MillernTon
·13. Januar 2025
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Zwar verlor der FC St. Pauli die Partie gegen Eintracht Frankfurt, doch die Leistungen des Teams und einzelner Spieler erzeugen Selbstbewusstsein vor ganz wichtigen Spielen.(Titelfoto: Stefan Groenveld)
Der FC St. Pauli zeigte gegen Eintracht Frankfurt ein gutes Spiel, vor allem nach dem Rückstand. Aber nein, Punkte gab es auch dieses Mal nicht. Diese Niederlage ist eine von vielen, in denen der FCSP zwar gut (mit)spielte, am Ende aber mit leeren Händen dasteht. Das nervt. Auch Alexander Blessin: „Es ist einfach frustrierend, wenn du siehst, dass vieles, was wir uns vorgenommen haben, aufgeht und die Mannschaft sich für ihre Leistung nicht belohnt. Das ist ärgerlich.“
Trotzdem muss nach 16 Spieltagen festgehalten werden, dass der FC St. Pauli gegen die Spitzenteams der Bundesliga mithalten kann. Gegen Leipzig 0:0, gegen den BVB 1:2, gegen die Bayern 0:1, gegen Leverkusen 1:2, gegen Stuttgart 1:0 und nun gegen Frankfurt 0:1 – gegen die sechs wohl besten Teams der Liga holte der FCSP gute vier Punkte, Torverhältnis 3:6. Zum Vergleich: Die Konkurrenz hat deutlich weniger aus diesen Spielen geholt (z.B. Bochum: 1 Punkt, Torverhältnis 5:20; Kiel: 1 Punkt (BVB steht noch aus), Torverhältnis 6:16; Heidenheim: 0 Punkte, Torverhältnis 7:21).
So ist diese Serie gegen die Top-Teams der Bundesliga und damit auch die Niederlage gegen Frankfurt vielleicht auch doch noch etwas wert für die Tabelle. Denn im Vergleich zur Konkurrenz hat der FC St. Pauli das deutlich bessere Torverhältnis aus diesen Spielen vorzuweisen. Von den sieben Clubs im Tabellenkeller hat nur Union Berlin ein besseres Torverhältnis (-7) als der FCSP (-8). Es müsste schon sehr viel passieren, damit es Kiel (-20) und Bochum (-24) gelingt, diesen Rückstand noch aufzuholen. So sind die Spiele gegen Top-Teams, auch jene, die knapp verloren gingen, doch schon alles andere als unwichtig – weil man dadurch quasi einen Punkt mehr auf dem Konto hat als die Konkurrenz.
Und dann gibt es da natürlich auch noch ein paar „weiche“ Faktoren, die man aus diesem „Nicht-Abschießen-Lassen“ ziehen kann. Blessin: „Wir haben sicher nicht die individuelle Qualität (der Top-Teams, A.d.R.). Aber was uns stark macht, ist der interne Zusammenhalt. Wir haben Spieler im Kader mit einer sehr guten Mentalität, die genau wissen, wie wir als Team in der Liga existieren wollen.“ Es dürfte für das eigene Selbstbewusstsein und damit auch für die eigene Leistung sehr wichtig sein, dass man bisher eben in keinem Spiel völlig untergegangen ist, chancenlos war. Es wird vermutlich in dieser Saison noch Spiele geben, in denen es wesentlich schlechter läuft, aber das Wissen, dass man, wenn die eigene Leistung stimmt, in dieser Bundesliga-Saison wirklich gegen jeden Gegner etwas holen kann, ist sicher total hilfreich, um den Klassenerhalt zu schaffen.
