MillernTon
·12. Januar 2025
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Chancen waren zu Genüge da – doch der FC St. Pauli konnte sie nicht nutzen und verlor das Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt knapp.(Titelfoto: Stefan Groenveld)
Wenn am Ende dieses Spiels zwischen dem FC St. Pauli und Eintracht Frankfurt ein 3:3 auf der Anzeigetafel gestanden hätte, dann wäre das wohl das gerechte Ergebnis gewesen. Es war ein tolles Fußballspiel, in dem beide Teams auch durch taktische Veränderungen jeweils die Oberhand gewinnen konnten. Das bessere Ende hatte dann aber das Team, das eine der vielen guten Gelegenheiten für sich nutzen konnte.(Zu einer der im Gästeblock gezeigten Tapeten, habn wir uns in einem separaten Artikel geäußert – Lieb doch wen Du willst!)
Johannes Eggestein konnte leider kurzfristig nicht mit dabei sein. Den Top-Stürmer des FC St. Pauli plagt eine Magen-Darm-Grippe. Für ihn rückte Danel Sinani in die Startelf und damit wurde ein personeller Wechsel vollzogen, wie er schon in der zweiten Halbzeit in Stuttgart stattgefunden hatte. Alexander Blessin erklärte nach der Partie, dass ihm das Spiel von Sinani in Stuttgart auf dieser Position – als ballsicherer Spieler, flankiert von zwei temporeichen offensiven Außen – gefallen habe. Nach Spielende kann man festhalten: Dieser Plan ging auf, einen Treffer gab es aber leider nicht.
Neben Sinani war auch Eric Smith neu in der Startelf. Der Innenverteidiger ersetzte den ebenfalls nicht im Kader stehenden Lars Ritzka, der aufgrund von Rückenproblemen nicht mit dabei gewesen ist. Das Fehlen von Eggestein im Kader hat zudem dafür gesorgt, dass nicht nur die Neuzugänge James Sands und Noah Weißhaupt (die beide im Laufe der Partie eingewechselt wurden und insgesamt einen guten Eindruck hinterließen), sondern auch Abdoulie Ceesay erstmals im Pflichtspielkader des FC St. Pauli stand.
Auf Seiten von Eintracht Frankfurt gab es drei Veränderungen in der Anfangsformation im Vergleich zum letzten Pflichtspiel: Mario Götze, Kevin Trapp und Hugo Larsson kamen für Kaua Santos, Jasper Höjlund und Fares Chaibi in die Startelf. Das Team von Trainer Dino Toppmöller formierte sich in einer Art 3-4-3, also genau so wie jene Formation des FCSP. Allerdings wurden beide Formationen sehr unterschiedlich ausgespielt, wie sich im Spielverlauf zeigte.
Aufstellung beim Spiel FC St. Pauli gegen Eintracht Frankfurt FCSP: Vasilj – Wahl, Smith, Nemeth – Saliakas, Irvine, Boukhalfa, Treu – Guilavogui, Sinani, Afolayan SGE: Trapp – Collins, Koch, Theate – Kristensen, Skhiri, Larsson, Brown – Götze, Ekitike, Marmoush
Eintracht Frankfurt zeigte sich direkt zu Beginn sehr ballsicher und kam insgesamt viel besser in die Partie als der FC St. Pauli. Innerhalb der ersten 15 Minuten gab das Team bereits fünf Torschüsse ab. Der FCSP hatte nicht nur Probleme mit dem Tempo der Frankfurter Offensive, sondern wurde auch in ruhigeren Ballbesitz-Situationen einige Male ausgespielt.
Entscheidend war in diesen Frankfurter Ballbesitzphasen das Verhalten von Mario Götze und, mit Abstrichen, Omar Marmoush. Beide ließen sich immer wieder aus einer hohen Position in die offensiven Halbräume fallen, Götze sogar einige Male deutlich tiefer. Für die Fünferkette des FC St. Pauli stellte sich dabei die Frage, ob man diesen Bewegungen folgen sollte. Gerade auf der linken Seite des FCSP verursachte dieses Verhalten Probleme, weil das tiefere Anbieten von Götze oft zusammen mit einer gegenläufigen Bewegung, also einem Tiefenlauf, von Rechtsverteidiger Rasmus Kristensen einherging.
