Sinan Karweina: „Wenn es bei den fünf Toren bleibt, bringt mir das gar nix“ | OneFootball

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Österreichische Fußball-Bundesliga

·8. September 2023

Sinan Karweina: „Wenn es bei den fünf Toren bleibt, bringt mir das gar nix“

Artikelbild:Sinan Karweina: „Wenn es bei den fünf Toren bleibt, bringt mir das gar nix“

Sinan Karweina: „Wenn es bei den fünf Toren bleibt, bringt mir das gar nix“

8. September 2023 in ADMIRAL Bundesliga

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Sinan Karweina führt mit fünf Toren die Torschützenliste der ADMIRAL Bundesliga an. Wie sich die kleine Nummer 10 von Austria Klagenfurt bei Peter Pacult als Mittelstürmer empfahl, weshalb er in Köln keine Chance bekam und warum er vor jedem Match zum Friseur muss, beantwortet der 24-Jährige in unserer Rubrik „11 Fragen“.


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1) Hallo, spreche ich mit dem Führenden der Torschützenliste in der ADMIRAL Bundesliga?

(lacht) Mit dem geteilten, ja! Es gibt ja auch noch Max Entrup.

2) Gab’s das schon mal, dass du die Torschützenliste angeführt hast?

In Jugend-Zeiten ja. In der U19 des 1. FC Köln waren es mal 27 Tore in 34 Spielen, wenn ich’s richtig im Kopf habe. Dass ich jetzt fünf Tore aus fünf Spielen mache, einmal hab’ ich ja gefehlt, hätte ich mir nicht besser ausmalen können. Aber ehrlich gesagt beschäftigt mich das gar nicht, weil ich weiß, dass es gar nichts bringt, wenn es bei fünf Toren bleibt. Ich muss genauso hart weiter arbeiten.

3) Im Vorjahr war deine Torjäger-Rolle noch nicht abzusehen, da hast du noch mit Assists geglänzt.

In der Vorsaison war ich klarer Rechtsaußen, der geschaut hat, dass ich mit meinem rechten Fuß Pinki (Anm.: Markus Pink) mit Flanken versorge. Das hat einige Zeit auch gut funktioniert, in der zweiten Saisonhälfte ist es dann schwieriger geworden, da war aber keine Zeit für Experimente.

4) Wie hast du dann Peter Pacult überzeugt? Hast du ihm gesagt, „Trainer, ich könnte auch Mittelstürmer spielen“?

Das könnte man bei dem einen oder anderen Trainer wahrscheinlich so machen, bei Peter Pacult hilft das nicht viel. Den muss man erst in jedem Training und Testspiel überzeugen. Aber zum Glück hat auch das irgendwann funktioniert.

5) Du hast erwähnt, dass du aus dem Köln-Nachwuchs kommst. Da müsste doch Peter Stöger noch Trainer dort gewesen sein. Hast du keine Chance gekriegt?

Ja, Peter Stöger war Cheftrainer. Am Ende ist es ja ein bisschen drunter und drüber gegangen. Trotzdem, muss ich sagen, hat’s da nicht einmal den Zeitpunkt gegeben, dass ein Mensch gesagt hätte, „Mensch, ziehen wir doch den Karweina hoch“, obwohl ich mir’s von den Statistiken her wirklich verdient hätte. Aber da hieß es immer nur „zu klein, zu schmächtig, zu unathletisch“.

6) Was macht man damit, an der Größe von 1,73 konntest du ja nichts ändern?

Aber die anderen Dinge waren die, an denen ich angefangen habe, zu arbeiten. Denn fußballerisch, das kann ich schon sagen, war ich auch damals schon gut. Mit meiner Größe hätte ich als echter Mittelstürmer ganz klar Nachteile, deshalb versuche ich, nicht wie ein klassischer Neuner zu agieren, sondern eher aus der Tiefe, aus dem Rücken des Gegners, zu kommen. So wie bei meinem Tor gegen die Austria.

7) Nach Köln ging es in die 3. Liga. Lotte, Duisburg, dann das Chaos und abrupte Ende bei Türkgücü – hast du da nicht schon über Alternativen zum Fußball nachgedacht?

Zwischendurch habe ich mir schon auch gedacht, wow, das geht ja in die völlig falsche Richtung. Es war nach den zwei Jahren Duisburg schon schwer, einen adäquaten Verein zu finden und ich war ja dann auch bei Türkgücü nicht gleich erste Wahl. Als es dort zu Ende ging, war wieder die Frage: Was, wenn ich keinen Verein finde? Aber ich habe eine Familie und eine Freundin hinter mir gehabt, die immer an mich geglaubt haben. Und dann kam Klagenfurt für Andy Irving und mich wie gelegen. Schon am zweiten Tag des Probetrainings hat es geheißen: „Jungs, das gibt’s ja nicht, warum habt ihr bei Türkgücü nicht gespielt?“, und wir haben glücklicherweise unseren Vertrag bekommen.

8) Nach all den schwierigen Stationen, was bedeutet es dir, dass du mit Austria Klagenfurt so erfolgreich bist?

Wenn man so von einem Spiel zum nächsten denkt, hat man gar nicht viel Zeit sich darüber Gedanken zu machen. Würde ich mein 16-jähriges Ich fragen, das würde sich sehr freuen. Wenn wir so reden, merke ich schon, dass es mir sehr viel bedeutet, hier zu spielen. Bundesliga in Österreich, das ist schon eine Riesen-Sache. Da bin ich auch dankbar und demütig.

9) Andy Irving und du, wart ihr schon in Deutschland beste Freunde oder hat sich das erst in Klagenfurt entwickelt? Wobei, stimmt Andys Behauptung, dass du vor jedem Spiel zum Friseur gehst?

Ja, da hat er Recht. Ich hab’ nunmal so eine Kurzhaarfrisur, die muss man des Öfteren nachschneiden, sonst sieht das ja nicht gut aus. Er zieht mich damit auf, aber Andy und ich haben uns auf Anhieb gut verstanden, obwohl wir gar nicht so oft miteinander gespielt haben. Erst in Klagenfurt ist die Komponente dazugekommen, dass wir uns auch auf dem Platz gut verstehen.

10) Geboren bist du in Gummersbach, einer Handball-Hochburg. Hast du Handball auch probiert?

Ne, keine Chance. Ich komme aus einer reinen Fußballer-Familie. Mein Großvater hat bei Schalke in der zweiten Mannschaft gespielt, meine Mutter war bei Schalke auf dem Stehplatz, mein Vater und mein Bruder haben unterklassig gespielt. Für mich kam immer nur Fußball infrage.

11) Mit dem Background bist zu wohl Schalke-Fan?

Nein, da wollte ich wohl einen anderen Weg einschlagen. So mit fünf, sechs Jahren war ich ein großer Fan von Marcelinho, der damals bei der Hertha war. Deshalb war ich Hertha-Fan. Als er zu Wolfsburg ist, bin ich mitgewechselt. Heute habe ich einen anderen Zugang, ich schaue mir praktisch alle Spiele an und schaue vor allem bei Haaland und Kane, wie sie sich bewegen und in welche Räume sie gehen. Der Allergrößte für mich war aber immer Cristiano Ronaldo, obwohl viele sagen, dass ich wegen der ähnlichen Körpergröße ja eigentlich zu Team Messi gehören müsste.

Fotos: GEPA pictures

Redakteur: Horst Hötsch

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