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·11. November 2022

Ohne zahlreiche Top-Klubs: Was sagt der WM-Kader über die Bundesliga?

Artikelbild:Ohne zahlreiche Top-Klubs: Was sagt der WM-Kader über die Bundesliga?

Bundestrainer Hansi Flick hat am Donnerstag seine 26 Spieler für die WM in Katar benannt. Dabei stellen zwei Klubs große Blöcke: Auf den FC Bayern entfallen sieben, auf Borussia Dortmund fünf Profis. Ansonsten hat kein Verein mehr als zwei Spieler im deutschen Aufgebot. Dennoch fehlen darin zahlreiche Klubs mit großer Tradition.

Der Hamburger SV, Hertha BSC, der 1.FC Köln, Bayer Leverkusen, der FC Schalke 04 und der VfB Stuttgart zum Beispiel haben keinen Profi im deutschen Aufgebot. Sonderlich nah dran dürften auch nur zwei Spieler aus diesen Vereinen gewesen sein: Jonas Hector vom FC hat auf ein DFB-Comeback laut Medienberichten freiwillig verzichtet, für Florian Wirtz von der Werkself kam das Turnier nach einem Kreuzbandriss schlichtweg zu früh. Bei den übrigen genannten Klubs drängte sich Flick kein Profi sonderlich auf. Historisch betrachtet ist das durchaus bemerkenswert.


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Novum in der deutschen WM-Geschichte

2018 etwa stellten Hertha Marvin Plattenhardt, Köln Hector, Leverkusen Julian Brandt, Schalke Leon Goretzka und der VfB Mario Gomez zur WM in Russland ab. Beim HSV muss man auch 'nur' bis 2010 zurückschauen, als gleich vier Profis der Rothosen dabei waren. Einen deutschen Kader ohne jegliche Beteiligung der genannten Klubs hat es bei 19 WM-Teilnahmen noch nie gegeben. An diesem Novum lässt sich also eine durchaus bemerkenswerte Verschiebung feststellen, die die Klublandschaft des Landes in der jüngeren Vergangenheit durchgemacht hat.

Leipzig, Freiburg, Frankfurt im Aufwind

Zum Beispiel ist mit RB Leipzig eine dritte Kraft quasi aus dem Nichts entstanden. Mit dem hohen Investment des österreichischen Brauseherstellers im Rücken ist der DFB-Pokalsieger auch schnell zum Faktor für die Nationalmannschaft geworden. Lukas Klostermann und David Raum sind im aktuellen Kader dabei, Timo Werner wäre es ohne Verletzung gewesen. Auch die kontinuierlich starke Arbeit des SC Freiburg ist an dieser Stelle zu nennen, die Breisgauer stellen mit Matthias Ginter und Christian Günter ebenfalls zwei WM-Fahrer von Hansi Flick; genauso verhält es sich mit Europa-League-Sieger Eintracht Frankfurt. Dass diese drei Klubs das geteilt drittgrößte Kontingent nach Bayern und Dortmund stellen, kommt keineswegs von ungefähr. Union Berlin, der andere große Senkrechtstarter unter den Bundesliga-Klubs in den letzten Jahren, hatte mit Robin Knoche und Rani Khedira dem Vernehmen nach immerhin zwei potenzielle WM-Fahrer; immer noch mehr als etwa Hertha oder Stuttgart.

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Southampton und West Ham haben WM-Fahrer

Ein weiterer Faktor ist sicherlich auch, dass sich Spitzenspieler im modernen Fußball mehr und mehr auf Spitzenvereine konzentrieren, Profis aus den ersten Reihen darunter häufig versuchen, mit einem Zwischenschritt im Ausland ans Ziel zu kommen. So erklärt sich jedenfalls, dass die Legionäre im deutschen WM-Kader für den FC Barcelona, FC Chelsea, Real Madrid und Manchester City spielen, aber auch den FC Southampton und West Ham United (wobei Ex-Schalker Thilo Kehrer zuvor bei Paris Saint-Germain aktiv war). Ob ein Jungprofi wie Armel Bella-Kotchap von den Saints, der wohl anstelle von Mats Hummels in Katar dabei ist, früher nicht eher von Bochum zum Beispiel nach Leverkusen gegangen wäre denn nach Southampton?

Auswirkung auf den Rückhalt im Land?

Für den Bundestrainer kann keine vordergründige Rolle spielen, welchen Klubs seine Nominierten angehören. Es mag ein Bonus sein, wenn Blockbildung betrieben werden kann, die hat alleine aber noch nie zum Erfolg geführt. Sonst wäre das DFB-Team schließlich vor viereinhalb Jahren in Russland mit sieben Bayern nicht kläglich gescheitert. Vielleicht ist aber doch die Frage erlaubt, wie breit die Unterstützung für die Nationalmannschaft ausfällt, wenn zahlreiche Großklubs mit riesigen Fanaufkommen in der Auswahl nicht repräsentiert sind. Eine Antwort wird es darauf wohl nie geben können, zumal nicht angesichts der besonderen Begleitumstände der Weltmeisterschaft in Katar. Die Vermutung liegt dennoch nahe, dass ein Boykott des Turniers manchem Fan leichter fällt, wenn von vornherein klar ist, dass kein Spieler des eigenen Herzensvereins in der Wüste den Adler auf der Brust trägt.

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