FC Schalke 04
·6. April 2023
Promi-Tour: Mit Olaf Thon und Klaus Fischer hinter den Kulissen

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·6. April 2023
„Guckt einfach so, als ob ihr Spaß habt“, bitten Tour-Guide Lord Helmchen alias Michael Wieczorek und Olaf Thon flachsend. Es ist die Premiere der Promi-Tour, zu der das gut gelaunte Duo die rund zwanzig Besucher durch die VELTINS-Arena führt. 90 Minuten sind geplant, doch Thon und Helmchen lassen eine halbe Stunde nachspielen: Es gibt einfach noch so viel zu erzählen …
Zwei S04-Ikonen begleiten die Führungen zukünftig im Wechsel. Den Auftakt machte der Weltmeister, gefolgt von Mr. Fallrückzieher Klaus Fischer eine Woche später. Doch keine Sorge, niemand musste so gucken „als ob“, denn alle hatten Spaß bei dieser besonderen Stadion-Tour. Wer also schon immer wissen wollte, ob man den UEFA-Cup auch einarmig stemmen kann, warum Thon seit Kurzem im Chaos lebt und wieso die Schalker in der Nordkurve stehen, auch wenn es gar nicht der Norden ist, der ist hier genau richtig.
Treffpunkt ist das Museum und schnell wird klar, die beiden sind ein gutes Team. Währen Helmchen, der bereits bei Baubeginn Führungen über die Baustelle geleitet hat, jedes Detail der Arena kennt, erzählt der Eurofighter die passenden Anekdoten aus Spielersicht. Los geht’s Richtung Umlauf, wo die Putzkolonnen noch eifrig die Spuren des Spieltags beseitigen. „Noch nicht aufgeräumt“, meint Helmchen entschuldigend. „Sonst sieht das hier nicht so aus.“ Doch Thon bekennt lachend Schlimmeres: „Ich bin kürzlich Opa geworden, seitdem sieht’s bei uns ständig so aus.“
Zumindest die Scheiben sind geputzt und geben den Blick frei auf das draußen liegende Spielfeld. 11.000 Tonnen ist die Rasenwanne samt Inhalt schwer, die über Schienen rein- und rausgefahren wird. „Sah euer Rasen auch so gut aus?“, möchte Helmchen von Thon wissen, der die meiste Zeit seiner S04-Karriere im Parkstadion gespielt hat. „Kein Vergleich, das war teilweise ein Acker und im Parkstadion konnte es extrem schattig sein.“ Für ihn wäre das eigentlich kein Stadion gewesen, mit der Tartanbahn ums Spielfeld. „Außerdem hatte der Platz ein starkes Gefälle von Süden nach Norden, das war ein halber Meter Unterschied.“ 1989 darf Thon den ersten Pfahl zum Arena-Bau einschlagen, damit beginnt eine neue Zeitrechnung.
„Vom Trainingsplatz aus konnten wir die Fortschritte verfolgen und ich habe mir geschworen: Da möchte ich auch noch spielen.“ Sein Traum wird wahr und er kann eine Saison die Atmosphäre der Arena als Aktiver genießen, bevor er seine Karriere beendet. Wo seine Fußballleidenschaft begann, können die Besucher von diesem Standpunkt aus ebenfalls sehen. „Da hinten liegt Horst, wo ich 1972 beim STV Horst-Emscher im Verein begonnen habe.“
Zwischendurch sind auch die Besucher gefragt. „72.000 haben ins Parkstadion gepasst, waren aber selten da“, erläutert Helmchen verschmitzt. Wann denn wohl am meisten Zuschauer da gewesen seien? Einer trifft ins Schwarze: „Beim Papstbesuch.“ Genauer gesagt Johannes Paul II., den hat Mannschaftsbetreuer Charly Neumann sich auch gleich geschnappt und zum Ehrenmitglied gemacht. „Charly war ein Original“, schwärmt Thon. Er habe immer bestens Bescheid gewusst und auch gern mal was an die Medien gesteckt, aber er war immer für alle da. „Er war ja auch Pächter von Schloss Berge, und wenn die Mannschaft dort übernachtete, hatte er immer Brötchen mit warmer Fleischwurst und Senf für uns parat. Herrlich!“ Und echte Sportlernahrung.
