90PLUS
·4. Juli 2024
In partnership with
Yahoo sports90PLUS
·4. Juli 2024
Erstmals seit 2008 stehen die Niederlande im Viertelfinale einer Europameisterschaft. Beim klaren Achtelfinal-Sieg über Rumänien (3:0) zeigte Oranje eine gute Reaktion auf die in Summe enttäuschende Vorrunde. War der starke Auftritt in München eine Initialzündung, die das Team von Ronald Koeman noch weit bringen könnte?
Nach vier Punkten aus drei Gruppenspielen und dem enttäuschenden dritten Tabellenplatz gab es viel Kritik um die Niederlande – und innerhalb der Mannschaft notgedrungen intensive Gespräche. „Wir brauchten Kontrolle im Spiel, besonders in der Abwehr. Wie wir stehen, wie wir laufen“, sagte Donyell Malen nach dem 3:0-Sieg gegen Rumänien mit Rückblick auf die Vorrunde. Besonders im finalen Gruppenspiel gegen Österreich (2:3) war das nicht gelungen, „jetzt aber schon“. Recht hat der Dortmunder. In den ersten zehn Minuten hatte man den Eindruck, als würde der Niederlande ein erneut langer Abend bevorstehen. Doch die Mannschaft von Ronald Koeman hielt dem hohen Pressing der Rumänen zu Beginn souverän stand – und schaffte es dann nach und nach auch im eigenen Spiel die Fesseln zu lösen.
65 Prozent Ballbesitz, 23:5 Torschüsse und ein Expected-Goals-Verhältnis von 2,93 zu 0,28 demonstrieren, wie dominant der Auftritt von Oranje war. Die Niederlande überzeugte durch progressives Verteidigen, war in jeder Szene schneller als der Gegner und trumpfte vorne durch Passschärfe und Spielfreude. Koeman lobte das Positionsspiel seiner Mittelfeld-Garde um Jerdy Schouten, Tijjani Reijnders und Xavi Simons, wobei letzterer – eigentlich weiter vorne zu Hause – erstmals in diesem Turnier zentral auf der Zehn eingesetzt wurde und dort zu glänzen wusste. „Er kommt auf der Zehn am besten zurecht, das hat das Spiel bewiesen“, lobte Koeman seinen Schützling, dessen Zukunft bei RB Leipzig noch nicht ganz klar ist. Einzig im Endprodukt weist der 21-Jährige noch den einen oder anderen Mangel auf, schlägt hier und da noch einen Haken zu viel und lässt die nötige Kaltschnäuzigkeit vermissen.
Für das Toreschießen sind aber ohnehin andere Zuständig bei Oranje. Malen avancierte nach seiner Einwechslung zum Doppelpacker, der herausragende Offensivakteur der Niederländer in diesem Turnier ist aber Cody Gakpo. Als Kreativposten und effizienter Vollstrecker zugleich ist er ein ständiger Unruheherd beim Gegner und dazu wenig überraschend mit drei Toren auch der treffsicherste Niederländer bei der EM in Deutschland. Gegen Rumänien sorgte der Angreifer vom FC Liverpool für den Dosenöffner und später mit einer Traumvorlage auf Malen für die endgültige Entscheidung, wobei bereits vorher eine Abseitsposition seinen eigenen Doppelpack verwehrt hatte.
(Photo by MIGUEL MEDINA / AFP) (Photo by MIGUEL MEDINA/AFP via Getty Images)
Nach dem Spiel merkte der von der UEFA zum Man of the Match gekürte Ex-Eindhovener richtigerweise an, dass er und seine Mannschaft zwar „den richtigen Schritt in die richtige Richtung“ gemacht hätten, das aber erst die halbe Miete gewesen sei: „Wir sind noch nicht da, wo wir sein wollen“, so Gakpo. Denzel Dumfries, der mit seinen unermüdlichen offensiven Läufen auf der rechten Schiene gleichwohl ein starkes Spiel gegen Rumänien gemacht hatte, schlug in die gleiche Kerbe: “Wir sind hier, um das Turnier zu gewinnen! Wir sind stark, das wissen wir.” Nicht nur sie wissen das. Die Niederlande haben allen gezeigt, was sie auf dem Kasten haben und die europäische Konkurrenz gewissermaßen davor gewarnt, sie nach der durchwachsenen Vorrunde abzuschreiben. Der starke Auftritt gegen Rumänien könnte eine Initialzündung gewesen sein, von der sich Oranje im weiteren Turnierverlauf nähren könnte. Klar ist aber auch: Rumänien war nur Rumänien. Viertelfinal-Gegner Türkei dürfte schon eine andere Hausnummer werden, ehe im Halbfinale die Schweiz oder England warten würde. Die starke Leistung aus dem Achtelfinale gilt es also zu bestätigen, und das nicht nur einmal. Denn „wenn wir nachlassen, kommen wir nicht ins Finale“, wusste auch Koeman trotz allen Lobes klar zu betonen.
Text von Michael Bojkov
(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)
Live