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·7. August 2025

Social-Media-Rückzug bei Süper-Lig-Stars: Wenn Kritik zur Belastung wird

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Nach dem Champions-League-Qualifikationsspiel gegen Feyenoord hat Fenerbahçe-Spieler Oğuz Aydın seinen Instagram-Account deaktiviert. Damit reiht er sich in eine wachsende Liste von Spielern ein, die sich aufgrund von Fan-Kritik aus den sozialen Netzwerken zurückziehen – darunter auch David Jurásek, Kenny Arroyo, Youssef En-Nesyri oder Victor Nelsson. Was macht der digitale Pranger mit den Spielern und was sagt das über den türkischen Fußball aus?

Digitale Nähe, emotionale Distanz


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In der Türkei ist Fußball mehr als Sport. Er ist Religion, Ventil und Identitätsanker zugleich. Spieler werden über Nacht zu Helden stilisiert, um ebenso schnell wieder abgestempelt und ausgebuht zu werden. Diese extreme Ambivalenz überträgt sich längst auch auf die digitalen Kanäle. Instagram, X & Co. machen Profis heute jederzeit erreichbar – und angreifbar.

Wenn ein Spieler wie Oğuz Aydın nach einem mäßigen Auftritt in der Champions-League-Quali seinen Account löscht, ist das kein Einzelfall mehr. Es ist ein Symptom. Die Kommentare, die sich viele Süper-Lig-Profis anhören müssen, überschreiten regelmäßig die Grenzen sachlicher Kritik. Beleidigungen, Diffamierungen, ja sogar Drohungen sind keine Seltenheit mehr.

Profis, keine Roboter

Das Gegenargument ist bekannt: "Sie verdienen Millionen, sie müssen das aushalten." Doch Geld schützt nicht vor seelischen Verletzungen. Fußballer sind keine Roboter. Sie sind Menschen mit Emotionen, Ängsten und einem Bedürfnis nach Zugehörigkeit. Wer ständig hört, dass er "unerwünscht" sei, wird früher oder später daran zerbrechen.

Psychologen warnen längst vor den Folgen: Schlaflosigkeit, Leistungsabfall, Rückzug, depressive Episoden. All das ist längst Teil des Profifußballs. Dass sich Spieler wie Victor Nelsson oder David Jurásek zeitweise komplett aus dem Netz zurückziehen, ist letztlich ein valider Akt der Selbstverteidigung.

Ein Appell an die Fans

Natürlich darf Kritik sein. Fußball lebt vom Diskurs. Aber zwischen Kritik und digitalem Mobbing liegt eine Grenze, und die wird in der Süper Lig regelmäßig überschritten. Die Fans haben Macht. Ihre Worte treffen. Umso wichtiger ist es, sie mit Bedacht zu wählen.

Ein Spieler, der sein Trikot trägt, braucht Rückhalt – gerade in schweren Phasen. Denn nur dann wird aus einem schwachen Auftritt ein Comeback. Und aus Frust wieder Stolz.

Foto: KI-generiert

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