Norwich City – FC St. Pauli 1:3 (0:3) | OneFootball

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·4. August 2024

Norwich City – FC St. Pauli 1:3 (0:3)

Artikelbild:Norwich City – FC St. Pauli 1:3 (0:3)

Der FC St. Pauli gewinnt das vorletzte Testspiel beim englischen Zweitligisten Norwich City FC mit 3:1 (3:0). Ein Reisebericht.Titelfoto: Izzy Poles / News Images / Imago Images, via OneFootball

FC St. Pauli international! Was sich in den letzten Jahren mit Spielen bei Bröndby, Heerenveen und Dunfermline langsam als schöne Tradition etablierte, fand an diesem Wochenende im englischen Norwich, nordöstlich von London, seine Fortsetzung.


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Ich hatte mich für einen Flug von Freitag bis Sonntag entschieden und konnte mich einer fanclubinternen Airbnb-Buchung anschließen. Die Ankunft am Freitag gelang einigermaßen pünktlich, aber zu spät, um sich noch Cambridge gegen West Brom anzuschauen, was einigen anderen hingegen gelang. Wir reisten mit dem Zug nach Norwich und verbrachten den Abend im „The Compleat Angler“. Sehr zur Enttäuschung mindestens einer anwesenden Person stellte sich der Pub zwar als durchaus reichhaltig im Getränkeangebot, aber als eher übersichtlich im Bezug auf konkrete Angel-Utensilien oder Schaustücke heraus.

Der Samstag

Zeit für ein kleines Sightseeing – und Norwich wusste durchaus zu gefallen. Kleine Parks, alte Gebäude, Pubs, Cafés, entspannte Menschen. Das Schloss war leider größtenteils eine Baustelle, der Umlauf bot aber trotzdem zumindest einen schönen Blick auf die Stadt.

Einzelpersonen frühstückten im Wetherspoon, wurden aber bereits freundlich darauf hingewiesen, dass die Verweildauer doch bitte zu beschränken sei, da Gästefans hier am Spieltag eigentlich nicht erlaubt seien. Es hielt sich hartnäckig das Gerücht, dies sei nach dem Besuch der Magdeburger in der Vorwoche nochmals verschärft wurden. Dies lies sich aber nicht verifizieren. Außerdem war dies auch so ziemlich der einzige Vorfall des Wochenendes, wo irgendwie das Gefühl aufkam, hier nicht ausnahmslos willkommen zu sein.

Einem Besuch des lokalen Marktes und einem ausgiebigen Frühstück in einem neutraleren Café folgte für uns bereits der Weg zum Bahnhof. Dort sollten ab 11.30h langsam die englischen Fanclubs sowie all jene eintreffen, die wahlweise in London übernachtet hatten oder erst am Morgen eingeflogen waren.

Bei der Ankunft am Bahnhof sollte Delphin „Bärbel“ erstmals in Erscheinung treten, dazu später mehr. Ein Teil der Gruppe marschierte zum Wetherspoon, wurde dort aber dann mit „strictly no colours“ freundlich wieder weggeschickt, sodass dann doch fast alle im „The Coach and Horses“-Pub eintrafen. Dieser bot auch draußen Sitzgelegenheiten, inklusive Sonnenschirmen und der Möglichkeit, Fanclubbanner zu befestigen, was dann auch genutzt wurde.Fußläufig war man hier nur noch zehn Minuten vom Stadion entfernt. Wie alles andere an diesem Wochenende gestaltete sich der Aufenthalt sehr entspannt.

Am Stadion

Spannend auch, wie hier die Sicherheitsvorkehrungen dann doch komplett anders gelöst werden. Teils lockerer, teils restriktiver. Die englische Besonderheit des strikten Sitzzwangs war schon in der Sicherheitsbesprechung vor dem Spiel für dieses Match gestrichen worden. Auch wenn zumindest ein Ordner vor(!) dem Spiel sehr bemüht herumlief und dieses durchsetzen wollte. Ein vergebliches Bemühen. Spätestens mit Anpfiff gab er es dann auf, weil eh alle standen. Gleiches galt in großen Teilen übrigens auch für die Heimkurve.

