Der-Jahn-Blog
·27. August 2025
“Spannende, coole Aufgabe” – Auswärts bei Viktoria Köln

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·27. August 2025
Die Viktoria aus Köln war in den vergangenen Jahren wohl, und das ist im positivsten aller Sinne gemeint, eine der unscheinbarsten Mannschaften der dritten Liga. So geht man bereits in das siebte Drittligajahr in Folge und war – bis dato durchaus beachtenswert – in der Endabrechnung nie abstiegsgefährdet. Im Gegenteil zeigt der Trend in den letzten Jahren nach oben, man erreichte sowohl 22/23 als auch 24/25 einstellige Tabellenplatzierungen und hätte vergangene Saison sogar mit etwas Fantasie ernsthaft im Aufstiegsrennen mitmischen können. Bis zum 25. Spieltag hielt man den Anschluss an die Spitzenplätze, musste hinten raus aber abreißen lassen und beendete die Saison schlussendlich auf einem sehr guten 6. Platz mit sechs Punkten Rückstand auf Relegationsteilnehmer Saarbrücken.
Zur neuen Saison sind die Vorzeichen aber ungewiss: neuer Trainer, Abgänge wichtiger Spieler, durchwachsener Saisonstart. Ein Blick auf den kommenden Gegner des Jahn:
Inkludiert man alle Leihspieler, verloren die Kölner insgesamt 18 Spieler. Freilich, davon waren beileibe nicht alle wichtige Säulen im Kader der Viktoria, aber insbesondere die Abgänge von Leihspieler Said El Mala (18 Scorer in der vergangenen Drittligasaison) sowie von Serhat-Semih Güler (ebenfalls 18 Scorer) dürften den Kölnern bitter aufgestoßen sein. Umso wichtiger war, dass es gelang, Top-Torjäger Lex-Tyger Lobinger (15 Treffer) zu halten. Dennoch muss man feststellen, dass das entstandene Loch durch diese beiden Abgänge natürlich nicht vollends zu schließen war. Man verstärkte sich mit David Otto, Soichiro Kozuki oder Benjamin Zank zwar vielversprechend in der Offensive, die verlorene individuelle Qualität konnte man damit aber nicht ersetzen. Auch ob des weitgehend erneuerten Kaders (nur 9 der 22 Feldspieler waren letzte Saison bereits Teil des Kaders) scheint das Ergebnis in dieser Saison ungewiss, und es wird wohl darauf ankommen, wie die neu formierte Viktoria als Team agieren wird.
Wenn man mit Viktoria Köln etwas verband über die letzten Jahre, dann wahrscheinlich den Cheftrainer. Olaf Janßen war für viele, auch Außenstehende, das Gesicht der Kölner. Kein Wunder, schließlich war das Engagement unterm Strich sehr erfolgreich. Viermal führte er die Viktoria in ruhige tabellarische Gefilde, gewann mit den Kölnern zudem viermal den Landespokal und schlug mit seiner Mannschaft 23/24 sogar Bundesligist Werder Bremen in der ersten DFB-Pokal-Hauptrunde.Nach dem Landespokalsieg gegen Alemannia Aachen endete dieses Kapitel aber, Janßen zog es zum Drittligaabsteiger aus Sandhausen in die Regionalliga Südwest. Passend zur ruhigen Arbeitsweise der Kölner suchte man sich daraufhin keine externe Lösung, sondern beförderte mit Marian Wilhelm ein echtes Kölner Urgestein zum neuen Cheftrainer. Der 36-Jährige (nunmehr drittjüngster Trainer der dritten Liga hinter Sabrina Wittmann und Viktor Kleinhenz) war bereits seit 2010 in verschiedenen Funktionen bei den Kölnern tätig und zur letzten Saison zum Co-Trainer von Olaf Janssen befördert worden. Wenngleich es natürlich schön zu sehen ist, dass man den “Eigengewächsen” auch diesen Schritt zutraut, ist es unterm Strich doch ein hohes Risiko, denn es ist (logischerweise) Wilhelms erste Profistation als Cheftrainer.