Damit es aber in der Rückrunde häufiger etwas Zählbares gibt, ist auch eine effizientere Nutzung der eigenen Torgelegenheiten notwendig, besonders in den Heimspielen. „Das Team gibt alles, damit wir in diese Abschlusspositionen kommen. Wir machen bis zu diesem Punkt vieles richtig, aber das letzte bisschen fehlt.“ – Jackson Irvine fand nach Abpfiff in der Mixed Zone deutliche Worte zu den vergebenen Chancen im Spiel gegen Frankfurt. Weiter sprach er davon, dass die Spieler mit den Torchancen die Verantwortung übernehmen müssen und war damit auch hart gegen sich selbst: „Bei mir war es heute die fehlende Gelassenheit.“
So ist die Niederlage gegen Eintracht Frankfurt für den FC St. Pauli natürlich besonders ärgerlich. Weil man sich in diesem Spiel Chancen erarbeitete, die ein Remis verdient gehabt hätten, vielleicht sogar mehr. Auf die Frage, ob die zweite Halbzeit gegen Frankfurt die beste war, die der FC St. Pauli in dieser Saison bisher am Millerntor gezeigt hätte, sagte Blessin: „Ich glaube schon. Es gab da echt viele Momente, wo wir Lösungen mit dem Ball gefunden haben. Es gab zwar ein-zwei Momente mit dummen Ballverlusten, (…) aber in der Summe glaube ich schon, dass man einen Plan sieht und die Spieler den auch gut umgesetzt haben.“
Dieser Plan lautete gegen Eintracht Frankfurt: Möglichst viele Flanken schlagen. Blessin erklärte, dass man in den Halbräumen Vorteile für sich gesehen habe und auch wenn aus diesen Situationen letztlich kein Tor entstand, so war das Muster relativ klar erkennbar und es hat viel mehr am Abschluss als an der Spielidee gemangelt. Ist dieser Fokus auf Flanken also zukunftsfähig? Alexander Blessin erklärte, dass dieser Fokus aufgrund einer Auswertung zustande kam, bei der man erkannt habe, dass der FC St. Pauli besonders in diesen Flanken-Situationen stark ist. Allerdings nur, wenn die Box-Besetzung dann auch stimmt. Aber das wird man nicht immer vom FCSP sehen: „Es ist sicherlich ein probates Mittel, aber wir werden nicht jedes Spiel so spielen. Jeder Gegner gibt andere Möglichkeiten.“
Danel Sinani machte seine Sache im Angriffszentrum gegen Frankfurt gut und könnte auch in Bochum wieder gefragt sein. // (c) Stefan Groenveld
Allein die Anzahl an Chancen (gegen Frankfurt erspielte sich der FC St. Pauli so viele wie noch nie in dieser Saison) macht bereits Mut für die kommenden Spiele. Der FCSP ist trotz der Niederlage gut aus der Winterpause gekommen, hat sich im Spiel mit dem Ball verbessert. Und hat auch nicht nachgelassen, als das Spiel auf die Zielgerade einbog. Gerade das war eines der eher ernüchternden Merkmale beim FC St. Pauli vor dem Jahreswechsel. Gegen Spielende konnte das Team nur selten noch zulegen oder das angeschlagene Tempo zumindest auf gleichem Level halten. Das war gegen Frankfurt anders, wo es am Ende noch eine richtige Druckphase gab.
Diese Veränderung hängt natürlich direkt auch mit den Neuzugängen und Rückkehrern zusammen. Es ist eben etwas ganz anderes, wenn auf den offensiven Außenbahnen frühzeitig gewechselt werden kann und dann, so wie am vergangenen Samstag, mit Scott Banks und Noah Weißhaupt Spieler in die Partie kommen, die auf dieser Position nochmal richtig was bewegen können. Blessin: „Die Einwechselspieler sind reingekommen und es gab keinen Leistungsabfall, wir konnten das Tempo und die Qualität hochhalten. Das stimmt mich positiv, dass wir jetzt schneller wechseln können und wir nun auch intern im ‚competition mode‘ sind.“
Neben den Neuzugängen und Rückkehrern hat sich auch Danel Sinani ein wenig mehr ins Blickfeld gespielt. Man darf wohl mit Fug und Recht behaupten, dass der 27-jährige gegen Frankfurt sein bisher bestes Spiel für den FC St. Pauli gemacht hat. Neu war die Position ganz vorne nicht für Sinani, wie Blessin erklärte: „Es hat gegen den VfB schon gut geklappt, wo wir die gleiche Situation hatten mit zwei schnellen Außenbahnspielern und mit Danel, der ballsicher ist und die Bälle versucht zu verteilen.“Diese Leistung von Sinani kommt zur rechten Zeit. Denn am Samstag war nicht klar, wann Johannes Eggestein nach seiner Magen-Darm-Infektion wieder in den Kader zurückkehren kann (Blessin: „Es ist auch die Frage, wie schnell er wieder zu Kräften kommt.“)
Wer auch immer am Mittwoch gegen Bochum die Position ganz vorne besetzen wird, es ist allen völlig klar, welch wichtige Spiele nun bevorstehen (am Samstag ist man in Heidenheim zu Gast). Eric Smith sagte in der Mixed Zone, vermutlich noch voller Adrenalin und auch Frust vom Frankfurt-Spiel, dass man die folgenden beiden Spiele nun gewinnen „müsse“. Ganz so drastisch wollte es sein Trainer nicht formulieren, denn „so weit sind wir noch nicht“. Der besonderen Bedeutung dieser Spiele ist Blessin sich aber bewusst: „Es sind Abstiegsduelle und deswegen werden das intensive Spiele.“Und es werden Spiele, in die der FC St. Pauli voller Selbstbewusstsein gehen kann. Das ist ganz sicher einer der großen Pluspunkte, den man aus dem Frankfurt-Spiel mitgenommen hat. Denn sollte es gelingen nahtlos an das Spiel gegen die Eintracht anzuknüpfen, dann ist Blessin davon überzeugt „dass wir dort gewinnen.“
// Tim
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