Olympia 2024: Gegnercheck - Das erwartet die DFB-Frauen in der Gruppenphase | OneFootball

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·10. April 2024

Olympia 2024: Gegnercheck - Das erwartet die DFB-Frauen in der Gruppenphase

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USA

Lange die Unbesiegbaren im Frauenfußball - jetzt in der Krise

Ohne jeden Zweifel der größte Name in der deutschen Gruppe: Die USA stehen für alle Frauenfußball-Fans für unzählige Titel, eine unglaubliche Mentalität, lange sogar für eine fast totale Unbesiegbarkeit. Fans, die erst 2021 oder später dazugekommen sind, haben allerdings vermutlich einen anderen Blickwinkel. Denn spätestens mit den Olympischen Spielen 2021 war es mit der Dominanz der USA vorbei.

Dort gewannen die Amerikanerinnen Bronze, was nicht klingt wie ein Weltuntergang. Auf dem Weg dahin verloren sie aber verdient gegen Schweden und Kanada, wirkten wie ein Schatten ihrer selbst. Die USA haben schon seit Jahren mit einem Umbruch zu kämpfen. Der ständige Anspruch an Titel hat den länger herausgezögert, als es gut gewesen wäre: So bekamen junge Spielerinnen lange, aus Angst vor Experimenten, nicht die Chancen, die sie verdienten.


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Der Umbruch ist noch immer nicht abgeschlossen - im letzten Kader standen acht Spielerinnen über 30, einige davon Stammspielerinnen. Bei der WM 2023 funktionierte die Mischung aus Jung und Alt überhaupt nicht, die USA schleppten sich mühsam ins Achtelfinale, um dort gegen Schweden im Elfmeterschießen auszuscheiden.

Es war das erste Mal, dass die USA ohne eine Medaille um den Hals von einer Weltmeisterschaft nach Hause fuhren. Die Grundfeste des amerikanischen Selbstbewusstseins wurden in den letzten Jahren grundlegend erschüttert, ein Positivrekord nach dem anderen zerschellte. Zum ersten Mal keine WM-Medaille, zum ersten Mal drei Spiele in Folge verloren. Bei den USA ist die Zeit gekommen, alles zu hinterfragen, um an die goldenen Zeiten wieder anzuknüpfen.

Neuanfang mit Chelsea-Coach Emma Hayes

Diese schwere Aufgabe wird nun Emma Hayes zuteil, die das Nationalteam zum Ende der Klubsaison übernimmt. Hayes' Meriten beim FC Chelsea sind unbestritten. Sie führte den Verein zu vier Meisterschaften hintereinander seit 2021 - dieses Jahr kommt vermutlich die fünfte hinzu. Über ihre sportlichen Verdienste hinaus, die lediglich vom wiederholten Scheitern in der Champions League getrübt werden, machte sich Hayes als glühende Verfechterin des Frauenfußballs einen Namen, scheute sich nie, ein Thema anzuschneiden.

Damit passt sie hervorragend zu dem US-Team, das schon immer auch politisch war und sich mit seinen Erfolgen als Leuchtturm des Frauensports sah. Diese Haltung, kombiniert mit dem absoluten Selbstbewusstsein, empfanden manche als arrogant - inzwischen ist sie, die DNA der USA, verloren gegangen. Hayes' Aufgabe wird es sein, diese alte Selbstverständlichkeit beim Siegen wieder zurückzuholen, und das schwankende Team wieder in die Bahn zu bringen.

Talente hat sie genug zur Verfügung - von Naomi Girma, einer der besten Innenverteidigerinnen überhaupt, bis hin zu den explosiv schnellen Stürmerinnen Trinity Rodman, Sophia Smith und Newcomerin Jaedyn Shaw. Die perfekte Startelf aus all diesen Spielerinnen zu finden, in nur einem Monat, wird allerdings eine Herausforderung. Die Olympischen Spiele könnten die USA ganz unamerikanisch ohne den absoluten Anspruch, zu siegen, angehen - und mehr wie das erste Experiment, um langfristig wieder an der Spitze zu landen.

Australien

Kann Australien den Schwung von der WM 2023 beibehalten?

Was die WM 1999, als die USA vor mehr als 90 000 Zuschauern den Titel holten, für die Amerikanerinnen war - das war die WM 2023 für Australien. Freilich, die Matildas triumphierten am Ende nicht, sondern belegten den vierten Platz. Viel mehr als die sportlichen Erfolge bleibt aber die Atmosphäre bei dem Turnier in Erinnerung, die Begeisterung für das australische Nationalteam.

Es war ein Fußballfest, Trikots von Star Sam Kerr überall. Die Euphorie schwappte von den Stadien in die Straßen. Kerr selbst fehlte für den Großteil des Turniers, und ihr Team gelang es auch ohne das Herzstück, das Halbfinale zu erreichen. Das Wissen um diese Erfolge wird im Sommer für Australien wichtig sein: Denn Kerr, die alles überstrahlende Figur der Matildas, wird auch bei den Olympischen Spielen fehlen. Bei Chelsea verletzte sie sich im Training, Kreuzbandriss hieß die bittere Diagnose.

Ohne Kerr, mit vielen Talenten

Australien weiß seit der WM, dass sie auch ohne Kerr stark aufspielen können, mit dem jungen Mittelfeldtalent Mary Fowler, den Flügelspielerinnen Hayley Raso und Caitlin Foord, Abräumerin Katrina Gorry und der starken Außenverteidigungs-Zange aus Steph Catley und Ellie Carpenter. Dennoch wäre es überraschend, wenn die Matildas ihre Erfolge bei der WM wiederholen konnten.

Damals wurden die Australierinnen stark von den Fans angetrieben, auf diesen Support können sie sich in Frankreich wohl nicht verlassen. Andererseits mag die Elf des impulsiven schwedischen Trainers Tony Gustavsson die olympischen Spiele: 2021 schafften sie es auch schon ins Halbfinale - im Spiel um Bronze unterlagen sie den USA. Zeit für eine Revanche also.

Sambia

Im ersten Qualifikationsspiel gegen Sambia hatte Marokko ein Déjà-Vu der positiven Sorte. Es lief die Nachspielzeit, Spielstand 1:1 - dann entschied Rosella Ayane, Stürmerin in Diensten der Tottenham Hotspurs, das Spiel für Marokko. Ein Déjà-Vu war das, weil Ayane, die in ihrer Jugend noch das englische Trikot trug, Marokko mit ihrem entscheidenden Elfmeter bereits zur WM geschossen hatte. Jetzt machte sie die Tür zu Olympia auf.

Aber durch die Tür konnte Marokko letztendlich doch nicht gehen: Das zweite Spiel verloren die "Atlas Lionesses" mit 0:2. Barbra Banda war mit einem Doppelpack die entscheidende Spielerin. Sambia hat mit Banda und Racheal Kundananji zwei der teuersten Spielerinnen der Welt in seinen Reihen. So sorgte das Team bei den letzten olympischen Spielen für Aufmerksamkeit - mit vielen Toren durch schnell gefahrene Konter, auf der anderen Seite aber auch defensiven Anfälligkeiten.

Bei der WM 2023 zeigte sich eher die Schattenseite der Konzepts: Sambia konnte die an sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen, enttäuschte vor allem wegen technischer Unzulänglichkeiten - daher kam der Ball oft gar nicht zu den Top-Stürmerinnen. Überschattet wurde das Turnier aber auch durch die Vorwürfe von sexuellen Übergriffen gegen Coach Bruce Mwape, die publik wurden. Mwape ist immer noch im Amt - das zeigt, dass auch neben dem Platz noch viel zu tun ist.

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