Die Kontrolle am Einlass war ansonsten übersichtlich, die anwesenden Ordner gaben aber an, dass dies der Normalzustand sei. Kaum zu glauben, denn zwar war da eins der üblichen Turnstiles, allerdings daneben auch genug Platz, um einen ordentlichen Blocksturm zu wagen. Dies war zuletzt wohl bei einem Spiel gegen Tottenham passiert.Dafür war aber ein „pyro-detection“-Hund im Einsatz, der alle Fans beschnüffelte. Unnützes Wissen: wenn das Gästekontingent komplett ausgeschöpft wird, sind es zwei Hunde. Davon waren wir dann aber doch weit entfernt, gut 400 Tickets waren für den Gästebereich verkauft worden.

Rauch- und Getränkeverbot galt ebenso – letzteres nur für die Tribünen selbst. Im Stadionumlauf, an den Verkaufsständen, ist der Verzehr gestattet, inklusive Vollbier. Softdrinks sind hier übrigens deutlich günstiger als Alkohol. Gerne nachmachen, FC St. Pauli. Was man hingegen nicht nachmachen muss: Die Versorgung wird dann nach der Halbzeit eingestellt, auch nach dem Spiel gab es nichts mehr.

Vor Anpfiff gab es dann noch die hier geläufige Variante der Schweigeminute, nämlich den durchgehenden Applaus für eine komplette Minute. Gedacht war diese für Craig Shakespeare. Shakespeare kam als Spieler auf über 500 Einsätze, unter anderem für Walsall, West Brom und Grimsby. Als Trainer war er von 2021-23 Co-Trainer von Norwich und verstarb am 1. August nach einer Krebserkrankung.

Das Spiel

Die Aufstellung

Tor: Vasilj Abwehr: Treu – Mets – Smith – Wahl – Stevens Mittelfeld: Irvine – Metcalfe – Wagner Angriff: Guilavogui – Eggestein

In der Fünferkette spielte Smith natürlich zentral, die Außen Treu und Stevens warteten im Ballbesitz auf den Diagonalball. Davor fungierte Irvine etwas zurückgezogen in der Zentrale, Metcalfe und Wagner etwas offensiver. Vorne harmonierten Guilavogui und Eggestein schon sehr gut.

Die ersten Minuten waren aber wild und es beschlich einen der Gedanke, dass der englische Zweitligist eine Woche vor dessen Saisonstart vielleicht eine Nummer zu groß sein könnte. Langer Ball auf den Ex-Bremer Sargent hier, langer Ball auf Rowe da. Ohne den stark parierenden Nikola Vasilj hätte das sehr schnell übel aussehen können.

Duplizität der Ereignisse: Ähnlich war es schon gegen Lyon gewesen, auch da brauchte der FCSP eine Eingewöhnungsphase. Auch Alexander Blessin wies nach dem Spiel auf diese Ähnlichkeit hin und sprach davon, dass die misslungene Suche nach richtigen Lösungen in diesen Minuten die Nervosität des Teams noch gesteigert hätte. Doch nach der Anfangsphase fing sich der FC St. Pauli und übernahm die Spielkontrolle. Insbesondere die Diagonalbälle von Eric Smith auf die Außen waren jetzt verstärkt zu bewundern und eröffneten immer wieder gute Gelegenheiten.

Jackson Airvine!

Die Führung entsprang ebenfalls einem aus der Vorsaison bekannten Muster: Ecke, Kopfball Jackson Irvine, Tor (18.)! Lediglich Marcel Hartel ist ja nicht mehr da, die Ecke kam hier also von Eric Smith. Danach gelang vieles, wenn nicht sogar alles. Das zweite Tor erarbeitete sich Philipp Treu mit einer starken Balleroberung, die direkt bei Guilavogui landete, der vor dem Tor eiskalt blieb. Nur kurze Zeit später leistete er dann die Vorarbeit für Eggestein zum 0:3.

Hörbare Verstimmung beim Heimpublikum. Noch einmal Alexander Blessin: „35 Minuten vom Feinsten! So viele Ballgewinne, so eine gute Struktur!“

Artikelbild:Norwich City – FC St. Pauli 1:3 (0:3)

Jackson Airvine (hier nach der Landung) – 1:0!

// (c) Paul Chesterton via Imago Images via OneFootball

Hauke Wahl wirkte da etwas reservierter: „Aus den Situationen, wo wir den Ball erobert haben, haben wir auch extrem viel gemacht. Das 3:0 zur Pause war vielleicht ein Tick zu hoch.“ Sehr gut, Testspiele nicht überbewerten, auf dem Teppich bleiben. (Apropos Teppich… was ein Rasen!) Gleichwohl lobte er natürlich die Änderungen nach der Anfangsphase, auch für die beiden Neuverpflichtungen Stevens und Guilavogui hatte er lobende Worte übrig.