Das unsichere und unschlüssige Gefühl, das schlussendlich bleibt, zeichnet sich auch im Saisonstart ab. Auf ein 2:0 gegen Aufsteiger Schweinfurt folgte eine 2:1-Niederlage gegen Saarbrücken sowie ein 0:2 gegen Waldhof Mannheim. Im Landespokal fuhr man gegen den Sechstligisten Germania Teveren ein unterm Strich (zumindest in der zweiten Halbzeit) ungefährdetes 5:1 ein, im DFB-Pokal hingegen war man gegen den SC Paderborn beim 1:3 erstaunlich schläfrig und hatte das Spiel mit dem 0:2 nach 8 Minuten schon quasi verloren.Das Spiel gegen die Regensburger dürfte für die Hausherren eine gewisse Standortbestimmung bedeuten. Gewinnt man, steht man mit sechs Punkten nach vier Spielen ordentlich da, verliert man, findet man sich mit drei Zählern aus vier Spielen wohl eher im Abstiegskampf wieder. Es kann so oder so laufen – vieles ist ungewiss in diesen Kölner Zeiten.
Die Lage beim Jahn
Beim SSV ist nach dem erlösenden 3:0-Heimerfolg gegen Schweinfurt der ganz große Druck erst mal weg. Nach der Halbzeit seien Selbstvertrauen und Lockerheit da gewesen, sagte Cheftrainer Michael Wimmer in der obligatorischen Medienrunde am Mittwoch. “Wir wollten den ersten Heimsieg. Das hat man in der ersten Halbzeit auch gemerkt, dass das Spiel zerfahren war, nicht kontrolliert. Spielfluss ist auch nicht reingekommen, weil das der Schiedsrichter mit zig Unterbrechungen verhindert hat.” Das 1:0 sei dann der Brustlöser gewesen. In der Halbzeit habe er “in der Kabine eine Energie, ein Lachen” gesehen, “und nach dem 2:0 waren sehr viele gute Sachen dabei.”
Dank des ersten Saisonsiegs sei ihm (und wohl auch vielen Spielern und Fans) ein Stein vom Herzen gefallen, sagte Wimmer. Am Freitag in Köln will er aber nun gleich nachlegen. Eine “spannende, coole Aufgabe” erwarte sein Team. Köln sei bislang die laufstärkste Mannschaft der Liga und habe den mit über 60 Prozent höchsten Ballbesitzanteil, gab er zu bedenken. “Uns wird eine Mannschaft erwarten, die Fußball spielen will, die aber auch gegen den Ball sehr mannorientiert ist und sehr hoch verteidigt.”
Ob dann auch gleich Neuzugang Florian Dietz mitwirken darf, ließ Wimmer offen. Zwar habe der Neue am Dienstag die erste komplette Einheit mit dem Team absolviert, aber: “Er hat jetzt noch keinen Spielrhythmus”, auch wenn er beim 1. FC Köln in der U21 die letzten viereinhalb Wochen voll mittrainiert habe. “Die Mannschaft hat am Samstag funktioniert. Es gibt keinen Druck, dass er sofort funktionieren muss. Aber er ist definitiv ein Kandidat, dass er im Kader ist und dass er auch die ersten Minuten in Köln sammelt”, sagte Wimmer. “Langsam aufbauen, nicht verheizen und schauen, wo er am besten reinpasst” sei die Devise.
Ausfallen werden weiterhin die Langzeitverletzten Oscar Schönfelder, Bene Saller und Eric Hottmann. Bei Saller zeigte sich Wimmer optimistisch, dass er vielleicht schon Ende kommender Woche wieder eingreifen könnte. Bei Hottmann müsse man vorsichtiger sein, er absolviere derzeit nur Lauftraining und man sehe in zwei bis drei Wochen weiter. Ben Kieffer hat eine Außenbandverletzung und auch für Julian Pollersbeck (Adduktoren) könnte es nicht reichen. Und Christian Kühlwetter ist bekanntlich weiter rotgesperrt.