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Rund um den Brustring

·26. Oktober 2021

Rund um das Pokalspiel gegen Köln

Artikelbild:Rund um das Pokalspiel gegen Köln

Bevor es am Sonntag gegen wieder um Punkte geht, kämpft der VfB am heutigen Mittwochabend gegen den 1. FC Köln um den Einzug ins Pokal-Achtelfinale. Vor der Partie haben wir mit FC-Fan Lukas (@passwinkel) gesprochen.

Rund um den Brustring: Hallo Lukas und danke, dass Du Dir Zeit für unsere Fragen nimmst. Zunächst zu Dir: Wie bist Du FC-Fan geworden?


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Lukas: Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich als Kind Fan von einem anderen, erfolgreicheren Verein im Süden war. Das wurde mir über den Vater so weitergegeben. Je mehr ich dann eigenständig wurde, desto mehr habe ich Verstanden was in dieser, in meiner Stadt der FC für ein wahnsinniges Gefühl auf die Stadt und Menschen um mich herum ausübt. Spätestens mit dem Champions-League-Titel 2013 war dann ein Punkt erreicht, wo man gut abspringen konnte, weil auch alles drumherum immer schrecklicher und unsympathischer wurde.

In der vergangenen Spielzeit entging der FC nur knapp dem Abstieg, setzte sich in der Relegation gegen Kiel durch. Welche Auswirkungen hätte der Abstieg, gerade in Corona-Zeiten, für den Verein gehabt?

Wenn man bedenkt, dass wir auch ohne den Abstieg mit Bornauw und Jakobs zwei unserer drei wertvollen Spieler abgeben mussten und auch unseren wichtigsten Spieler (Skhiri) wohl nicht lange halten können werden, mag man sich gar nicht vorstellen, wie das anders ausgesehen hätte. Sicher ist: Der FC hat für den Aufstieg 2019 einen Kader ohne mittelfristige Perspektive für so viel Geld aufgebaut, dass danach kaum noch Spielraum bestand. Aus diesem Risiko dann abzusteigen, wäre eine Katastrophe gewesen, auch wegen der niedrigen Ausstiegsklauseln in diesem Falle.

Aktuell läuft es wesentlich besser: Man steht mit 13 Punkten auf Platz 8 und holte am Sonntag gegen Leverkusen nach einem 0:2-Rückstand noch einen Punkt. Aufs Personal kommen wir gleich noch zu sprechen. Hat sich in der Einstellung der Mannschaft etwas geändert seit letzter Saison? Und was ist in dieser Saison für den FC drin?

Mit der Einstellung sprichst du die zentrale Veränderung beim FC an. Spielte man in der letzten Saison unter Markus Gisdol in den meisten Partien einfach in einem tiefen Pressing, um bloß nichts Gefährliches vor den Kasten zu bekommen, ist das in diesem Jahr komplett umgekehrt. Selbst gegen die großen Gegner wird immer wieder ausgerufen, dass man die Spiele gewinnen möchte. Damit geht man zwar ein Risiko, hält das Spiel aber auch vom eigenen Tor weg. Das hilft zum einen die Fehler in Tornähe zu verringern, wenn ich an die Anzahl der Handelfmeter im letzten Jahr denke. Zum anderen beflügelt der Mut die Spieler aber auch im Spiel nach vorne. Dazu passt auch, dass Steffen Baumgart gleich auf der Vorstellungs-Pressekonferenz einen Mittelfeldplatz als Ziel ausgerufen hat. Im letzten Jahr wurde die Erwartungshaltung gleich von Beginn an niedrig gehalten und der Kader schlechtgeredet, sodass man sich den Abstiegskampf bis zum letzten Spieltag beinahe selbst herbeigeredet hat.

Im Sommer gab es, wie bei vielen anderen Vereinen, nicht viele Transfers, man trennte sich vor allem von ein paar Fast-Absteigern. Wie ist Dein Blick auf den Transfersommer?