Die 2. Halbzeit

Tor: Vasilj (59. Voll) Abwehr: Treu (60. Ritzka) – Mets – Nemeth – Dźwigała Mittelfeld: Irvine (75. Schmitz) – Boukhalfa – Banks – Sinani Angriff: Afolayan – Saad

Erneut wirkte das Team anfangs noch nicht sortiert, ein schneller Gegentreffer (Rowe, 47.) und eine weitere Großchance für die Gastgeber waren die Folge. Doch erneut übernahm der FCSP nach einer kurzen Phase wieder die Kontrolle und spielte das souverän herunter. Man hätte selbst auch noch ein, zwei weitere Treffer erzielen können.

Unterm Strich ein sehr guter Auftritt des Teams, der an die zuletzt gezeigten Leistungen anknüpfte. Hauke Wahl betonte, als Team weiter „Schritt für Schritt zu gehen“, um dann gegen Halle beim ersten Pflichtspiel da zu sein – auch wenn die Entwicklung selbst dann noch nicht abgeschlossen sein wird.Sorry, mehr Details kann ich aus dem Gästeblock wirklich nicht liefern, zumal das Spiel (noch?) nicht im Vereins-TV vorliegt.

Das Drumherum

Artikelbild:Norwich City – FC St. Pauli 1:3 (0:3)

Der Gästeblock des FC St. Pauli an der Carrow Road in Norwich direkt vor Spielbeginn. // (c) privat

Zurück zu „Bärbel“, lassen wir das Abendblatt (€) erzählen:

Die 404 mitgereisten Fans des FC St. Pauli hatten am Sonnabendnachmittag ihren Spaß an der Carrow Road. Während des Testspiels beim englischen Zweitligisten Norwich City flog immer wieder ein aufgeblasener Plastik-Hai (oder Delfin – so genau war das nicht zu erkennen) durch den Gästeblock, begleitet vom Johlen einiger Hundert Kiezclub-Anhänger.Woher das tierische Badespielzeug kam? Was das Ganze sollte? Und ob der Delfin-Hai auch bei der nachträglichen Feierei in den Pubs der ostenglischen Universitätsstadt dabei sein durfte? Fragen über Fragen.

Sehr gute Fragen, begeben wir uns auf Spurensuche. Zunächst einmal: Es war ein Delfin. Und er wurde „Bärbel“ genannt, trotz seiner Londoner Herkunft aus einem Club am Vorabend. Aufgrund einer Verletzung im Verlauf der zweiten Halbzeit schwächelte er auf der anschließenden Pubtour dann aber doch erheblich. Mehr Details, welcher Club genau, was er mit den Zeugen Jehovas und Jesus zu tun hatte? Tja, was in England passierte, bleibt dann wohl besser doch in England.

Zurück auf die Ränge: Schon in den letzten Minuten gab es positive Resonanz des Heimpublikums und den Versuch, in die fröhliche Stimmung des Gästeblocks einzusteigen. Ob dies nun an den medialen Vorschusslorbeeren lag, die uns zugeschrieben worden waren, am eindeutigen Spielverlauf oder den negativen Erlebnissen eine Woche zuvor gegen Magdeburg, sei mal dahingestellt. Jedenfalls gab es dann einige „St. Pauli!“-Rufe aus der Heimkurve, der Gästeblock antwortete etwas reservierter mit dem langgezogenen „Yellow!“ der Canaries. So oder so: Schön und entspannt, alles.Das Team kam zum Feiern in die Kurve und machte dann nach dem Abklatschen auch noch ein Foto vorm Block, auf Tuchfühlung zur ersten Reihe.

Zurück in der Stadt verteilte sich alles auf ein paar Pubs, teilweise ging es mit dem Zug auch zurück nach London. Wir ließen den Abend im „Last Pub Standing“ ausklingen und überlegten schon mal, welches Ziel denn in nächsten Sommer in Angriff genommen werden sollte. Ich will nicht zu viel verraten, aber sowohl Genua als auch Marseille und Vigo waren in der engeren Auswahl.

Top-Wochenende, 10/10, gerne wieder!

Forza St. Pauli!// Maik

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