Alexander Blessin erklärte nach der Partie, dass man einige Zeit brauchte, um auf dieses Verhalten der Frankfurter Spieler zu reagieren: „Das zu verteidigen, war extrem schwierig. Da waren wir mit den Sechsern teilweise zu tief, waren nicht mutig genug.“ Eine dieser Situationen hätte dann fast zum 1:0 der Eintracht geführt. Doch der Treffer von Ekitike wurde aufgrund einer knappen Abseitsstellung nicht gegeben. Auch nach einem Fehler von Philipp Treu hätte die Eintracht führen können, sogar müssen – doch Ekitike traf anstelle des leeren Tores (er hatte Vasilj bereits umkurvt) nur den Pfosten.
Fünf Minuten nach dieser Riesengelegenheit war es dann aber soweit: Robin Koch fand mit einem tiefen Diagonallball Kristensen auf der rechten Seite. Dessen Querpass landete im Fuß von David Nemeth, der dann aber den Ball nicht klärte, sondern im Strafraum direkt in die Füße von Marmoush spielte. Der ehemalige FCSP-Angreifer ließ sich nicht lange bitten und erzielte das 1:0 für Eintracht Frankfurt (das war bereits sein sechster(!) Torschuss), eine zu diesem Zeitpunkt hochverdiente Führung. Auf die Frage, wie es denn gewesen sei, gegen diese Offensive der Frankfurter zu spielen, sagte Eric Smith nach Abpfiff: „Es war fürchterlich.“ – wer die erste halbe Stunde der Partie gesehen hat, dürfte verstehen, was Smith damit meinte. Ehrlich gesagt war zum Zeitpunkt als das 0:1 fiel überhaupt nicht damit zu rechnen, dass der FC St. Pauli nochmal richtig in diese Partie finden würde.
Nach Abpfiff erklärte Alexander Blessin, dass man direkt im Anschluss an den Gegentreffer taktische Anpassungen vorgenommen habe. Fortan verteidigten die FCSP-Spieler mutiger, Hauke Wahl und David Nemeth schoben immer wieder vor bei ihren Defensivaktionen. Das konnten sie auch deshalb, weil sie Gesellschaft von Jackson Irvine in der Abwehrkette bekamen. Der FCSP-Kapitän agierte nun viel mannorientierter und folgte den Wegen von Marmoush auch bis in die letzte Kette.
Es war sicher nicht nur die taktische Anpassung, die das Spiel nun stark veränderte. Es kam auch eine gewisse Härte rein, einige Zweikämpfe waren grenzwertig. Dieses „Feuer“ im Spiel war ganz im Sinne des FC St. Pauli, wie Blessin nach Abpfiff bestätigte. Insgesamt war das Team nun mutiger, gewann viele Bälle in höheren Positionen und drängte die Eintracht nun immer weiter zurück. Die Zahlen dazu: Vor der Frankfurter Führung (ihr zehnter Torschuss) hatte der FC St. Pauli genau einen Torschuss verzeichnet. Dieser war zwar eine dicke Gelegenheit, als Morgan Guilavogui aus kürzester Distanz den Ball nicht über die Linie drücken konnte, doch ein Torschuss in 34 Minuten Spielzeit ist viel zu wenig. Das Torschuss-Verhältnis nach dem 0:1? 18-4 für den FCSP.
Positionsverschiebungen beim Spielaufbau
Links: Beim FC St. Pauli schoben Eric Smith und Carlo Boukhalfa je eine Position nach vorne im Ballbesitz. Danel Sinani ließ sich hingegen etwas tiefer fallen, während Morgan Guilavogui immer „auf dem Sprung“ war, um die Tiefe zu attackieren.
Rechts: Bei Ballbesitz Eintracht Frankfurt schoben die Außenverteidiger Kristensen und Brown weit hoch. Vor allem Götze ließ sich immer wieder tief in den Halbraum fallen. Auch einer der beiden Sechser, meist Skhiri, ließ sich tiefer fallen (in die Innenverteidigung).
Ein weiteres Element des Frankfurter Aufbauspiels war, dass sich einer der beiden Sechser, zumeist Ellyes Skhiri, in die Innenverteidigung fallenließ. Auch auf dieses Verhalten reagierte der FC St. Pauli nach rund einer halben Stunde, indem Danel Sinani und Carlo Boukhalfa ihr Anlaufverhalten anpassten. Skhiri war aber auch gegen den Ball oft in der Innenverteidigung zu finden. Denn Boukhalfa schob bei Ballbesitz des FCSP immer wieder auf eine Höhe von Sinani, die beide irgendwo im Raum vor der letzten Linie der Frankfurter agierten – und dort für Abstimmungsprobleme beim Gegner sorgten. Der Pfostentreffer von Boukhalfa entsteht aus so einer Situation, in der Skhiri und Koch sich eher gegenseitig deckten, als den FCSP-Sechser zu bewachen.
