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·28. November 2023

Nach Thriller gegen Argentinien: Deutschlands U17 steht im WM-Finale

Artikelbild:Nach Thriller gegen Argentinien: Deutschlands U17 steht im WM-Finale

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft steht im WM-Finale! Was für die A-Nationalmannschaft derzeit utopisch klingt, ist für die U17 nun Realität. Das Team von Trainer Christian Wück setzte sich im Halbfinale gegen Argentinien nach einem packenden und hochklassigen Krimi im Elfmeterschießen durch. Es ist das erste Mal seit 1987, dass eine deutsche U-Mannschaft das Finale einer Weltmeisterschaft erreicht. Am Samstag treffen die DFB-Junioren im Endspiel auf Frankreich.

Wück ohne zwei Stammspieler

Nach fünf Siegen aus fünf Spielen ging die deutsche Mannschaft motiviert in ihre vorletzte WM-Partie. Der amtierende Europameister machte es im Viertelfinale gegen spielerisch dominante Spanier spannend. Dortmunds Paris Brunner rettete die DFB-Junioren per Elfmeter und sorgte für den 1:0-Endstand. Gegner Argentinien kam nach einem schwachen Turnierstart immer mehr in Fahrt. Im prestigeträchtigen Viertelfinale zeigte die Mannschaft um Toptalent Claudio Echeverri dem Erzrivalen Brasilien mit einem 3:0-Sieg die Grenzen auf.


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Trainer Wück musste im Vergleich zum Spiel gegen Spanien auf zwei Stammspieler verzichten. Der in der K.-o.-Runde starke Torwart Max Schmitt glänzte im Viertelfinale mit überragenden Paraden. Für das Halbfinale fiel der Keeper des FC Bayern München jedoch kurzfristig krankheitsbedingt aus – Konstantin Heide von der SpVgg Unterhaching vertrat die deutsche Nummer eins. Zudem ersetzte Edeljoker Bilal Yalcinkaya den angeschlagenen Charles Herrmann. Winners Osawe kehrte anstelle des angeschlagenen Almugera Kabar auf die Doppelsechs zurück.

Die argentinische Mannschaft von Trainer Diego Placente, den man in Deutschland vor allem als Bundesliga-Spieler für Bayer Leverkusen kennt, startete fulminant in die Partie. Nach zehn Sekunden nutzte Echeverri einen Bock von DFB-Innenverteidiger Finn Jeltsch und konnte Keeper Heide umkurven. Aus spitzem Winkel traf der dreifache Torschütze gegen Brasilien aber nur das Außennetz – Glück für Deutschland (1.).

Argentinien nach DFB-Führung skrupellos

Für den deutschen Nachwuchs hieß es durchatmen. Die Argentinier blieben in der Anfangsphase spielbestimmend und hatten ordentlich Drang zum Tor. Der amtierende Weltmeister der A-Nationalmannschaften schnürte Wücks Team in der eigenen Hälfte ein. Doch die deutsche U17 bewies einmal mehr Effizienz im Umschaltspiel: Brunner traf aus dem Nichts und mit der ersten guten Chance zum 1:0 (9.). Das BVB-Talent stieß von links in den gegnerischen Strafraum vor und tanzte die argentinische Defensive aus. Argentiniens Torhüter Jeremias Florentin machte beim flachen Abschluss des 17-Jährigen ins kurze Toreck keine gute Figur. Den DFB-Junioren dürfte das egal gewesen sein – die überraschende Führung tat dem Selbstvertrauen der Mannschaft gut.

Der Gegner zeigte sich vom frühen Gegentor jedoch unbeeindruckt. Die Albiceleste suchte nach einer schnellen Antwort und riss die Spielkontrolle wieder an sich. Deutschland stand tief und war in der Verteidigung gefordert. Die von Trainer Wück angekündigte Taktik wurde deutlich. Wie gegen Spanien stand seine Mannschaft defensiv sicher und lauerte auf Umschaltsituationen.

Argentinien konnte die gegnerische Kette aber mehrmals überspielen und kam gefährlich vor das Tor von Heide. Gustavo Albarracin scheiterte nach Chaos im Sechzehner am Torwart von Unterhachings U19 (22.). Knapp zehn Minuten später traf der Kapitän Echeverri erneut das Außennetz (33.). Die deutsche Defensive war durch die Aggressivität der Südamerikaner quasi im Dauerstress. Einzig die Trinkpause verschaffte in der ersten Hälfte Zeit zum Durchschnaufen (30.).

Argentiniens Druck zahlte sich schließlich aus: Agustin Roberto drehte mit einem Doppelpack noch vor dem Pausenpfiff die Partie (36./45+4.). Der Mittelstürmer drückte dem Turnier mit seinem sechsten und siebten Treffer weiter seinen Stempel auf. Die Pausenführung für die Mannschaft von Coach Placente war verdient.

