angriff jede Position spielen, über die Außenbahnen kommen oder als zentrale Spitze agieren“, lobte Leipzigs damaliger Sportdirektor Markus Krösche den Neuzugang. „Er macht unsere Offensive mit seiner Schnelligkeit und Wendigkeit noch flexibler.“
Doch diese Einschätzung erwies sich als falsch. Denn auch bei seinem zweiten Anlauf in Deutschland konnte Hwang nicht nachhaltig überzeugen. Schlimmer sogar: In 20 Ligaspielen erzielte er keinen einzigen Treffer. Lediglich im Pokal konnte er dreimal für Leipzig netzen.
2021 wechselte der Angreifer dann nach England. Bei den Wolverhampton Wanderers lief es zunächst gut. Vier Treffer gelangen Hwang in seinen ersten sechs Premier-League-Spielen. Doch seitdem kam nur noch ein einziger hinzu. In dieser Spielzeit traf er noch kein einziges Mal in elf Partien.
Dennoch entschied sich Südkoreas Nationaltrainer Sergio Costa dazu, Hwang mit zur Weltmeisterschaft zu nehmen. Dort ist er zwar nicht Stammspieler und wurde lediglich gegen Portugal eingewechselt, doch das reichte, um sich nachhaltig ins kollektive Gedächtnis Südkoreas zu rufen. Denn durch Hwangs Treffer stehen die Asiaten erstmals seit 2010 wieder im Achtelfinale einer WM.
Am Ende flossen dann auch wieder die Tränen. Nicht unbedingt bei Hee-Chan Hwang, sondern vor allem wieder bei Heung-min Son. Der Kapitän der Südkoreaner schien überwältig zu sein von dem historischen Schlussakt, den er eingeleitet und sein Mannschaftskollege vollendete hatte.
Es war im Endeffekt der Abend der Ex-Hamburger, aber eben nicht nur der des ehemaligen Bundesliga-Lieblings Son, sondern vielmehr der des Bundesliga-Missverständnisses Hwang. Vor allem aber war es der Abend Südkoreas. Dafür haben letztlich beide gesorgt.