Genau das ist noch eine Ergänzung zum Punkt davor. Baumgart hat keinen besseren Kader zur Verfügung als Gisdol im letzten Jahr. Zwar hat man mit Ljubicic ablösefrei einen durch seine laufstärke wichtigen Neuzugang gratis verpflichten können, gleichzeitig wurde aber Bornauw abgegeben, der hinten sehr wichtig war. Die Veränderung beim FC kann also kaum am Kader liegen, vielmehr schafft es der neue Trainer die bisherigen Spieler besser zu machen, oder zumindest besser anzupacken. Beispielsweise war im Sturm die größte Baustelle und bis auf den aufgerückten Lemperle wurde dort nichts unternommen, weil kein Geld da ist. Umso wichtiger, dass es der Trainer schafft aus dem alten Personal wieder bessere Leistungen herauszukitzeln.

Gerade Anthony Modeste ist da zu nennen, der von seiner Leihe aus St. Etienne zurückkehrte und in neun Spielen schon sechs Tore erzielen konnte. Haben er und der FC wieder zusammengefunden?

Anders kann man das nicht nennen. Modeste war in der Hinrunde der vergangenen Saison noch in Köln, doch durch Verletzungen und Nicht-Berücksichtigungen wurde er wie viele andere Spieler auch immer weiter demotiviert. Für ihn ist das Umfeld sehr wichtig, wodurch auch die Bomben-Saison unter Stöger zu erklären war. Vor ihm muss sich aktuell im Strafraum wohl jedes Team fürchten, auch wenn er da fast nur durch Flanken zu bedienen ist. Mit dem Ball am Fuß war er noch nie der stärkste.

Vor wem müssen wir uns am Mittwochabend sonst in Acht nehmen und wo liegen die Schwächen der Kölner Mannschaft?

Ich könnte mir vorstellen, dass im Pokal Jan Thielmann das erste Mal nach langer Zeit und mehreren kleinen Pausen wieder in die Startelf rückt. Er ist ein sehr dynamischer Spieler, der noch an seinen Aktionen in Tornähe arbeiten muss, wodurch er bislang zu selten Scorer sammeln kann. Er profitiert aber sehr von Baumgart, weil er seine Dynamik jetzt viel besser ausspielen kann. Ob dann Andersson, Modeste oder beide die Flanken abnehmen sollen, wir man sehen. Dahinter hoffe ich, dass Louis Schaub nach vielen Joker-Auftritten seine technischen Fähigkeiten mal länger auf den Platz bringen darf. Aber auch Lemperle könnte als Nachwuchs-Hoffnung mal wieder länger spielen.

Trainer Steffen Baumgart wurde unlängst groß in der 11Freunde als bodenständiger “Typ” porträtiert, der gerne auf offensiven Fußball setzt. Wie bewertest Du seine Arbeit bisher? Wie lässt er den FC taktisch antreten?

Das sehr riskante Baumgart-System, das wir bisher in jedem Vorbereitungs- und jedem Pflichtspiel gesehen haben, baut auf eine Mittelfeldraute und einen Doppelsturm. Das klappt bisher bestens, weil durch die Außenverteidiger die Breite geschaffen wird, bietet dafür aber gerade über die Außen Konteranfälligkeit. Abgesehen vom großen Personenkult um den Trainer, der aber zumindest die Aufmerksamkeit etwas von der Mannschaft nimmt, beginnt das Drumherum und das Gerede von Schiebermützen aber abseits des Sportlichen schon etwas zu nerven. Aber das nimmt man bei diesem Spektakel-Fußball natürlich liebend gerne in Kauf, solange man länger ansehnliche FC-Spiele sehen und dabei den Mut bis auf die Tribünen spüren kann. Schon dafür ist die Trainer-Entscheidung goldrichtig gewesen.

Welchen Stellenwert hat das Pokalspiel aktuell für Dich und was ist Dein Tipp fürs Spiel?

Bis vor dem Leverkusen-Spiel war ich sehr skeptisch. Seitdem habe ich aber doch wieder Hoffnung gefasst, weil der FC in diesem Jahr jeden Gegner schlagen kann und will. Vielleicht hat man einen geringen Motivations-Vorteil, weil Baumgart die Mannschaft bisher immer voll motivieren konnte und ich nicht einschätzen kann, ob der VfB für dieses Pokalspiel brennen wird. Persönlich freue ich mich einfach ein paar Spieler zu sehen, die bislang nicht immer in der ersten Elf standen, da wurden schon Rotationen angekündigt. So glaube ich doch an ein ordentliches Spiel und freue mich auf eine Auswärtsfahrt der Kategorie ‚Schnappsidee‘.

Titelbild: © VfB-Bilder.de

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