Der-Jahn-Blog
·1. November 2024
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·1. November 2024
Pokalnacht in Regensburg! Die Fans im Jahnstadion sollten am Dienstagabend zwischen Genie und Wahnsinn wieder alles mitnehmen dürfen, was der Jahn eben so zu bieten hat. Von einem erlösenden Treffer bis hin zu einer der unnötigsten roten Karten, die wir als Beobachter jemals sehen durften. Dennoch – der Jahn ist zurück! Na ja, so ein bisschen eben. Unsere beiden Flos schauen auf das Spiel gegen Fürth zurück und auf die Aufgabe gegen Elversberg.
Der Spielfilm: Endlich wieder ein Sieg!
Spiel eins nach der Entlassung von Cheftrainer Joe Enochs sollte kein geringeres als die zweite Runde des DFB-Pokals gegen Greuther Fürth sein. Andreas Patz hatte ganze zwei Einheiten, um sein Team auf die schwierige Aufgabe vorzubereiten, aber schien dennoch gleich ein paar Sachen im Team angepackt zu haben. Nach der derben Klatsche in Nürnberg veränderte der Interimstrainer das Team auf vier Positionen. Auf die Bank rotierten Bittroff, Ziegele, Bauer und Kother. Dafür begannen Geipl, Kühlwetter, Wurm und Hein.
In Halbzeit eins taten sich beide Mannschaften extrem schwer, in der Offensive Akzente zu setzen. So kam es eigentlich auch nur in Minute 19 zu einer Großchance für Fürth, welche durch einen Fehlpass von Pröger eingeleitet wurde. Massimo tauchte nach einem Steckpass von Srbeny links im Strafraum vor Gebhardt auf, welcher per Fußabwehr den Einschlag verhinderte. Sonst zeigte sich die Jahnelf sehr fleißig und bemüht, gerade das Sturmpaar Hottmann und Kühlwetter warf sich in jeden Luftzweikampf und brachte damit auch Ernst und Viet in den Halbräumen in vielversprechende Aktionen. Zählbares sollte dabei noch nicht herauskommen, aber man näherte sich immer mehr dem Tor von Fürth.
Halbzeit zwei begann auch gleich mit ordentlich Feuer im Kessel. Nach und nach verlagerte sich das Spiel unserer Jahnelf in die Hälfte der Fürther. So erzwang dann in der 59. Minute Rasim Bulic nach einem Freistoß das 1:0 für die Hausherren. Gerade er schien danach „on fire“ zu sein. Kühlwetter bat keine zwei Minuten danach über links Meyerhöfer zum Tanz und zwang Noll zu einer Parade, aus der eine Ecke resultierte. Dann sollte sich leider Rasim Bulic keine vier Minuten nach seinem allerersten Tor für den Jahn auch seinen ersten Platzverweis im Trikot unseres Vereins redlich verdienen. Nach der Ecke wollte Gießelmann auf links das Spiel schnell machen und wurde, nachdem dieser den Ball schon gespielt hatte, sehr rüde gefoult. Eine klare rote Karte, die auch mittlerweile mit vier Spielen Sperre quittiert wurde. Der Gefoulte musste danach auch verletzt raus, wir wünschen gute Besserung!
Dennoch schien dieser unmittelbare Rückschlag das Team an diesem Tag nicht aus der Bahn werfen zu können. Der Einsatz stimmte die ganze Partie über und gerade die Verteidiger Wurm und Breunig zeigten sich von ihrer besten Seite. Hier möchten wir auch noch mal Wurm besonders hervorheben, der das mit seinen 18 Jahren bisher sehr gut macht und dem kaum bis gar keine Fehler unterlaufen. Dank einer aufopfernden Leistung von allen sollte auch bis zum Ende hin eigentlich keine größere Chance mehr für Fürth herausspringen. Quasi zum Abpfiff hatte dann aber Julien Green noch den Ausgleich auf dem Fuß, welcher aber, im Verbund von Wurm und Gebhardt gestört, den Ball am Tor vorbei stocherte.
Alles in allem war das Spiel wieder ein Schritt in die richtige Richtung, aber noch kein kompletter Turnaround. Dafür bietet sich aber ja Elversberg morgen schon wieder an!
Flo Zeiller
Die Simmen zum Spiel
Andi Geipl …
… über die Emotionen nach dem Spiel: Wir sind überglücklich. Das große Wort ist Leidenschaft. Wir haben uns vorgenommen, den Ball so weit wie möglich vom eigenen Tor weg zu bekommen. In der letzten halben Stunde Unterzahl war jeder für jeden da. Das werde ich als Kapitän des SSV Jahn immer einfordern.
… über seine jüngsten Nichtberücksichtigungen in der Startelf: Man hat selbst als Kapitän nicht das Privileg, immer zu spielen. Vielleicht habe ich in ein paar Spielen meine Leistung nicht so abgerufen. Wir haben auch in der Aufstellung ein paar Dinge ausprobiert. Ich will trotzdem weiterhin mit Kampf, Leidenschaft und Spaß am Fußball vorangehen.
… über die Stimmung im Team: Natürlich waren die letzten Tage mit dem Trainerwechsel eine Achterbahn. Wir sind dankbar, dass uns Andi und das Trainerteam in der kurzen Zeit gut eingestellt hat. Heute hat man auf dem Feld eine Mannschaft gesehen, die unbedingt gewinnen wollte und sich in jeden Ball geworfen hat. Den Schwung können wir mitnehmen für die Liga. Ich bin überzeugt, dass das ein Wendepunkt ist.
… über die rote Karte von Rasim Bulic: Da ist er noch ein bisserl zu grün hinter den Ohren. Es ist überflüssig, da so rein zu gehen. Aber so ist einfach sein Spiel.