Auch die klassischen Tour-Themen kommen nicht zu kurz. Der Videowürfel („die größte Videoanzeige Europas“), die Dachkonstruktion – alles wird erläutert. Irgendwann geht’s von der Tribüne auf die Logenebene, deren Wände zahlreiche historische Fotos zieren – auf einem davon einer der beiden Guides samt UEFA-Cup. Lebende Legende. „Ich war der erste, der ihn einarmig in die Luft gestemmt hat. Spannend, was Adrenalin alles bewirkt“, wie Thon grinsend kommentiert, denn die Trophäe wiegt 15 Kilo und ist damit der schwerste unter den Vereinspokalen. „Jahre später habe ich Ibrahimovic gesehen, der ihn einfach wie einen Zahnstocher in die Luft reckte.“
Überhaupt 1997. „Man sagt immer, der Glaube kann Berge versetzen, in der Saison 1996/1997 war das definitiv so.“ Einer der Väter des Erfolgs war Huub Stevens: „Er hat uns Disziplin eingeimpft. Das betraf sogar unsere Klamotten, er hat immer genau aufgeschrieben, was wir wann anziehen müssen.“ Einmal erwischt er Thon mit weißen Socken, dabei war doch blau angesagt, den Rest kann man sich denken. Doch neben Stevens‘ Meriten ist Thon so fair, Vorgänger Jörg Berger nicht zu vergessen: „Auch er hatte seinen Anteil am Erfolg.“
Gegenüber hängt das Bild einer weiteren Trophäe – der DFB-Pokal im Arm von Rudi Assauer. Beim Gedanken an den ehemaligen Manager kommt Thon ins Schwärmen. „Das war ein ganz toller Mensch und ein Glücksfall für Schalke“, erinnert sich der Ex-Profi, auch daran, wie dieser den Pott fallen ließ. „Im Arm den Pokal und die Zigarre, in der anderen das Bier, während der Fahrt auf dem schaukelnden Wagen durch Gelsenkirchen. Da ist es dann passiert, als er einen Schluck nehmen wollte, entglitt ihm der Pott.“ Ein ziemlicher Schaden. „Das kostete locker 10.000 Euro, ein ziemlich teures Bier also.“
Und noch eine schöne Assauer-Anekdote schenkt er den Besuchern. Sie ist eng verknüpft mit dem legendären 6:6 im DFB-Pokal-Halbfinale gegen Bayern München, das am 2. Mai 1984 stattfand – einen Tag nach Thons 18. Geburtstag. „Ich wollte gerne reinfeiern, wusste aber, dass das ein ungünstiger Zeitpunkt ist.“ Er wird bei Assauer vorstellig, der ihn über seine damals noch dampfende Pfeife mustert. Der Plan: eine Kneipe, 120 Gäste und eine Band. „Nach 24 Uhr versprach ich, es langsam angehen zu lassen.“ Um sicherzugehen, dass sein Talent Wort hält und nicht zu tief ins Bierglas schaut, stellte sich Assauer höchstselbst hinter den Zapfhahn und passt auf. „Das muss man sich mal vorstellen, zumal Rudi am 30. April Geburtstag hatte. Er hat seinen geopfert, damit ich meinen feiern kann, und dabei nicht über die Stränge schlage.“ Thon dankt es ihm mit einem Eintrag in die Geschichtsbücher: Er schießt drei der sechs Tore für Schalke. Und für alle, die nicht dabei waren, stellt er die Szenen auch noch nach. Spannende Geschichten, aber alle so lange her! „Machts nichts“, bekräftigt der elfjährige Jaron, „das ist total spannend, weil er mal Spieler war und Dinge weiß, die andere nicht wissen.“ Er besucht die Promi-Tour als Abschluss eines ganzen Schalke-Tags, wie sein Papa Jan verrät: „Wir haben uns vorher noch die Glückauf-Kampfbahn angeschaut und waren im Kleinen Museum der ehemaligen Zeche Hugo.“ Auch Nora (14) hat Thon nicht mehr aktiv erlebt, sie ist mit ihrem Vater Dennis extra aus Hessen angereist, um einen Tag auf Schalke zu verbringen und bestätigt Jarons Eindruck: „Ich finde es beeindruckend, was er als Spieler erreicht hat. Außerdem ist es spannend, mal in die Kabine und den Spielertunnel zu schauen.“
Apropos Kabine, auch da ist Thon in seinem Element und lässt die Besucher tief in die Gedankenwelt vor Anpfiff eintauchen. Doch alles darf hier nicht verraten werden, schließlich hat die Promi-Tour gerade erst ihren Auftakt gefeiert. Ein letztes Geheimnis lüftet Lord Helmchen dennoch fürs Vereinsheim: „Wenn man im Norden der Glückauf-Kampfbahn stand, schaute man Richtung Schalker Markt, dort waren das Haupttor und der Turm von Consol, das wollte man aus Sicherheitsgründen im Blick haben.“ Deshalb stehen die Knappen auch heute noch in der Nordkurve, auch wenn diese nicht dort liegt. Tradition verpflichtet eben.
Die Touren mit prominenter Begleitung finden dienstags, um 17 Uhr statt, im Wechsel mit Klaus Fischer und Olaf Thon.
Interessierte können sich über das Schalke Museum anmelden unter: veltins-arena.de/veltins-arena/stadionfuehrungen