Drama pur im zweiten Durchgang

Die deutsche U17 kam vor beiden Gegentoren zu vielversprechenden Konterchancen. Nach dem bitteren Rückstand war jedoch eine Reaktion gefragt. Die DFB-Auswahl stand enger und konnte das Offensivspiel des Gegners eindämmen. Nach einer guten Gelegenheit durch Moerstedt (47.), belohnte Brunner den Mut der deutschen Junioren mit seinem zweiten Tor (58.). Erneut profitierte der Offensivspieler von einem Patzer des argentinischen Torwarts Florentin, der einen Fehlpass direkt in die Füße von Brunner spielte. Der Dortmunder sorgte mit einem traumhaften Schlenzer für den 2:2-Ausgleich.

Es entwickelte sich eine hochklassige Partie im indonesischen Surakarta. Beide Mannschaften versuchten trotz Temperaturen von um die 30 Grad, alles aus sich herauszuholen. Deutschland brachte die nötige Leistungssteigerung auf den Rasen und ließ Argentinien kaum zu Chancen kommen. Nach einer Flanke von Kapitän Noah Darvich landete ein vergeblicher Klärungsversuch der Albiceleste bei Moerstedt. Mit einem reaktionsschnellen Kopfball brachte der Hoffenheimer die deutsche Mannschaft wieder in Führung (69.).

Mit dem 3:2 im Rücken lief für Wücks Mannschaft alles nach Plan. Deutschland stand in den Schlussminuten kompakt und hatte das Spiel im Griff. Ersatzkeeper Heide erwies sich in seinem ersten WM-Spiel als würdiger Vertreter für die Nummer eins Schmitt. Mit wichtigen Paraden gegen Echeverri (90+1.) und Mastantuono (90+5.) hielt er sein Team auf Siegkurs. Aber es sollte nicht ganz reichen. Kurz vor Ablauf der Nachspielzeit glichen die Argentinier doch aus. Wieder einmal war es Echeverri, der halblinks am Strafraum einen überragenden Steckpass auf Ruberto spielte. Der Stürmer donnerte das Spielgerät unter die Latte (90+7.).

Heide wird zum Matchwinner

Das Spiel schrieb weiterhin seine eigene Geschichte. Die deutsche U17 stand bereits mit eineinhalb Beinen im WM-Endspiel, ehe sie der dritte Gegentreffer in Schockstarre versetzte. Eine Verlängerung gibt es bei U17-Turnieren nicht: nach 90 Minuten ging es direkt ins Elfmeterschießen. Argentiniens Coach Placente erinnerte mit einem Torhüterwechsel für das Elfmeterschießen an die Story des niederländischen Keepers Tim Krul bei der WM 2014 (90+9.). Allerdings war es Deutschlands Ersatztorwart Konstantin Heide, der mit zwei gehaltenen Elfmetern zum Helden avancierte.

Brunner machte als letzter Schütze für Deutschland alles klar. Die DFB-Junioren setzten sich nach Elfmeterschießen doch verdient mit 7:5 gegen starke Argentinier durch. Der späten Ernüchterung folgte der riesige Jubel. Damit steht zum ersten Mal seit 1985 eine deutsche U17-Nationalmannschaft (damals noch U16) in einem WM-Finale. „Wir sind sehr stolz und glücklich, dass wir es ins Finale geschafft haben. Die Jungs haben es in sich, auch den letzten Schritt zu gehen. Jetzt wollen wir auch die Goldmedaille haben“, sagte Trainer Christian Wück nach dem Spiel und ergänzte: „Ich glaube, dass sich die Fans in Deutschland schon lange nach so einer Mannschaft sehnen.“

Am Samstagmorgen (ab 13 Uhr deutscher Zeit) spielt Wücks U17 in einer Neuauflage des EM-Finales im Mai gegen Frankreich um den ersten Weltmeistertitel der Geschichte. Nach dem EM-Triumph wäre es der krönende Abschluss eines historischen Jahres.


WM-Halbfinale: Argentinien U17 – Deutschland U17 (3:3) 5:7 n.E.

Argentinien U17: Florentin (90+9. F. Villalba) – Gorosito, Gimenez, Palacio, Ontivero (46. J. Villalba) – Acuna (59. Mastantuono), Gerez – Albarracin (72. Gutierrez), Echeverri, Subiabre (59. Laplace) – Ruberto

Deutschland U17: Heide – da Silva Moreira, Jeltsch, Odogu, Hennig – Harchaoui, Osawe – Yalcinkaya (74. Ramsak), Darvich (84. von der Hitz), Brunner – Moerstedt (90+3. Rüger)


Tore: 0:1 Brunner (9., Darvich), 1:1 Ruberto (36., Gorosito), 2:1 Ruberto (45+4., Acuna), 2:2 Brunner (58., -), 2:3 Moerstedt (69., -), 3:3 Ruberto (90+7., Echeverri)

Elfmeterschießen: Deutschland begann – da Silva Moreira (0:1), Mastantuono (X, Heide hält), Ramsak (0:2), Echeverri (X, Heide hält), Jeltsch (X, F. Villalba hält), Gimenez (1:2), Harchaoui (1:3), J. Villalba (2:3), Brunner (2:4).


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