Doch die meisten Torchancen des FC St. Pauli entstanden aus Flankensituationen. Der FCSP hatte das ganz bewusst als Chance für sich erkannt. Blessin erklärte nach Abpfiff, dass man in einer Auswertung sah, dass diese Situationen vorteilhaft für sie sind. So habe man unter der Woche im Training einen Fokus darauf gelegt. Und so kam es, dass der FC St. Pauli ganze 28 Flanken im Spiel schlug, die meisten davon in der zweiten Hälfte – nie waren es mehr in dieser Saison.
Nein, auch dieser Torschuss fand nicht den Weg ins Netz. Der FC St. Pauli zeigte ein starkes Spiel gegen Eintracht Frankfurt, konnte die Überlegenheit aber nicht in Form eines Treffers nachweisen. // (c) Stefan Groenveld
Trotz teils sehr guter Gelegenheiten (bitte, Jacko, mach endlich mal dein erstes Bundesliga-Tor! – danach geht es bestimmt alles viel leichter) ging es aus Sicht des FC St. Pauli mit dem 0:1-Rückstand in die Pause. Obwohl die erste halbe Stunde klar an die Eintracht ging, musste sich der FCSP ziemlich ärgern mit einem Rückstand in die Pause zu gehen. Doch am Momentum änderte sich auch nach Wiederanpfiff wenig. Mit dem Unterschied vielleicht, dass Eintracht Frankfurt nun offensiv fast gar nicht mehr stattfand (nur zwei Torschüsse – dafür aber einer an die Latte).
Der FC St. Pauli war im zweiten Abschnitt nun klar die spielbestimmende Mannschaft. Frankfurts Trainer Dino Toppmöller kritisierte später auf der Pressekonferenz das Defensivverhalten seines Teams: „Wir haben es in der ersten Halbzeit richtig gut gemacht, haben früh Druck aufgebaut und St. Pauli früh zu langen Bällen gezwungen. In der zweiten Halbzeit haben wir dann zu tief gestanden und dann leidest du natürlich.“
So gab es auch im zweiten Abschnitt eine Reihe guter Gelegenheiten für den FC St. Pauli. Die wohl beste hatte Scott Banks, der eine Flanke am zweiten Pfosten noch erreichte und versuchte den Ball artistisch über Eintracht-Torwart Trapp zu lupfen. Trapp bekam noch eine Fingerspitze an den Ball, dieser titschte auf die Latte. Am Ende sollte der FC St. Pauli trotz eines xG-Werts von 2,3 kein Tor erzielen und somit im achten Heimspiel der Saison zum siebten Mal torlos bleiben. Angesichts der Chancen (drei Treffer bei 104 Torschüssen und einem xG von 9,9) ist da massiv Luft nach oben.
Dabei hätte sich FCSP diesen Ausgleich durchaus verdient gehabt. Das Team spielte eine der besten Halbzeiten der Saison, war in 60 von 90 Minuten besser als Eintracht Frankfurt. Den Unterschied machte in dieser Partie wohl schlicht die höhere individuelle Qualität der Eintracht. Denn die nutzte in Person von Omar Marmoush eine der Chancen für einen Treffer – und der FCSP eben nicht, trotz teils bester Gelegenheiten. Diese Niederlage tut natürlich sehr weh, obwohl die Leistung zeigte, dass der FC St. Pauli auch gegen das nächste Top-Team der Bundesliga nicht nur mithalten, sondern auch spielbestimmend sein kann.
Nun geht es direkt mit zwei ganz wichtigen Spielen weiter: Am Mittwoch ist der FC St. Pauli in Bochum zu Gast, Samstag in Heidenheim. Zwei Spiele, denen im Kampf um den Klassenerhalt eine besonders hohe Bedeutung zukommt. Und wenn es zumindest eine gute Sache an der 0:1-Niederlage gegen Frankfurt gibt, dann diese: Wer so spielt, steigt nicht ab. Also… sofern zukünftig die Vielzahl an Chancen auch in Tore umgemünzt werden.
Immer weiter vor!// Tim
Zu einer der im Gästeblock gezeigten Tapeten, werden wir uns in einem separaten Artikel äußern.
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