Felix Gebhardt …
… über die Reaktion nach Nürnberg: Ich will mich an den vergangenen Freitag nicht mehr erinnern. Ich glaube, wir haben uns heute bei den Fans und allen, die zum Jahn halten, entschuldigt. Wir waren die bessere Mannschaft und haben die Grundtugenden wie Leidenschaft an den Tag gelegt. Das brauchen wir auch in der Liga, dann wirst du belohnt.
… über die Negativserie: Mir ist bewusst, dass das nicht schön ist. Aber wir können jetzt noch weiter über die ersten zehn Spieltage reden oder wir knüpfen genau da an, wo wir heute angefangen haben. Wir müssen einen klaren Cut setzen und ein anderes Gesicht zeigen. Die Gruppe ist intakt, da geht jeder für jeden.
Andreas Patz …
… über die Emotionen: Heute gibt es ein lachendes Auge, ich bin unheimlich stolz auf die Truppe. Wir wollten etwas zurückgeben und haben ein anderes Gesicht gezeigt. Es war eine lange Leidenszeit, die jeden mitgenommen hat. Deswegen ist die Freude der Jungs über den Zu-Null-Sieg groß. Aber es gibt auch ein weinendes Auge, wegen Joe.
… über die rote Karte von Rasim Bulic: Man steht am Spielfeldrand, guckt auf die Uhr und denkt sich: Das wird noch lange. Aber wir haben in den letzten zwei Tagen immer wieder betont: Der Glaube ist entscheidend. Glaube ich daran, dass wir gemeinsam Erfolg haben können? Glaube ich daran, dass wir gemeinsam etwas schaffen? Das haben die Jungs eindrucksvoll bewiesen.
… über die Marschrichtung: Es ist richtig, sich zu freuen. Aber wir haben nicht viel Zeit, jetzt geht es wieder mit Blickrichtung Elversberg. Der Fokus ist da, das in die Liga mitzunehmen. Ein paar Jungs stehen in den Startlöchern, haben gut trainiert. Wir brauchen jeden bei nur drei Tagen Pause.
… über seine Zukunft: Meine Person steht nicht an vorderster Stelle. Es geht um den Verein und ich kann nur meinen Beitrag dazu leisten, was auf dem Trainingsplatz und am Wochenende stattfindet.
Das (immer noch?) unterschätzte Elversberg
Nach dem aufopferungsvollen Pokalfight geht es nun keine 100 Stunden später gegen die Spielvereinigung Elversberg 07. Der saarländische Club ist 2023 in die 2. Bundesliga aufgestiegen, wo er zuvor noch nie gespielt hat. Im Jahr zuvor erst war die SVE aus der Regionalliga in die 3. Liga aufgestiegen. Dies und der Fakt, dass Spiesen-Elversberg mit rund 13.000 Einwohnern der kleinste Standort in der 2. Liga ist, mag dazu führen, dass die „Elv“ von Trainer Horst Steffen leicht unterschätzt wird. So auch möglicherweise am vergangenen Spieltag vom großen HSV, der im Saarland mit 2:4 baden ging.
Das sollte man aber eigentlich nicht tun, sieht man sich die vergangene Zweitliga-Saison an. Ohne jemals in Abstiegsgefahr zu geraten, schloss Elversberg mit 43 Punkten auf Rang 11 ab. Erfolgsgaranten waren unter anderem die Bundesliga-Leihgaben Paul Wanner (FC Bayern/aktuell 1. FC Heidenheim) und Wahid Faghir (VfB Stuttgart). Elversberg besticht unter Steffen in einem variablen 4-4-2-System mit ansehnlichem Offensivspiel und spielerischen Lösungen.
Dieses Jahr sind sie kurz davor, das Kunststück zu wiederholen und stehen mit 16 Punkten aus 10 Spielen auf Rang 7. Einer, auf den die Regensburger Abwehr definitiv aufpassen muss, ist erneut ein Bundesliga-Spieler: Fisnik Asllani. Die Leihgabe der TSG Hoffenheim ist mit sechs Toren und zwei Vorlagen der Topscorer der Elversberger. Am Wochenende gegen den HSV glänzte er mit zwei Toren, bei denen er die Hamburger Hintermannschaft ganz schön narrte.
Der Deutsch-Kosovare entstammt der Jugendarbeit von Union Berlin. Er galt vor wenigen Jahren auch als heißer Kandidat beim FC Bayern, doch entschied sich für einen Wechsel zur TSG Hoffenheim. Um Spielpraxis zu erlangen, verbrachte Asllani die vergangene Saison bei Austria Wien und nun eben bei der SV Elversberg. Die Stärken des 22-Jährigen liegen vor allem im Dribbling bei Eins-gegen-Eins-Aktionen und im Abschluss, auch aus der Distanz. Er glänzt aber auch als Vorlagengeber, vor allem auf Sturmpartner Luca Schnellbacher. Seine Passquote und Werte bei raumgewinnenden Pässen sind herausragend. Ausbaufähig sind noch sein Beitrag zur Defensive und, obwohl er mit 1,91 Metern relativ groß ist, das Kopfballspiel.
Das letzte Zusammentreffen des Jahn gegen Elversberg ist soeben schon eine Weile her. In der Drittligasaison 2013/14 verloren die Regensburger zunächst auswärts 1:3. Das einzige Tor für den Jahn erzielte damals Jimi Müller. Im Rückspiel im alten Jahnstadion gab es ein zähes 0:0. Und von diesem Spiel haben wir auch für alle Nostalgiker ein Schmankerl ausgegraben: Die Highlights vom Turmfunk, der damals – frisch gegründet in seinem allerersten Jahr – noch auf Youtube streamte. Viel Spaß beim Schauen!
Florian Kronfeldner